Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

1 1839 Das Jahr 1839 begann unter glücklichen Auspizien. Mit Ausnahme des bel- gisch-holländischen Streits und des spanischen Bürgerkrieges herrschte in ganz Europa die tiefste Ruhe und alle Kräfte wandten sich industriösen Un- ternehmungen zu. In Belgien sieht es — im Februar — kriegerisch aus, es will sich der Abtre- tung seiner deutschen Gebietsteile widersetzen; in Preußen werden deshalb 2 Armeekorps auf den Kriegsfuß gesetzt. Am 12. März kam von der h. Studien-Hofkommission der Befehl zur Erbau- ung des neuen Schulhauses auf der Stelle des Ernst'schen Hauses. Durch die unbedingte Vertauschung des alten Schulhauses musste den Ernst'schen Er- ben ein bedeutender Gewinn in den Sack gespielt werden. Der Magistrat und die städtischen Repräsentanten haben sich gegen diese nachteilige Maßregel, ein Schulhaus in die äußerste Ortschaft Aichet zu bauen, gewiss lange genug gesträubt, um sich vor übler Nachrede zu bewahren, allein vergebens. Am 17. und 18. April wurde rekrutiert. Das Steyrer Kontingent betrug 7 Mann zur Linie und 2 zur Landwehr. Am 21. April war Feier des kaiserlichen Geburtsfestes bei starkem Regen. Bei der Baulizitation des neuen Schulhauses in Aichet am 25. April wurde bei einem Kostenanschlag von 6057 fl. K.-M. der Bau vom Feilschmiedmeister Josef Werndl um den Betrag von 7671 fl. K.-M. erstanden. Am 21. Juni, abends 9 Uhr, war eines der heftigsten Gewitter, welche je in Steyr erlebt wurden, von vielem Hagel und einem orkanähnlichen Sturm be- gleitet, der viele Bäume entwurzelte. Das Blitzen war so heftig, dass es durch 1 ½ Stunden fast nur ein ununterbrochener Blitz zu sein schien. In der Nacht vom 15. September brannte um 11 Uhr das ohnehin baufällige und unbewohnte, auf der Landsiedlleite liegende Haratzmüller-Überländ ab. Seit einem Jahre griff in der Ortschaff Aichet unter den Drahtziehergesel- len etc. die Proselytenmacherei sehr um sich und es hatten bereits 8 Eheleute ihren Übertritt zur protestantischen Kirche angemeldet. Der Zimmergeselle Häusler in Aichet und Hain in Sierning waren als Anstifter bezeichnet, viele gerichtliche Vernehmungen wurden auf Betreiben des Vorstadtpfarramtes und des Kreisamtes im geheimen, jedoch ohne Erfolg, gepflogen. In diesem Monat war auch die Vernehmung der 40 Bürgerausschüsse we- gen Herabsetzung der Veränderungsgefälle. Mit Ausnahme der von der

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