Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

24 Ein wahrer, aber trauriger Jux ist die, schon seit Monaten dauernde und jetzt, anfangs Dezember, bereits auf dem Gipfel gediehene Geldklemme. Fast alles Silber, ja sogar die meiste Scheidemünze, ist verschwunden, es gibt nichts als Banknoten, Niemand kann „herausgeben“. Um sich Scheidemünzen zu verschaffen, werden in allen Kaufsgewölben und Wirtshäusern die 1 fl.-C.- M.-Banknoten mir nichts dir nichts auf 2 oder 4 Teile auseinandergerissen; z. B. ist man 15 kr. schuldig und gibt 1 fl.-Banknote her, so reißt sich der Kauf- mann usw. bloß ein Stück herunter. Es werden auch von Geschäftsleuten so- gar 20 kr. und 10 kr.-Billetten ausgegeben und gegenseitig angenommen. Am 2. Dezember hat Kaiser Ferdinand auf den Thron resigniert. Erzherzog Franz Karl darauf verzichtet und dessen ältester Sohn Franz Josef I. denselben bestiegen. Der Papst hat sich aus Rom geflüchtet. Die an die Stadtpfarrkirche bei der Eingangsfront angebauten und zu Holz- lagern verwendeten alten Festungsmauern und Zwinger werden gebrochen, und damit der dortige Teil des Stadtgrabens ausgefüllt, wodurch ein schöner Kirchenplatz entsteht.

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