Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882
88 viele Kinder und junge Leute wegraffte. Am 7. September feierte das durch die Munifizenz des Armaturfabrikan- ten und Majors Herrn Josef Werndl reorganisierte Bürgerkorps ein prächtiges Fest, nämlich die Weihe ihrer neuen Fahne, welche von dem Offizierskorps beigeschafft wurde, wozu die Mutter des Herrn Majors Werndl die Bänder gespendet und als Patin fungiert hat. Zu diesem Fest sind auf Einladung erschienen: der Herr k. k. Statthalter, der hochw. Bischof von Linz, die vollständigen Bürgerkorps mit Waffen und Musikbanden von Sierning, Hall, Enns, Waidhofen, Kematen, Vöcklabruck, Grieskirchen und Hallein, dann zahlreiche Deputationen aus Offizieren und Mannschaft von Wiener-Neustadt, Brünn, Graz, Freistadt, Kremsmünster, so- dass im ganzen an fremdem bewaffneten Bürgermilitär acht Musikbanden und über 700 Mann anwesend waren. Die fremden Korps wurden von dem hiesigen an der Stadtgrenze empfangen, feierlich unter Böllerschüssen einge- führt und freiwillig einquartiert. — Auf dem Stadtplatze zwischen dem Rat- haus und Leopoldibrunnen waren ein hoher gotischer Tempel und zwei Tri- bünen aufgerichtet, das Rathaus und fast alle Häuser mit unzähligen Fahnen geziert. Die Bürgerkorps bildeten ein großes Karree und in dem offenen Tem- pel zelebrierte der hochw. Bischof das Hochamt, wobei die Lieidervereine sangen, und dann die Fahnenweihe vorgenommen wurde. Bei dieser wirklich großartig schönen Feier war das Wetter auch günstig; jedoch nachmittags, wo auf der Holzhändler Reder-Insel ein großes Fest mit mehreren Restaurationen, Kaffeeschenken, Zuckerbäckereien, Tanz, Gesang und abendlicher Beleuchtung mit Feuerwerk vorbereitet war, trat leider ein heftiger und anhaltender Regen ein, sodass dieses große Belustigungsfest un- terbleiben musste und erst am nächsten Tag abgehalten werden konnte, wo aber die fremden Korps wieder abmarschiert waren. Am 8. Oktober erfolgte die kaiserliche Entschließung, wodurch die Errich- tung einer selbständigen ärarischen dreiklassigen Unterrealschule auf Kosten des Studienfonds bewilligt wurde, wozu die Stadtkommune bloß nebst dem Gebäudezins von 685 fl. einen fixen Beitrag von jährlich 500 fl. zu leisten und die Lehrmittel, Bedienung nebst dem Brennholz anzuschaffen hat. In diesem Jahr wuchs eine solche Unzahl Rüben, dass 1 Metzen nur 10— 12 kr. kostete. Auf dem Stadtpfarrplatz wurde im November der vom Zivil-Ingenieur K. Feldbacher nach dem Plane des hies. k. k. Bezirks-Bauamtsassistenten Hofer
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