Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882
84 Doch am 25. kam vomMinisterium die ausnahmsweise Bewilligung dieses Übungsmarsches, welcher denn auch am Sonntag den 28. stattfand, wobei die Häuser des Stadtplatzes, der Enge und in Steyrdorf mit unzähligen Fahnen geschmückt waren. Doch kaum war das Korps aus der Mitte der Stadt in die Kirchen- und Sierningerstraße gelangt, als urplötzlich ein schwarzes Gewitter mit einem solchen Orkan daherstürmte, dass Ziegel von den Dächern ge- schleudert, unzählige Fenster zertrümmert und Bäume entwurzelt wurden und daher das Korps in die Häuser flüchten musste. Am 13. August abends gegen 9 Uhr war ein, am ganzen Horizont ausge- breitetes, äußerst heftiges Gewitter mit fast ununterbrochenen Blitzen, wo- bei das Hausleitnergut in Garsten abbrannte. Am Sonntag den 18. früh um halb 6 Uhr stieg die ganz zusammenge- schrumpfte Enns infolge eines Wolkenbruches im Palten-, Enns-, Reifling- und Salzatale innerhalb einer Viertelstunde um 4 Schuh und riss plötzlich von der Lände 13 auf trockenem Boden gelegene leere Flöße fort, welche auch bald die Ennsbrücke mitgerissen hätten. Eine große Menge Scheiter und anderes verschiedenes Holzwerk, selbst raue Bäume, kamen auf der Enns daher ge- trieben, deren Wasser so mit abgeschwemmten Erdreich geschwängert war, dass es kaum rinnen zu können schien. Außerordentlich zahlreich waren bei der großen Hitze in diesem Jahr die Feuersbrünste und unsere Löschrequisiten wurden in den drei Monaten Juni, Juli und August zu 10 Bränden geführt, u. zw. waren davon drei Brände in Steyr selbst, nämlich am 21. Juli und 3. August zwei Hütten beim Haus Nr. 491 in Aichet und am 6. August der Dachstuhl des Hauses Nr. 179 in Voglsang. Dar beim Bürgerspitale bestandene wüste Zwinger an der Straße mit dem Röhrenbrunnen wurde weggebrochen und an deren Stelle eine Verschleiß- halle für die Viktualien verkaufenden Landleute im Schweizerstil errichtet. Auch die ganze Kirchengasse wird neu mit Kiessteinen mit beiderseitigen Gehwegen aus Granitwürfeln gepflastert. Im November wurde endlich das Ex-Jesuitengebäude geräumt. Am 17. November wurde die alte schwarzgoldene Kanzel in der Stadt- pfarrkirche abgebrochen und mit der Aufstellung der neuen gotischen, von dem Linzer Bildhauer Engelbert Westreicher nach dem Plan des Fidelius Schönlaub in München verfertigten, begonnen, welche 1675 fl. öst. W. kostet. Am ersten Adventsonntag, den 1. Dezember, wurde dann dieselbe von dem Bischöfe Franz Josef Rudigier eingeweiht, wonach im Pfarrhof Tafel war.
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