Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882
69 Husarenregimentes Großfürst Nikolaus zum Standquartier auf unbestimmte Zeit hier an, während die übrigen Divisionen in den Landgemeinden der Be- zirke Steyr, Enns, St. Florian, Neuhofen einquartiert wurden. Abends feierte der hiesige Männergesangverein „Kränzchen“ ein Gesang- fest im Gastgarten „zur Gans“ in Voglsang zur Erzielung einer Sammlung für die im gegenwärtigen Krieg verwundet werdenden Steyrer Soldaten, wobei sich auch gleich die 46 Mann starke Husaren-Musikbande mit großem Beifall produzierte, die Stabsoffiziere, höchsten Beamten und sehr viele Bürgerfami- lien erschienen, sodass bei der Sammlung 102 fl. österr. W. eingingen. Leider wurde die Unterhaltung abends durch ein heftiges Donnerwetter gestört. Am 8. Mai begann hier die Anwerbung von Freiwilligen zu dem, infolge kaiserlichen Aufrufes zu bildenden Oberösterreichischen Freikorps, wozu 1 Offizier und 4 Mann vom Linzer Infanterieregiment und später auch 2 bereits uniformierte und mit silbernen Medaillen dekorierte Freiwillige hier eintra- fen. Die tägliche Assentierung der Freiwilligen fand im Ratssaal ganz wie die regulären Militärstellungen statt, wobei ein Kreiskommissär, der Kreisarzt, der Bürgermeister und der Regimentsarzt des Husarenregiments mitwirkten. Bis Ende Mai wurden hier 96 Mann assentiert und mittelst Fuhren nach Linz gesendet, wohl zum größeren Teile Vagabunden und lockere Vögel. Die Uniform ist grau mit grünen Aufschlägen, grünem runden Hut mit Schildhahnfedern u. Gemsbart, ganz wie die Revierjäger, mit Stutzen und Hau- bajonett. Zwei hiesige k. k. Steueramts-Praktikanten traten als Kadetten ein. In Oberösterreich wird eben jetzt das ganze 6. Armeekorps zusammenge- zogen, daher unser Husarenregiment ganz in den Stadt- und Landbezirk Steyr zusammengezogen wurde. Am 7. Juni wurde hier die Anwerbung zu dem Jäger-Freikorps mit 100 Mann geschlossen und dann das Werbekommando eingezogen. Der Armatur- lieferant Werndl hat den zwei Werbe-Freiwilligen, welche ohnehin täglich je- der 70 kr. Zulage aus dem Landesfond bezogen, noch eine weitere Zulage, zusammen täglich mit 3 fl. für die ganze Dauer ihres Hierseins geschenkt. Die hiesige Stadtgemeinde hat sich verpflichtet, 50 Freiwillige auf ihre Kos- ten mit Handgeld à 10 fl. und der Montur zu versehen. In politischer Beziehung geht es schlecht, denn während in unserer inne- ren Verwaltung noch immer das Provisorium forthinkt und rückwärts geht, verloren wir in der Schlacht bei Magenta am 4., bei Melegnano am 8. und am 24. Juni bei Solferino am Mincio, ungeachtet der größten Tapferkeit der
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