Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

30 politischen Verwaltung werden streng betrieben; es gibt ein wahres Chaos. Am 23. Oktober marschierten vier Kompagnien des Linien-Inf.-Reg. v. Be- nedek Nr. 28 aus Böhmen nach Vorarlberg; am 27. eine Abteilung des Feuer- werkskorps aus Italien nach Wien; am 1. November das 4. Bataillon und am 2. November das 2. Bataillon vom Benedek-Linien-Inf.-Reg.; dann am 5. No- vember das 1. Bataillon Kaiser-Jäger hier durch und hielten hier Rasttag. Da die drei letzten Bataillone direkt vom Kriegsschauplatz aus Ungarn kommen, so wurden sie beim Einmarsch von der hiesigen Nationalgarde, und beson- ders das Kaiserjäger-Bataillon auch von der ganzen Bevölkerung aufs herz- lichste und feierlichste empfangen, ja letzteren zu Ehren sogar ein glänzender Ball gegeben. Dasselbe sah besonders elend und ganz herabgekommen aus, dessen 4 Kompagnien waren von 900 Mann auf 453 herabgeschmolzen und auch im hiesigen Spital blieben wieder 18 Mann am Typhus schwer krank zu- rück. Der Tod eines derselben veranlasste am Sonntag den 11. November ei- nen von der Nationalgarde und einer ungeheuren Volksmenge begleiteten glänzenden Leichenzug. Am 22. November kam Se. Majestät, der regierende Kaiser von Böhmen nach Linz, wo die Steyrer Deputation wegen der fatalen Husarendurchlassung ziemlich hart angelassen wurde. Am 20. Dezember traf das 1. Landwehrbataillon Großherzog v. Baden aus Ungarn hier unter feierlichem Empfang ein, hielt Rasttag, und marschierte dann nach Salzburg ab. Die Patrimonial- und Kommunalbehörden sehen, wenigstens in politi- scher Hinsicht, der Auflösung entgegen, denn schon mit 1. Jänner 1850 soll die Übergabe der politischen Geschäfte an die, anstatt der Kreisämter ins Le- ben tretenden, k. k. Bezirkshauptmannschaften stattfinden. —Wenn es wahr ist! — Nachdem aber die, in der Konstitution versprochenen freien Gemeinden, doch einen großen Teil der politischen Amtierung übernehmen sollen, noch gar nicht konstituiert sind, so ist es wirklich unbegreiflich, wie die neuen Be- zirkshauptmannschaften vom 1. Jänner an amtieren sollen. Hier besteht also bis dahin noch immer der am 8. Oktober 1848 gewählte Gemeinderat aus 30 Gliedern, und daneben der Magistrat. Am 22. Dezember wurde das von demMilden Versorgungsfond mit einem Aufwand von 12.500 fl. C.-M. umgestaltete und sozusagen neu erbaute städ- tische Krankenhaus (der Plautzenhof) von dem Orden der barmherzigen

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