Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882
44 Predigten samt Gottesdienst abgehalten, also im Ganzen 84 Predigten, wäh- rend der ganzen Zeit wurde in allen Beichtstühlen gebeichtet und am 24. nachmittags bei dem feierlichen Schluss bei jeder Kirche ein sehr großes Mis- sionskreuz aufgestellt. Die Predigten, die um 7 Uhr früh, um 3 Uhr und 6 Uhr abends stattfanden, und gewöhnlich 1 ½ Stunden dauerten, waren sehr schön, und der Andrang des Volkes aus weiter Umgebung ungeheuer. Im Monate Mai verlautete es, dass hier zwei Schulhäuser gebaut werden sollen, nämlich eine Haupt- und Realschule und eine Stadtschule in Ennsdorf. Am 6. und 20. Juni kamen die kriegszahlämtlichen Anweisungen zur Erhe- bung der Ablösungsbeträge für die abgenommenen städt. Kanonen mit 185 fl. 18 kr. K.-M. und für die Gewehre der aufgelösten Nationalgarde mit 3535 fl. 23 kr. K.-M. Am 18., abends 7 Uhr, reiste Se. Majestät der König Max von Bayern von Wien nach Gmunden hier durch und benötigte 32 Postpferde. Samstag den 13. August abends kam ein k. k. Husaren - Rittmeister als Kurier von Wien nach Ischl hier durch mit der Nachricht, dass am nächsten Tag, nämlich Sonntag den 14. früh Se. Majestät unser allergnädigster Kaiser Franz Josef hier durchreisen, aber hier bloß umspannen werde. Die Hausbe- sitzer der Straßen in Ennsdorf, der Stadt, Steyrdorf, Bruderhausgasse und Ai- chet, welche Se. Majestät durchfuhren, wurden von der Polizei davon be- nachrichtigt, auch die Stadtregie und die Bewohner des Rathauses blieben nicht müßig, und so war die Stadt bis zum Sonntag morgens um 8 Uhr mit Stauden, Blumengewinden, Fahnen und Teppichen bei ganz heiterem Him- mel weit schöner geputzt, als am Fronleichnamstag, auch das Menschenge- dränge war in den Gassen und am Stadtplatz ungeheuer. Alles erfolgte wie durch einen Zauberschlag. Außer dem Ennsdorfer Mautschranken stand ein Triumphbogen und vor diesem der Gemeinderat. Ein Mädchen mit einem Prolog, noch 12 weißge- kleidete Mädchen und bis gegen das Schloss Engelhof hinab die Schuljugend. Mitten am Stadtplatz erwarteten die k. k. Behörden und der Fürst Lamberg Se. Majestät im dichtesten Menschengewühl. Der Kaiser kam mit einem einzigen vierspännigen Wagen in Gesellschaft des 1. k. k. Generaladjutanten Grafen von Grünne unter Geläute und Böller- schüssen um ½ vor 10 Uhr vormittags an, fuhr aber, ohne den Gemeinderat usw. bei der Triumphpforte zu bemerken, im starken Trabe durch und sprach bloß auf dem Stadtplatze während des Umspannens zu dem Fürsten
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