Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

55 der Stadt dieses Recht gänzlich abgesprochen wird, es wurde jedoch gegen die- ses Urteil noch die Appellation an den Obersten Gerichtshof ergriffen. Vom 25. November bis 1. Dezember durch sechs Tage ununterbrochener, unerhörter Schneefall bei 3—5 Grad Kälte, sodass der Schnee auf dem Stadt- platz 3 Fuß hoch wurde, und auf dem Land alle Kommunikation gesperrt ist. Den 27. nachmittags fand hier auf dem Stadlmayrfeld das große Schlitten- rennen statt, wobei jedoch bloß Fahrer aus dem Steyrer, St. Pöltener und Brü- cker Kreise zugelassen wurden und 21 Renner die Fahrt mitmachten. Es erüb- rigte kein Ertrag. Die Erbauung eines Eisenbahnflügels von Enns nach Steyr auf dem linken Ennsufer wurde vom Armee-Oberkommando aus strategischen Gründen ver- worfen, und so werden wir wohl der großen, das Land durchziehenden Puls- ader, der Eisenbahn, fern bleiben müssen, und unsere gute, gewerbfleißige Stadt, deren Industrie ohnehin im Rückschritt begriffen ist, kann wegen Man- gel billiger Mineral- kohlen einem noch weiteren Verfall leider nicht entge- hen: denn die bloße Regulierung des Ennsflusses, wofür vom Ministerium durch fünf Jahre alljährlich nur 5000 fl. bewilligt sind, kann diesfalls keinen Ersatz bieten. Von unserer Eisenindustrie blühen jetzt nur noch die Armaturerzeugung und die Maschinennägel-Erzeugung, wovon jede mehrere hundert Menschen beschäftigt, dann werden jetzt auch, noch von einigen Schmieden Nieten und Holzschrauben für Eisenbahnen und Dampfschiffe gemacht. Sonst ist von un- seren alten Eisengewerben die Tischmesser-Erzeugung noch am meisten mit der Zeit fortgeschritten, während die übrigen Manufakturen nur noch fortve- getieren. Wir stehen daher jetzt, wo der Staat das Prohibitiv-Zollsystem auf- gegeben hat und die schönsten, englischen, belgischen und deutschen Er- zeugnisse einströmen, auf einem entscheidenden Wendepunkt für die Zu- kunft.

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