Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

28 unter die Gartentür, schlug sie aber, als er von einem der vorbeireitenden Husaren um die Straße nach Steiermark gefragt wurde, ohne Bescheid zu ge- ben, erschrocken wieder zu. Um 1 Uhr nachmittags kamen, leider zu spät, von Linz her: 248 Mann von Großfürst-Constantin-Infanterie, 32 Mann von König von Bayern-Dragoner, 17 Mann Artillerie mit zwei Kanonen (Sechspfünder), 6 Offiziere Artillerie mit brennenden Lunten, die Kavallerie mit gespanntem Karabiner, hier an, be- setzten die Plätze jenseits der unteren und oberen Ennsbrücke, trugen einen Teil derselben ab, errichteten Barrikaden, und die Kanonen waren aus die Brücke gerichtet. Abends marschierte die Kavallerie und Artillerie zu einem Streifzuge gegen Losensteinleiten ab, kam aber am nächsten Tage wieder hierher. Auch das Schnallentor war mit 24 Mann Infanterie besetzt. Die Nati- onalgarde musste mit scharfgeladenen Gewehren bei den Besetzungen und den Streifpatrouillen stundenweit aufwärts und abwärts der Enns mitwirken. Am 7., um 1 Uhr nachts, kamen zu diesen Truppen noch die 33 Mann Che- veauxlegers, welche bisher in Sierninghofen gestanden hatten, dazu. Bürger, Soldaten und Pferde biwakierten bei den Brücken und am Schnallentor ganz im Freien und mussten dort verpflegt werden. Dies dauerte sieben Tage lang bis 11. Juni; allein es kamen keine Husaren mehr. Diese Husarengeschichte hat der Stadt Steyr in der öffentlichen Meinung unendlich geschadet, und die Regierung, besonders aber die jetzt allmächti- gen Militärbehörden gegen sich aufgebracht. Anstatt des bisherigen Kreisver- wesers Albert Stadler musste sogleich der Regierungs-Präsidialkommissär Ba- ron von Schwabenau die Leitung übernehmen. Am 26. Juni wurde der Stadtpfarrmessnerssohn Emil Anton, Feldwebel beim 5. Bataillon, Inf.-Reg. Nr. 59, Großherzog von Baden, wegen einiger un- überlegter Wirtshausäußerungen in Wien standrechtlich erschossen, und bald darauf kam wieder ein Steyrer, der Schlossermeisterssohn Josef Ripp- mayr, ein Maler, wegen Ausstellung des Kossuthbildes mit Schub von Wien hier an; kurz, die Stadt Steyr steht im schwärzesten Lichte da. Am 1. Juli kam die Ministerialentscheidung, dass die radikalen hiesigen Nationalgarde-Kommandanten, nämlich der Oberkommandant und der Ma- jor der Schützenabteilung, Herr Kreiswundarzt Friedr. W. Arming, welchen überhaupt Steyr nach dem Dichter und fürstlich Lamberg'schen Gerichts-Ak- tuar Julius Alexander Schindler (unter dem Dichternamen Julius von der Traun bekannt), seinen radikalen Ruf meistens zu verdanken hat, das Vertrauen der

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