Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

71 Anton Pichler geführt wird. Die schönen Quadersteine beim oberen Teil sind von dem zwischen dem Rathaus und dem Dominikanerkloster bereits anno 1857 abgebrochenen Teil der Stadtmauer und werden auf Bürsten gesetzt. Am 2. und 3. Oktober marschierten abermals zwei Artilleriebatterien aus Steiermark nach Prag und vom 26. Oktober bis 10. November neun Batterien hier durch: also wurden in diesem Herbst hier 18 vollständige Batterien bequartiert. Die Nähe der Wiener Eisenbahn bei St. Peter, wohin man mittelst täglich zweimaliger Post-Mallefahrten, dann Stellwagen und Lohnkutscher bequem in zwei Stunden gelangt, dann die gestiegene Frequenz des Badeortes Hall haben heuer doch bereits schon eine größere Fremdenfrequenz in Steyr her- beigeführt. Im Monate November wurden in allen Provinzen der Monarchie, also auch in Linz, Vertrauensmänner zur Beratung einer neuen Gemeindeordnung für die Landbezirke einberufen, wobei aber gleichwohl auch die Bürgermeis- ter von Enns, Linz, Freistadt usw. fungierten und nur von Steyr, der zweiten Stadt des Kronlandes benötigte man keinen bürgerlichen Vertrauensmann, indem nur der Kreisvorsteher Herr Karl Reichenbach, einberufen wurde. Un- sere Gemeinde-Repräsentanz will bloß um die Revision unseres gegenwärti- gen besonderen Gemeindestatutes ansuchen. In den Tagen vom 17. bis 30. November marschierten die Wagen und Pferde nebst Artillerie- und Fuhrwesensmannschaft der Munitions-Transport- reserve der ersten Armee aus Italien nach Prag hier durch und mussten hier bequartiert werden, zusammen 396 Fuhrwerke (Bagage- und Munitions- wa- gen, Feldschmieden, Lafetten). In der zweiten Hälfte des Dezembers wurden auch hier vom Gemeinderat unter Beizug von Vertrauensmännern Beratungen wegen der vorzunehmen- den Revision unseres Gemeindestatuts gepflogen. Vom 23. bis 27. Dezember trafen bei tiefem Schnee abermals drei Kriegs- transports-Eskadronen mit 378 Mann, 550 Pferden und Fuhrwerken auf der höchst beschwerlichen Eisenstraße aus Steiermark hier ein und marschierten nach gehaltenem Rasttage nach Böhmen. Regen und Sturm durch die ganze Weihnachtswoche bis zu Ende des Jah- res, wo ein bedeutendes Hochwasser eintrat und der tiefe Schnee wie weg- geblasen ist. Bei solchen unerhörten Extremen von oben ist es wohl kein Wunder, dass auch das Staatsleben allenthalben, insbesondere bei uns,

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