Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

76 das schon seit dem vorigen Jahre leerstehende Berghauptmannschaftsge- bäude Nr. 70 verlegt werden können. Da aber die Statthalterei diesfalls wieder andere, ganz unzweckmäßige Dispositionen treffen will, so reisten am 14. Juni der Bürgermeister, Sekretär und zwei Gemeinderäte nach Wien zum Ministerium und am 24. Juli kam auch der Statthalter selbst, um persönliche Einsicht zu nehmen, und zugleich um die zwischen der Sparkassadirektion und dem ihr als landesfürstlichen Kommissär seit der Aufhebung der Kreisbehörde in der Person des k. k. Be- zirksvorstehers des Landbezirkes beigegebenen Inspizienten Herrn Jakob Schulz obschwebenden Differenzen zu schlichten, und wird also diesfalls das Resultat erwartet; ebenso auch für die von der Gemeindevorstehung bean- tragte Aufhebung der Stadtpfarrschule am Berg, welche mit nur einem Lehr- zimmer seit langer Zeit im städt. Haus Nr. 151 besteht und wegen des dorti- gen tüchtigen Lehrers Herrn Franz Kuhn gegenwärtig mit Kindern ganz über- füllt ist, welche Schule nun mit der städt. Schule in Ennsdorf, für welche oh- nehin erst im Jahre 1856 ein neues Schulhaus mit einem Kostenaufwand von 10.186 fl. öst. W. erbaut worden ist und zu wenig Kinder hat, umso leichter vereinigt werden kann, als der dortige Schullehrer Herr Bernhard Benedikt ohnehin auf die Schule in Garsten übersetzt worden ist. Der neue provisorische Bürgermeist er bemüht sich löblich, mehr Spar- samkeit im städtischen Haushalt, besonders im Bauwesen, einzuführen und die gemeindeämtlichen Sitzungsprototolle werden regelmäßig in der Steyrer Wochenzeitung („Alpenbote“) veröffentlicht. Am 22. Juni kam das ganze zweite Pionierbataillon mit 30 Offizieren, 467 Mann und zwei vollständigen Brücken-Equipagen, welche letzteren auf der Enns heraufgebracht wurden, aus Linz hier an, umhier Übungen imBrückenschlag vor- zunehmen, welche auch täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage anfangs zwischen Forsthub und Kraxental und oberhalb der Neubrücke vom Schiffweg nach dem Schopperplatz hinüber und zuletzt unterhalb der Reder-Holzhändler- Insel in sehr interessanterWeise stattfanden und stets viele Zuschauer anlockten. Leider sind am 6. Juli, wo bei schlechtemWetter und hohemWasserstande 2 Of- fiziere, 4 Kadetten und 2 Privatdiener auf einer Rekognoszierung von Losenstein in einer Waidzille herausfuhren, an das mittlere Joch der Neubrücke angefahren, umgeworfen worden, zwei Kadetten ertrunken, während die übrigen Insassen gerettet werden konnten. Ein Offizier hatte sich an das Brückenjoch angeklam- mert. Das Bataillon blieb 33 Tage (bis 25. Juli) hier.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2