Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

169 Aufstellung getroffen, welche Arbeiten aber durch die unaufhörlichen heftigen Regengüsse sehr erschwert und verzögert wurden. Nach einem sechstägigen Gussregen erreichte am 15. August dasWasser an der Ennsbrücke 13' Höhe und alle Zeitungen brachten Nachrichten über große Überschwemmungen. Am 16. war endlich der dritte regenfreie Tag in diesem Monat, aber schon am 17. und 18. wieder heftiger Gussregen und vom 19. bis 23. nur mehr kurzer Gewitterre- gen, welches schlechte Wetter natürlich das großartige bis 25. gedauerte Fest sehr beeinträchtigt hatte. Die gewerbliche Warenausstellung im Bürgerschulgebäude wurde von 10264 Personen und die landwirtschaftliche in der Werndl-Villa und im um- gebenden Festplatze von 34094 Personen, zusammen also beide Ausstellun- gen von 44.282 Personen besucht. Die gesamten Einnahmen betrugen 14.333 fl. und das schließliche Defizit für die Stadtkassa 5106 fl. Den Glanzpunkt des großartigen Festes bildete natürlich die Ankunft Sei- ner Majestät des Kaisers am 23., früh um 8 Uhr. Allerhöchstderselbe nahm dann sogleich im Ratssaale die Huldigung der geistlichen und weltlichen Be- hörden, der Gemeindevorstehung, der kaiserlichen und bürgerlichen Offi- ziere, der zur Waffenübernahme ebenfalls hier anwesenden griechischen und rumänischen Offiziere und sogar eines chinesischen Hauptmannes entgegen, befahl sonach vom Balkon aus das Defilieren des Bürgerkorps und des inte- ressanten historischen Festzuges, welscher deren Monturen und Rüstungen in den 5 Jahrhunderten seines Bestandes prächtig darstellte und sehr beifällig bemerkt wurde und der anderen Bürgerkorps. Hierauf wurden vom Kaiser die Stadtpfarrkirche, das Volksfest, die Waren- und Produktenausstellungen und zuletzt die ganze Waffenfabrik, Schwimmschule und Fischzüchterei besich- tigt, woraus dann nach 1 Uhr die Abreise erfolgte. Einen weiteren Glanzpunkt des Festes bildete auch die schon am 22. August auf dem Stadtplatz vom Bi- schof erfolgte Fahnenweihe des Bürgerkorps. Bei der Waffenfabrik werden wieder viele Arbeiter aufgenommen, sodass deren Zahl im Oktober bereits wieder auf 3200 gestiegen ist, und es sind auch in Gewehrlieferungsangelegenheiten nicht nur mehrere österreichische Landwehr- und Honvedoffiziere, sondern auch französische, rumänische, montenegrinische und sogar chilenische Offiziere hier: daher schon wieder Wohnungsnot. Am 5. und 6. November war eine Statthalterei-Kommission hier und ver- handelte mit der Gemeindevorstehung wegen Erbauung einer Kaserne für ein

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