Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

68 geht von Wien an der Eisenbahn bis St. Peter (wo aber keine Station ist), dann auf besonderen Stangen an der Poststraße nach Steyr und von hier an den- selben Stangen zurück nach St. Peter und von dort an der Eisenbahn hinauf nach Linz, sodass eigentlich die Ableitung von St. Peter nach Steyr nur eine Schlinge der direkten Leitung von Wien nach Linz bildet und auf unserem Draht auch täglich von Wien nach Linz, sowie Bayern, Frankreich usw. tele- graphiert wird. Vom 17. bis 28. Februar wurden hier bereits 43 Depeschen abgesendet. Im März müssen alle Militärurlauber bis zu siebenjähriger Dienstzeit ein- rücken, die fünften Bataillone der Infanterieregimenter werden errichtet, wozu die am 14. März hier begonnene gewöhnliche jährliche Rekrutierung beschleunigt werden musste, bei welcher diesmal die Stadt Steyr sehr leicht aufkam und nur 16 Mann brauchte. Jedoch glaubt man, dass bei dem unauf- hörlichen Drängen Frankreichs und Sardiniens zum Krieg bald wieder eine Rekrutierung folgen werde. Im April sind abermals zwei Armeekorps in Kriegsbereitschaft gesetzt und bereits sogar die Reserven einberufen worden. Alle Kommerzialgewerbe stocken, von Silbermünzen ist längst nichts mehr zu sehen, denn es wird bereits wieder ein Agio von 15 Prozent bezahlt und die Staatspapiere stehen sehr tief: Nationalanlehen 75 Proz., 5 % Metallique- obligationen gar 68 Proz. in österr. Währung. Nur die Armaturerzeugung sowohl, in der großartigen Fabrik der Josef Werndl'schen Erben, als auch bei den vier übrigen Erzeugern und die Säbeler- zeugung des Johann Mitter gehen schwunghaft und beschäftigen über 600 Arbeiter. Am 26. April erschien die kaiserliche Verordnung über die endlich erfolgen werdende Einführung eines neuen, bereits anno 1851 versprochenen Ge- meindegesetzes, und ein zweites kaiserliches Gesetz über die eintretende zwangsweise Pferde-Assentierung; endlich am Donnerstag den 28. April er- schien die kaiserliche Kriegserklärung an Sardinien und am 29. erfolgte der Einmarsch unserer Truppen bei Pavia über den Ticino. 5 % National-Anlehen-Oblig. fielen auf 60 %, die 5 % Metall-Oblig. gar auf 55 % und das Silberagio stieg auf 34 %, später gar auf 46 %. Am 1. Mai kam der Stab und ein Zug der 2. Eskadron, sowie auch ein Divi- sionskommando, zusammen 1 Oberst und 13 andere Offiziere, 172 Mann und 150 Pferde des aus Krakau in Oberösterreich einmarschierten k. k. 2.

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