Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882
131 Am 12. April begann auch die Umhauung der herrlichen Kastanienallee auf der zur Zuschüttung beantragten Promenade, welche schönen 94 Bäume im Jahre 1820 gesetzt worden, also über 50 Jahre gestanden sind. Jammer- schade! Der Viertelmayr Färbergarten, links an der neuen Bahnhofstraße ist in vier Partien zur Erbauung von Häusern verkauft und auch der Bau von zwei Häu- sern daselbst sogleich begonnen worden. Am 21. Mai war große Feuerwehrproduktion bei strömenden Regen. Am 22. Mai bezog endlich die Sparkassa, welche über 14 Jahre im Rathaus unentgeltlich beherbergt worden war, ihr neues Gebäude, das vor zwei Jah- ren von der Innerbergerhauptgewerkschaft erkaufte Haus Nr. 101. Am 1. Juni wurde endlich mit der Abgrabung der Promenade und Zuschüt- tung des Stadtgrabens begonnen und am 10. Juni fand die große kommissio- neile Verhandlung von der Gemeinderepräsentanz mit der fürstlich Lam- berg'schen Güterdirektion wegen Ausfüllung eines Teiles des Schlossgrabens und Überlassung dieses Grundes an die Stadt zur Erlangung der freien Pas- sage vom Schlossberg und der Berggasse auf der neuentstehenden Promena- deplatz statt, wobei auch der Fideikommisssekurator Dr. Ladinser interve- nierte. Die Güterdirektion zeigte sich nicht bloß willfährig, die oberhalb des Schlossberges zwischen dem Schloss und dem Mädchenschulgebäude beste- henden Festungsmauern nebst dem dort die Berggasse überwölbenden Tor- türmchen wegbrechen und einen Teil des Schlossgrabens ausfüllen, auch so- gar die Erweiterung der kaum 2° breiten Straße am Schlossberg durch Zurück- setzung der Zwingermauern geschehen zu lassen und einen Teil des einge- zäunten Schlossgartens am Johannesplatz abzutreten, sondern wollte auch noch bare 1500 fl. an die Stadt zahlen, wenn das für die Schlossherrschaft höchst lästige Servitut der freien Passage für alle Personen und Fuhrwerke durch das Schloss aufgehoben würde. Doch leider wurden in der Gemeinderatssitzung am 9. Juli, durch den Wi- derstand des Herrn Werndl veranlasst, dem diese wertvollen Konzessionen, ohne welche diese ganze große Platzherstellung eine unpraktische Halbheit bleibt, noch viel zu wenig schienen, dieselben nicht angenommen. Am Sonntag den 18. Juni fand in den Kirchen ein Festgottesdienst wegen des 25-jährigen Pabstjubiläums Pius IX., sonst aber keine öffentliche Festlich- keit statt.
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