Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882
43 1853 Die allgemeinen Zustände dürften sich heuer doch bessern und auch die provisorischen Staatsverhältnisse endlich in ein Definitivum übergehen. Das Silberagio ist wenigstens bereits auf 8 Prozent herabgefallen, daher doch auch bald die, seit vier Jahren unsichtbaren Silbermünzen endlich aus ihren Verstecken hervorkriechen dürften, wodurch natürlich auch die noch immer anhaltende drückende Teuerung ihr Ziel finden müsste. Zum Glücke herrscht jetzt in ganz Europa Friede. Am 17. und 18. Jänner sah man endlich in diesem ganzen Winter die ers- ten Schneeflocken am hellen Tage fallen, doch verschwanden sie sogleich auf dem Boden wieder. Am Montag den 21. Februar wurde hier in den beiden Pfarrkirchen ein feierliches Dankfest für die glückliche Rettung Sr. k. k. apost. Majestät Franz Josef, welcher am Freitag den 18. Februar in Wien bei einem Spaziergang auf der Bastei von dem ungarischen fanatischen Schneidergesellen Libeny meuchlerisch in das Hinterhaupt gestochen worden ist, abgehalten, und am 25. ging der Herr Bürgermeister mit drei Gemeinderäten nach Linz zum Herrn Statthalter, um ihm die Beileids- und Huldigungsadresse zu überreichen. Am Montag den 14. März wurde hier das Fest der Genesung Sr. Majestät des Kaisers gefeiert. Vormittags um 9 Uhr Aufzug des uniformierten Bürger- korps, dann Hochamt und Tedeum unter Beiwohnung sämtlicher Dikasterien und des Offizierskorps von Garsten. Abends um 6 Uhr Festtheater und nach dessen Beendigung um 8 Uhr allgemeine Beleuchtung der Stadt und Vor- städte. Kein Haus blieb unbeleuchtet und ungeachtet der Eile sah man doch recht hübsche Transparente, nur Schade, dass schon um 10 Uhr ein heftiger Wind und gegen 11 Uhr ein Regen der Herrlichkeit ein Ende machte. Die Lie- dertafel sang im Theater und der Gesellenverein auf dem Platz bei Fackel- scheine hübsche Lieder und die Bande des Bürgerkorps spielte türkische Mu- sik. Der Tag war schön und nicht kalt, nur schade, dass keine Kanonensalven wie früher die Feier verherrlichten. Am Samstag den 9. April abends kamen Jesuiten von Baumgartenberg als Missionäre hier an; die Pater Josef und Maximilian Klinkowström, Smude, Rohmann. Am Sonntag den 10. begann die Mission und dauerte bis Sonntag den 24., also 14 Tage. Es wurden nämlich täglich in beiden Pfarrkirchen zugleich drei
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