Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

132 Nachdem infolge Gemeinderatsbeschlusses vom 20. April 1871 die hier von dem Turnverein schon im Jahr 1864 errichtete freiwillige Feuerwehr nun den gesamten städtischen Feuerlöschdienst vom 1. April an übernommen hat, wurde ihr auch aus der Stadtkassa am 30. Juni die 1. Quartalsrate an dem bewilligten Jahrespauschale von 1000 fl. ausbezahlt. Endlich ist doch auch hier einmal die Baulust für Privatwohnhäuser er- wacht und sind bereits im Juli an der Bahnhofstraße 3 und auf dem Ennslei- tenfeld 2 neue Häuser im Bau begriffen und auch gegen den in der Zuschüt- tung begriffenen Stadtgraben hinaus werden bereits drei Häuser in der Berg- gasse vergrößert. Die von der Gemeindevorstehung angestrebte Umgestaltung der Unter- realschule in ein Realgymnasium ist nun auch vom oberöst. Landesausschuss dem k. k. Ministerium empfohlen. Am Dienstag den 18. feierten in der Stadtpfarrkirche mit dem Herrn De- chanten Arminger noch 14 andere Priester aus Oberösterreich ihr 25-jähriges Priesterjubiläum. Am 18.—20. spielten hier 21 arabische Gymnastiker unter großem Beifall im Theater. Endlich im August, nach vollen 30 Jahren, wird nun die sehr schöne, aber schon bedeutend schadhafte Fassade und der Turm des Rathauses herabge- putzt und restauriert; aber nicht auf Kosten der Sparkassa. Am 12. wurde von den Waffenfabriksarbeitern zur Verherrlichung des Ein- zuges der Familie Werndl in die am neuen Fischteich erbaute elegante Villa abends eine prachtvolle Beleuchtung des Parks am Teich und der neuen 10 Arbeiterhäuser bei wolkenlosem Himmel ausgeführt. Die Frau Elise Duckart, welche schon im Jahre 1868 für den Milden Ver- sorgungsfond und auf milde Stiftungen 24.000 fl. geschenkt hatte, hat zur Er- bauung eines hübschen gotischen Leichenhauses im Friedhof 800 fl. gespen- det, da der im heurigen Frühjahr vollzogene Bau 1138 fl. gekostet hat, wird der Rest aus der Stadtkassa bezahlt. Nachdem unser Gemeinderat in der Sitzung vom 23. September die ge- genwärtige klerikal-feudale Zusammensetzung des Linzer Landtages und da- her die Wahl des Landesausschusses aus demselben nicht als legal anerkannt und sogar den stattgefundenen Austritt von 19 liberalen Abgeordneten, wo- runter auch der Steyrer, Herr Franz Wickhoff, Eisenhändler und Gemeinderat, belobt hat, so wurde vom Statthalter hierauf dieser Gemeinderatsbeschluss

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