Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

150 1875 Die in Steyr zu errichtende Pfandleihanstalt erhielt die ministerielle Bewil- ligung und fand hierauf am 29. Jänner von der Aktiengesellschaft die Wahl des Verwaltungsrates statt. Nachdem das städtische Wasserkunsthaus Nr. 3 zwischen den Brücken samt dem dazugehörigen hohen Turm 1874 zum Behufe der Errichtung einer Messerfabrik und der Verpflichtung des Neubaues des städtischen Wasser- kunst- Fluder- und Radwerkes an Herrn Ludwig Werndl verkauft worden ist, wurde nun mit diesem Fluderbau Ende Jänner begonnen und von der Stadt die Lieferung einer neuen Wasserleitungsmaschine ausgeschrieben. Nach einer Reise des Waffenfabrikgeneraldirektors Josef Werndl nach Berlin und Paris kamen am 2. Februar zwei französische Generalstabsoffiziere zur Besichtigung der Leistungsfähigkeit der Waffenfabrik hier an und es soll Aussicht auch auf französische Bestellungen vorhanden sein. Der diesjährige wahre Nordpolwinter, welcher seit 12. November bis 7. März mit Ausnahme eines ganz überflüssigen 15 tägigen Tauwetters im Jän- ner, also seit 4 Monaten mit ungeheuren Schneemassen und eisigen Stürmen anhielt, sodass am 7. März noch mit Schlitten gefahren und mit Eisschuhen gelaufen wurde bei —8°, hat nun durch den Regen am 8. und 9. sein Ende erreicht. Am 9. März ist unser Vizebürgermeister Franz Theißig, Bäckermeister, plötzlich gestorben, welcher die wirkliche Seele unseres Verschönerungs-Ver- eines war. Am 10. März ist von der Gemeindevorstehung mit einer Wiener Aktienge- sellschaft der Vertrag zur Erneuerung des städtischen Wasserkunstwerkes und der Leitung abgeschlossen worden. Vom 6. April bis zum 8. Mai wurde endlich unsere Promenade (seit 1871 eine Wüste) mit 84 Kastanien- und 104 Platanenbäumen, dann 18.000 Laub- gesträuchen und 1000 Nadelholzsetzlingen und 22.000 Weißdorn, bepflanzt. Kosten der Bäume und Gesträuche 1655 fl. 84 kr., Bepflanzungsarbeiten 1166 fl., zusammen 2821 fl. 88 kr. Am 13. kamen auch die Wasserleitungsingenieure, Monteure und die gusseisernen Röhren hier an und am 18. begann die Röhrenlegung am Schlossberg, am 20. auf der Promenade, darauf in der Berggasse. Seit anfangs April fungiert auch schon der neuernannte städtische

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