Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882
79 1861 Nachdem am 22. und 27. Dezember und am 2. Jänner in den drei Wahl- körpern unserer Stadtgemeinde die Gemeinderatswahlen stattgefunden hat- ten und unter den 24 Gemeinderäten wieder 15 bisherige gewählt worden waren, wurde am 19. Jänner wieder der bisherige provisorische Gemeinde- vorstand Herr Anton Haller, Lebzelter Nr. 112 in der Stadt, mit 21 Stimmen zum Bürgermeister gewählt, für welche Wahl nun die kaiserliche Bestätigung eingeholt wird. Am Sonntag den 20. und Montag den 21. Jänner wurden hier auf dem Stadlmayrfeld zwei große Schlittenrennen abgehalten, wo sich bei dem ers- teren 25 und bei dem zweiten 11 Renner beteiligten, wobei aber nur 4 Stey- rer, die überdies leer ausgingen. Die ersten Beste waren am Sonntag 24 Sil- bergulden und bei demHauptrennen amMontag 30 Vereinstaler mit schönen Teppichen. Es wurden an Subskriptionsbeträgen über 400 fl. und von den Zu- sehern über 500 fl. eingenommen, aber dessen ungeachtet ist für wohltätige Zwecke nichts übriggeblieben. Nachdem am 31. Jänner die Allerhöchste Be- stätigung des am 19. Jänner gewählten Herrn Bürgermeisters Anton Haller erfolgt war, wurde am Faschingssonntag den 10. Februar dessen feierliche Beeidigung im Ratssaale durch den Herrn Statthalter vorgenommen, nach- dem die ganze zahlreiche und ansehnliche Versammlung aller Staatsbeam- ten, der Geistlichkeit, der Viertelmeister und übrigen Bürgerschaft vorher dem feierlichen Gottesdienste in der Stadtpfarrkirche beigewohnt hatte. Nachmittags war eine sehr schön und gut arrangierte Festtafel im Gast- haus „zum goldenen Schiff“ mit vielen Speisen, an welcher der Herr Statthal- ter, sämtliche hiesige Staats- und die Gemeindebeamten und der hervorra- gendste Teil der Bürgerschaft, im ganzen über 100 Personen, teilnahmen. Bei der Beeidigung wurden von dem Herrn Statthalter, dem Herrn Bürger- meister u. Vizebürgermeister Matthias Lechner begeisterte und sehr gelun- gene Reden abgehalten und bei der Tafel viele feurige Toaste ausgebracht: überhaupt herrschte bei der letzteren die ungebundenste Heiterkeit u. selbe dauerte von 1 bis 6 Uhr. — Das leider auf etliche 30 Mann zusammenge- schwundene Bürgerkorps zog auf und gab Salven und dessen zahlreiche und hübsche Musikbande schon am Vorabend Zapfenstreich und Ständchen beim Statthalter und Bürgermeister, welche beide auch das Festtheater besuchten. Die neuen schmiedeeisernen Böller donnerten.
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