Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882
47 in Pechgraben erkauft hatten, haben am 6. April die erste größere Schiffsla- dung von 400 Zentnern Steinkohlen nach Steyr zum Verkauf gebracht. Sie ha- ben sich zu diesen Transporten ein eisernes Schiff vom Schiffmeister Mayr in Linz erbauen lassen, welches bereits hier eintraf. Im April herrschte eine außerordentliche Trockenheit, die Wiesen sind wie versengt und am 20. April hat sogar auf der Rückseite des Damberges ein Waldbrand von 12 Joch stattgefunden. Am 23. April abends war zu Ehren der kaiserlichen Vermählung in Steyr Zapfenstreich des Bürgerkorps und Fackelzug der Liedertafel, am Vermäh- lungstage den 24. Hochamt, dann auf dem Platz Absingen der neuen Volks- hymne von allen Schulkindern, welche mit dem Bürgerkorps im Karree aufge- stellt waren. Abends großer Ball im Geselligkeits-Vereins-lokal „zur Gans“. Bei der, nach dem kaiserlichen Wunsch, zur Linderung der Not eingeleite- ten Subskription und dem Ball sind 591 fl. K.-M. eingegangen, welche aus der Stadtkasse auf 700 fl. erhöht, und wovon 545 Armeninstituts- und Fonds- pfründner mit je 30 kr. K.-M. und 140 andere Hausarme mit 5 fl. bis 4 fl. und 2 fl. 30 kr. beteilt wurden, überdies wurden von Wohltätern die in den städ- tischen Unterstandshäusern befindlichen 115 Armen und noch außer densel- ben viele gespeist. Ein ungenannter Wohltäter hat eine 4 Proz. Mlt.-Oblig. per 100 Gulden mit der Widmung gespendet, dass alljährlich am kaiserlichen Ver- mählungstag die Interessen einer armen Familie gegeben werden sollen. Am Sonntag den 14. Mai wurde dem hiesigen bürgerlichen Feilenschmied- meister Herrn Matthias Lechner das ihm wegen seiner verdienstvollen Leistun- gen für die Eisenindustrie verliehene goldene Verdienstkreuz im Ratssaale des Gemeindehauses von Herrn Bezirkshauptmann Fr. Heiß feierlich angehängt. Am 30. Juni beschloss den Monat ein furchtbarer Orkan, der mittags um halb 1 Uhr unversehens eintrat, Schornsteine umwarf, Dächer abdeckte, un- zählige Bäume spaltete und entwurzelte und sogar an mehreren Orten Men- schen tötete. Im Monat Juli wurde von der Regierung ein großes Nationalanlehen von 500 Millionen zur Herstellung der Silbergeldwährung, Zahlung der Staats- schuld an die Nationalbank und Bestreitung der Kriegsrüstungen ausgeschrie- ben, welches Anlehen wohl ein freiwilliges genannt ward, wozu aber doch alle Gemeinden, Steuerpflichtigen, Beamten und Kapitalisten fast direkt gezwun- gen wurden. Die Stadtvorstehung subskribierte aus der Kommunalkassa 20.000 fl., wozu die vorhandenen Metalliques-Obligationen bei der
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