Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

162 Februar der Rudolfbahn-Generaldirektion die fernere Benützung des von ihm 1872/73 für die Bahnbetriebsdirektion erbauten großen Gebäudes nächst dem Bahnhof aufkündete, um deren zahlreiche Beamtenschaft (bis 200) von Steyr zu verdrängen. Am 1. März fand wieder eine Notablenversammlung zur Schlichtung der Armenhausfrage statt und wurde aus Rücksicht für Werndl eine nochmalige Subskription beschlossen. Am 17. März wurde der letzte protestantische Gottesdienst im Rathauss- aal abgehalten. Bei den am 15., 18. und 20. März stattgefundenen Gemeinderatswahlen von ein Drittel der Mitglieder wurden 4 der klerikalen Partei ungehörige ge- wählt, sodass deren 6 bis 8 im Gemeinderat sitzen werden. Bei der Waffenfabrik wurden wegen Mangels größerer auswärtiger Be- stellungen 1500 Arbeiter entlassen und bleiben nun nur noch 2400. Generaldirektor Werndl hat nach vielseitiger Bestürmung am 5. wieder die Kündigung des Bahnbetriebsdirektionsgebäudes zurückgezogen. Wegen beanstandeter Gemeinderatswahl des Bräuers Karl von Jäger (kle- rikal) hat am 29. April eine Nachwahl stattgefunden, wo derselbe mit großer Majorität wiedergewählt wurde. Am Palmsonntag, den 14. April war der erste protestantische Pfarrgottes- dienst in dem zum Bethause angekauften Angelhaus 334 am Schnallenberg. Generaldirektor Josef Werndl hat der Stadtgemeinde sein im Jahr 1872 erbautes Bahndirektionsgebäude wiederholt zum Ankauf um 140.000 fl. an- getragen, wofür ihm nun der Gemeinderat mit Beschluss vom 9. Mai nur ein Anbot von 80.000 fl. gemacht hat, welches aber von demselben abgelehnt wurde. Weiters hat Werndl dem Bürgermeister 1000 fl. zu dem angeblichen Zweck gesendet, dass mit diesem Reisegeld die Gemeinderäte der Armensek- tion und die Redakteure der hiesigen 2 Zeitungen nach Genua in Italien reisen und dort das großartige Armenversorgungshaus besichtigen sollen, auf wel- che sonderbare und jedenfalls sehr unpraktische Idee aber natürliche der Ge- meinderat nicht einging und wozu nur die 2 Redakteure Lust zeigten, um eine schöne Reise ohne Kosten machen zu können; daher sonach das Reisegeld an Werndl wieder zurückgestellt wurde. Die von dem Komitee, an dessen Spitze Ludwig Werndl, Messerfabriksin- haber, steht, für den Armenhausbau vorgenommene Sammlung freiwilliger Beiträge soll wirklich über 30.000 fl. einbringen und darüber ein Stiftbrief

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