Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882
161 1878 Waffenfabriks-Generaldirektor Josef Werndl hat leider, vom Familienun- glück betroffen, den Ausbau seiner bereits im Spätherbst unter Dach gebrach- ten neuen großartigen Villa plötzlich aufgegeben und selbe, welche nebst dem umgebenden großen Garten samt Gebäuden einen Wert von 104.000 fl. repräsentieren soll, der Stadtgemeinde als ein Armenhaus unter der aus- drücklichen Bedingung als Geschenk angetragen, wenn durch eine freiwillige Subskription von der Einwohnerschaft ein Fundationskapital mit dem doppel- ten Betrage, nämlich von 208.000 fl. zusammengebracht werde. Da sich aber diese in elegantem, großartigen Stile halbausgebaute Villa auf dem nobelsten Maß neben palastartigen Gebäuden zu einem Armenhaus schon an und für sich nicht eignen würde und die Aufbringung des geforderten Fundationska- pitals augenscheinlich unmöglich wäre, so wurde der Antrag mit gemeinde- rätl. Beschlusse vom 22. Jänner mit dankbarer Motivierung abgelehnt und dadurch ein verhängnisvolles Zerwürfnis mit Josef Werndl eingeleitet. Am 5. Jänner fand die Übernahme der Fideikommissherrschaft Steyr von dem neuen Besitzer Rudolf Grafen von Lamberg aus Ungarn durch dessen Neffen und Schwiegersohn Franz Grafen von Lamberg, k. k. Major, im hiesi- gen Schloss statt. Am 6. Jänner wurde im hiesigen Bürgerschulgebäude in zwei ebenerdigen Zimmern eine permanente Ausstellung von hier und im hiesigen Industriege- biete erzeugten Eisen-, Stahl- und Metallwaren eröffnet. Am 13. Jänner wurde auch bei der in Steyr neu errichteten protestanti- schen Pfarre der erste Pfarrer Namens Freyler installiert und wird der sonn- tägliche Gottesdienst bis zur Adaptierung des von der protestantischen Kir- chengemeinde angekauften Hauses Nr. 334 am Schnallenberg zum Bethaus, im Ratssaale abgehalten. Am 3. Februar fand ein Schlitten-Wettfahren auf dem Schwarzmayr-Feld statt. Am 7. Februar starb Papst Pius IX. Da Werndl durch die gemeinderätliche Ablehnung seines Armenhausan- trages sehr erbost wurde und die Unmöglichkeit der Aufbringung des gefor- derten Subskriptionsbetrages von 208.000 fl. nicht glaubte, so wurde von der Gemeindevorstehung wirklich eine Subskription eingeleitet, welche aber wirklich bloß eine Zeichnung von 7900 fl. ergab, worauf Werndl, um die nach seiner Meinung undankbare Stadt recht empfindlich zu schädigen, am 23.
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