Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

70 Truppen durch die kopflose Führung die ganze Lombardei. Die beiden Fronleichnams-Prozessionen am 23. und 26. Juni fielen umso pompöser aus und war ein umso größerer Menschenzufluss, als überall die ganze Musikbande und eine halbe Eskadron des Husarenregimentes in größ- ter Parade war und nach dem Zug marschierte und das Offizierskorps mit den Beamten das Hochwürdigste begleitete. Am 13. Juli marschierte endlich unser Husarenregiment, nachdem es 10 Wochen hier mit seltenem Wohlverhalten bequartiert war, und uns durch seine schöne Haltung und Musik manche angenehme Stunden gewährte, auch noch am Sonntag den 10. im Gastgarten „zum Pflug“ zu Ehren ihres vor- maligen Obersten und jetzigen Feldmarschall-Leutnants Czre ein schönes Fest mit einem pompösen Wettreiten auf den Gleinkerfeldern gegeben hatte, über Kremsmünster nach Italien ab. Allein, nachdem mittlerweile am 11. der Waffenstillstand abgeschlossen und der Friede eingeleitet worden war, so kam selbes schon am 16. Juli wieder zurück hierher in die Garnison und musste wieder einquartiert werden, jedoch erfolgte der definitive Abmarsch nach Galizien vom 25. Juli eskadronweise. Infolge h. Statthaltereiauftrages v. 4. Juli sollten leicht verwundete und rekonvaleszente Krieger von der Gemeinde in die Privatverpflegung über- nommen werden. Der Bürgermeister berief daher hervorragende Frauen aus allen Stadtteilen, es bildeten sich unter ihnen Komitees und schnell waren respektable Privatspitäler mit aller Einrichtung für 50 Mann ausgemittelt, und dies dem k. k. Generalkommando und der Statthalterei angezeigt. Allein es kamen keine Verwundeten. In der Stadt ist das Spital im 2. Stock des ehema- ligen k. k. Berggerichtes, zuletzt Berghauptmannschaftsgebäude Nr. 71 am Grünmarkt eingerichtet, indem die k. k. Berghauptmannschaft im heurigen Frühling nach St. Pölten übersetzt wurde und nun dieses Ärarialgebäude oh- nehin vor der Hand leer steht. Am 23. August kamen endlich 11 Verwundete aus Linz hier an, die hier in die zwei Spitalzimmer in der Stadt und eines in Ennsdorf verteilt wurden, aber nur drei Wochen blieben und dann wieder einberufen wurden. Vom 23. bis 30. August marschierten hier 7 Artilleriebatterien aus Italien nach Wien durch. Im Oktober wurde die Fortsetzung des Baues des steinernen Kais an der Enns vom Dominikanerkloster aufwärts bis oberhalb der Neubrücke begon- nen, welcher Bau bei 15.000 fl. K.-M. kostet und vom hiesigen Baumeister

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