Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

38 Landesgesetzblatt erschienenen Diensteid abnahm, worauf die Bürgerwehr drei Salven gab und die Kanonen donnerten. Dann hielt der Herr Statthalter noch eine geistvolle Anrede, die der neue Herr Bürgermeister sehr gemütlich erwiderte. Den Schluss machte eine sehr gehaltvolle, feurige Rede des Herrn Vizebürgermeisters A. Haller, worauf gegenseitig sehr herzliche Umarmungen und Glückwünsche folgten. Endlich defilierte die gesamte Bürgerwehr auf dem Stadtplatze vor dem Herrn Statthalter und seiner Suite. Nachmittags war im Gasthause „zur Krone“ die Bürgermeistertafel, wo bei den zahlreichen Toasten die Kanonen donnerten. Am Montag besuchte der Herr Statthalter noch sämtliche Schulen, Spitä- ler, Gerichts- und Amtslokalitäten und die meisten Eisenwerkstätten und fuhr abends um 4 Uhr sehr befriedigt nach Kremsmünster. Es war von Sonntag bis Dienstag das schönste Wetter, aber schon am Mittwoch kam wider der Re- gen. An den Pfingstfeiertagen, Dreifaltigkeitssonntag, Fronleichnamstag und Sonnenwendtag heftiger Regen. In der Stadtpfarre musste die Prozession in der Kirche gehalten werden: allein am Sonntag bei der Prozession in der Vor- stadtpfarre war es schön. Die Offiziere des in dem Revolutionsjahr 1848 errichteten National-Schüt- zenkorps hatten bis jetzt noch immer die dreifarbigen (schwarz- rot-golde- nen) Feldbinden getragen, und bei einer Beratung, die darnach in der Zeitung erschien, erklärt, dass sie selbe bis zur hochortigen definitiven Regelung der Bürgerwehr behalten wollen. Allein noch vor dem Fronleichnamstag erhielten sie vom Herrn k. k. Bezirkshauptmann den Rat, selbe mit weiß-roten Binden zu vertauschen, was auch sogleich geschah. Am 4. Juli sind von der hier bestechenden Männer-Liedertafel 20 Mitglie- der nach Linz gefahren, um sich dort an die Wiener und Linzer Liedertafeln anschließend nach Passau zum großen Sängerfest zu begeben, wo über 1600 Sänger zusammenkamen. Den 14. Juli mittags kam die 1. Kompagnie der nach Garsten bestimmten Garnison, nämlich vom ungar. Infanterieregiment Gyulay Nr. 19 hier durch, und am 15. der erste Sträflingstransport: 15 Vorspannwagen mit 60 männli- chen Sträflingen und einer Eskorte von einer halben Kompagnie Infanterie, 12 Husaren und 8 Gendarmen: am 17., 19., 21. und 23. kamen ganz gleiche Transporte männlicher Sträflinge, endlich am 25. der letzte Transport mit den Weibern, 20 Wagen stark. Bei sämtlichen Transporten, welche zusammen 320 Männer und 83 Weiber brachten, war eine gleich starke Eskorte, welche

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