Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

60 Am Donnerstag den 22. Oktober, abends um halb 6 Uhr, langten unter strömendem Regen die zwei mit dem neuen Hochaltar beladenen Schiffe aus Mauthausen an unserem Landeplatz an. Am Freitage wurden sie bei schönem Wetter entleert und die im ganzen ziemlich abgewetzten und beschädigten Altarteile einstweilen im Dominikanerkloster und einige auch in der Stadt- pfarrkirche aufbewahrt, während für die wiedereröffneten sieben Fenster im Presbyterium die gemalten Gläser aus München und die Drahtpanzer aus Wien wegen viel zu später Bestellung leider noch immer nicht eingelangt sind. In der Stadtpfarrkirche wurde, nachdem im Lauf des November die be- schädigten Altarteile vom Erbauer Herrn Schönlaub restauriert und größten- teils neu vergoldet, auch die aus München angelangten drei mittleren Fenster im Presbyterium von den Arbeitern des Glasmalers Hildebrand eingesetzt worden waren, am Montag den 21. November mit der Aufstellung des Altars begonnen und dieselbe auch in fünf Tagen vollendet. Jedoch macht der sehr kunstreich gearbeitete und wirklich schöne Altar schon von der Mitte der Kir- che aus betrachtet, gar keinen imponierenden Eindruck, was wohl daher rüh- ren mag, dass die Farbe des Mauerwerkes jener des Altares gleich und das durch die neuen Fenster rückwärts des Altars einfallende Licht zu grell ist, endlich, dass dessen Vorderseite durch die übrigen noch halb vermauerten Fenster des Kirchenschiffes zu wenig beleuchtet wird. Vom 19. bis 24. Dezember erfolgte die Einsetzung der vier schmalen Fens- ter bei den zwei Seitenaltären, von welch letzteren vorderhand nur der Un- terteil wieder aufgesetzt wird, um doch endlich den Gottesdienst wieder be- ginnen zu können, weshalb ohnehin schon zwischen der geistlichen und welt- lichen Vogtei volles Zerwürfnis herrscht, überhaupt waren die in Angelegen- heit der Kirchenrestaurierung getroffenen Anstalten so ziemlich verkehrt und es wurde auch vieles Geld ganz unnütz hinausgeworfen. Die Volkszählung hat in Steyr ein ungünstiges Resultat geliefert, das, sowie der Mangel aller Neubauten, zur Genüge zeigt, dass unsere Stadt im Verfall begriffen ist. Der Stand vom 31. Oktober 1857 wies eine in Steyr wirklich an- wesende Gesamtbevölkerung von 10.752 Seelen nach, während nach der Konskription vom Jahr 1850 anwesend waren 11.005 Seelen, daher sich seit diesen sieben Jahren die anwesende Bevölkerung um 253 Seelen vermindert hat. Von obiger 1857 anwesenden Bevölkerung von 10.752 Seelen waren 7331 Einheimische und 3421 Fremde und unter den Fremden sind besonders bemerkenswert 50 stabil hier wohnende Israeliten in 16 Familien, welche fast

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