Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

51 angeschafft, die Stadt in Armen- Ordinationsbezirke eingeteilt, Krankenträger bestimmt usw. usw. Und wirklich ist am 4. September hier der erste Cholerafall vorgekommen, nämlich der bürgerliche Feilenschmiedmeister Anton Sonnleitner Nr. 218 bei der Steyr, welcher aber von der Mehrzahl des Publikums und sogar von meh- reren Ärzten als Schlagfluss erklärt wurde, überhaupt wurde es allgemein für unmöglich gehalten, dass in unserer gesunden Gegend und bei unseren fri- schen Wässern die Cholera sich ausbreiten könne. Allein es geschah dennoch und schon am 5., 6., 8. September folgten mehrere Fälle bei der Steyr nach. In der zweiten Hälfte September und den ersten Tagen Oktobers trat die Seu- che ziemlich bedenklich auf, ließ aber bald wieder nach und zu Ende Oktober war selbe wieder gänzlich erloschen. Es sind in den zwei Monaten September und Oktober im ganzen Stadtbezirk erkrankt 122, nämlich 51 männliche, 71 weibliche Personen, wovon 45, nämlich 13 männliche und 32 weibliche ge- storben sind. Die Vorstadt bei der Steyr, vorzüglich die Häuser am linken Ufer Nr. 219, 222, 223, in Steyrdorf Nr. 99, Wieserfeld Nr. 311, Aichet Nr. 400, wur- den am stärksten hergenommen, in dem letztgenannten Haus sind 8 erkrankt und 4 gestorben. In der ganzen Stadtpfarre sind von obigen 122 Erkrankten nur 10 einzelne Fälle und 5 Todesfälle vorgekommen, der Letztgestorbene war der städt. Steueransager Andreas Pfarrl in der Stadt. Im Monat September wurde hier eine Subskription als Beitrag zur Erbau- ung eines Spitals für skrophulöse Kinder, in dem, in neuester Zeit von den o.- ö. Ständen gänzlich umgestalteten Badeorte Hall eröffnet, welche die nam- hafte Summe von 385 fl. K.-M. eintrug. Am 1. November wurde Herr Georg Aichinger, absolvierter Jurist, als Ge- meindesekretär beeidet. Am 15. November wurde der neuernannte Herr Stadtpfarrer Alois Zweit- hurn, bisheriger Pfarrer im k. k. Strafhause in Garsten, von dem hochwürdigen Bischof von Linz in der hiesigen Stadtpfarrkirche installiert. In der Nacht vom 26. November ist das Angerergut zu Garsten am Aschacherweg abgebrannt. Im Laufe dieses Herbstes wurde auch der steinerne Kai an der Enns in der Vorstadt Ort bis zur Spitalmühle herauf verlängert von Seite der Wasserbau- direktion auf Kosten des Ärars, und etwas früher war von der Stadtkommune die neue Abfahrtsstraße vomMichaelerplatz beim Haus Nr. 70 zum Kai an der Enns erbaut worden, zu welchem Zwecke das genannte Haus verkleinert und

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