Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

53 1856 Am heiligen Dreikönigstage, den 6. Jänner, wurde der erste Opfergang zur Erbauung eines neuen Hochaltars im gotischen Stil in der Stadtpfarrkirche ab- gehalten, wobei 82 fl. K.-M. eingingen. Der jetzige schwarze und vergoldete Hochaltar im italienischen Stil aus den Jahren 1689—1692 passt allerdings schlecht zur gotischen Kirche: aber auch die Seitenaltäre, ein Gemisch ver- schiedener Baustile, sowie mehrere geweißigte römische Mauerverzierun- gen, der Musikchor, die ganz vernachlässigten Fenster und Türen und Kir- chenstühle verunzieren den schönen gotischen Bau; überhaupt bedürfte die ganze Kirche einer radikalen Restauration. Am 29. Jänner wurde vom Gemeinderat unter dem Vorsitz des Herrn k. k. Kreisvorstandes und Statthaltereirats Reichenbach der Vertrag wegen unent- geltlicher Überlassung des größten Teils des städtischen Ex-Zölestinergebäu- des an das k. k. Ärar zu Gerichtszwecken, wozu selbes ohnehin schon längst dient, abgeschlossen. Nachdem Russland am 16. Jänner die von Österreich vorgeschlagenen Friedensbedingungen angenommen hat, so sank das Silberagio bereits auf 7 Prozent herab und auch die Getreidepreise fallen stark. Am27. März begann die Rekrutierung und dauerte bis 3. April. Der ganze Kreis stellte mitsammen, brauchte 300 Mann und kam mit der 3. Altersklasse auf. Am Christi Himmelfahrtstag, den 1. Mai kam der Münchner Bildhauer Schönlaub, welcher die Pläne zum neuen gotischen Hochaltar für die hiesige Stadtpfarrkirche verfertigt hatte, hier an, und es wurde vom Gemeinderat mit ihm der Vertrag wegen dessen Herstellung um 5500 fl. K.-M- abgeschlossen, wozu aber bereits durch Sammlungen und Subskriptionen 3900 Gulden zu- sammengebracht sind. Er wird nun in München sogleich mit der Arbeit begin- nen und bis zum Herbst 1857 soll der Altar aufgestellt werden. Soeben wird auch der uralte, ganz steinerne und sehr hübsche gotische Turm auf der Margarethenkapelle neben der Stadtpfarrkirche mit einem Kos- tenaufwand von 800 fl. restauriert und dadurch ein merkwürdiges, altes Bau- denkmal erhalten. Auf der, erst im vorigen Jahr mit einem Kostenaufwand von 900 fl. chaus- seemäßig hergestellten städtischen Strecke der Post- und Kommerzialstraße nach Sierning wurden jetzt von der Stadt auf beiden Seiten bis zur Burgfrieds- grenze Pappelbäume gesetzt.

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