Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882
136 Jetzt wird die Gasbeleuchtung auch in unserem Bahnhof eingeführt. Am 9. fand der erste Leichenkondukt der hiesigen Altkatholiken (welche die päpstliche Unfehlbarkeit nicht anerkennen) statt. Am 14. März beschloss endlich der Verwaltungsrat der Kronprinz-Rudolf- bahn, nach hitzigen Debatten, die Übersetzung der ganzen Eisenbahnbe- triebsdirektion nach Steyr. Nachdem die hiesige Gemeindevorstehung ebenso günstige Versprechungen, als wie Klagenfurt, gemacht hat, nämlich Herr Werndl den Bau eines großen Amtsgebäudes gegen Verzinsung der Bau- kostensumme und die Gemeindevorstehung die einstweilige unentgeltliche Unterbringung der Kanzleien im 2. Stocke des Rathauses und Aufbringung der Wohnungen für zirka 130 Beamte mit 70 Familien, was aber ohne den Bau mehrerer Häuser nicht möglich sein wird. Es wurde nun in der Gemeinderatssitzung am 8. April der Bau von zwei Häusern im gegenwärtigen städtischen Zimmerplatze in Schönau auf Gemein- dekosten beschlossen, wovon aber später wieder abgegangen und dafür der Bau eines großen Zinshauses auf der wieder zu errichtenden Promenade (jetzt noch Wüste) Beantragt wurde. Infolge des günstigen Standes unserer Staatsfinanzen und der seit 1867 augenfälligen Hebung des allgemeinen Wohlstandes ist das Silberagio am 19. März bereits auf 7 ½ % gesunken. Am 13. und 14. April war der Generaldirektor Aichinger der Rudolfsbahn hier, um die endgültigen Anordnungen über den Platz zur Erbauung des neuen Betriebsdirektionsgebäudes zu treffen und die zerfahrenen Meinun- gen der maßgebenden Persönlichkeiten zu einigen und das wirkliche Zustan- dekommen dieser seiner Idee zu ermöglichen, welche unserer Stadt jeden- falls einen bedeutenden Aufschwung in Aussicht stellt. Am 21. kam nun vom Verwaltungsrat der Bahn die amtl. Verständigung über den Beschluss dieser Übersetzung nach Steyr und am 23. April kam der k. k. Ei- senbahngeneralinspektor Bischof in Gesellschaft des Herrn Werndl hier an. Am 15. April begann Herr Franz Tomitz den Bau eines 3 stückigen Hauses an der Bahnhofstraße. Endlich kam auch die durch gemeinderätliche Schuld verfahrene Prome- nade-Angelegenheit und Ausgleichung mit der fürstl. Lamberg'schen Güter- direktion wieder in Fluss, indem der Gemeinderat die im Vorjahre verworfe- nen und jetzt weniger günstigen Bedingungen vom 10. Juni 1871: „Auflassung der eigenen Straße längs der Schlossmauer, deren Abgrabung und Verlegung
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