Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

159 1877 Die schon seit einem Jahre besonders unter den Kindern fast epidemisch herrschende häutige Kehlkopfkrankheit (Dyphteritis) tritt nun viel stärker auf und sogar Kinder von den ersten Familien starben schon in ein paar Tagen an derselben. Bei der Waffenfabrik sind jetzt im Jänner aus Frankreich bedeutende Bestel- lungen eingetroffen und daher die Arbeiterentlassungen wiedereingestellt. Im April baut Baumeister Plochberger in der Promenadequerstraße ein schönes Haus und auch Herr Werndl baut wieder ein Haus auf der Vogelsan- ginsel, in der Vorstadt Schönau wird ebenfalls ein Haus gebaut und bei der Steyr von der Waffenfabrik ein neues Direktionskanzleigebäude. Am 7. Mai begann der Bau der groben Werndlvilla. Vom k. k. Handelsministerium wurde die Errichtung einer Eisenindustrie- versuchswerkstätte in Steyr beschlossen, wozu die Stadtgemeinde die Lokali- täten und ein Wasserwerk beistellen soll. Da die Waffenfabrik für Sachsen und Griechenland wieder bedeutende Gewehr-Bestellungen zu effektuieren hat, so befinden sich schon seit einiger Zeit sächsische und griechische Offiziere und Büchsenmacher hier. Am 9. und 10. Juni wurde kirchlich das Jubiläum für Pabst Pius IX. bei gro- bem Volksandrang gefeiert. Am 11. Juni kam der österreichische Feldmarschall Erzherzog Albrecht aus Steiermark und gleichzeitig aus Wien über Wels der ganze Generalstab beste- hend aus 21 Stabs- und 5 Subalternoffizieren mit 70 Pferden hier an. Am 1. Juli trat auch das neue städtische Institut von 24 nächtlichen Feuer- wächtern, anstatt der bisherigen unbrauchbaren Nachtwächter ins Leben. Am 17. Juli wurde von der Stadtgemeinde zur Unterbringung der vom k. k. Handelsministerium zu errichtenden Eisenindustrieversuchswerkstätte das Reitmayr'sche vormalige Drahtzugs- und Nägelfabrikshaus Nr. 465 in Aichet mit dem Wasserwerk um jährlich 700 fl. gepachtet. Am 17. September wurde das der vormaligen Brauerin Therese Seidl ge- hörige, 3 Joch große Feld an der Bahnhofstraße von der Stadtkommune zur Benützung als Marktplatz um jährlich 150 fl. gepachtet. Bei der Waffenfabrik werden anfangs Oktober wegen Mangel neuer Be- stellungen 1000 Arbeiter entlassen. Im Gemeinderat wurde endlich wegen künftiger Abhaltung der Jahrmärkte

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