Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

127 Am 5. August traf hier die Nachricht ein, dass vonseiten unseres Kriegsmi- nisteriums die gegenwärtige Kriegsbefürchtung als willkommener Anlass be- nützt werden wird, die längst beantragte und vorbereitete Befestigung der Ennslinie in Ausführung zu bringen. Und wirklich trafen schon am 7. August mehrere Genieoffiziere mit einer ganzen Kompagnie Geniesoldaten und tau- senden von Schanzwerkzeugen und Sandsäcken hier ein, fernere zwei Kom- pagnien in Enns und eine Kompagnie in Mauthausen und sollten auf der gan- zen Linie von Mauthausen bis gegen Ternberg hinein (sogar am Damberg) nicht weniger als etliche 90 selbständige Forts errichtet werden, wozu an Ar- beitskräften über 20.000 Mann verwendet werden sollten, damit das Ganze in längstens sechs Wochen ausgeführt werde; da aber die Kosten über 15 Mil- lionen fl. betragen würden und ein allgemeiner Aufschrei der Entrüstung er- folgte, so gebot der Finanzminister „Halt“ und es blieb also vorderhand bei der Ausarbeitung der Pläne und Aussteckung der Forts und die Soldaten zo- gen nach einigen Wochen, während welchen sie exerziert hatten und vom Verschönerungsverein zur Anlage eines Weges am Dachsberg verwendet worden waren, wieder ab und blieben dann nur ein paar Offiziere und die Schanzwerkzeuge hier. Nachdem in Steyr der privilegierte Schießstand seit der Aufhebung der städtischen Schießstätte im Stadtgraben, längs der Promenade, im Jahre 1834 gar keine eigene Schießstätte besaß, sondern nur in der elenden Schießstätte in der Forsthub an der Enns notdürftig geschossen, nun infolge des Eisen- bahnbaues auch diese Schießstätte aufgehoben wurde, so hat endlich die hie- sige privilegierte Schützengesellschaft einen Grund vom Stadlmayrgut ge- pachtet und darauf eine Schießstätte mit einem hölzernen Schießhaus errich- tet, welche Schießstätte nun im August eröffnet worden ist. Da das hiesige Eisenbahnstationsgebäude offenbar für den oft nach Hun- dert, zählenden Menschendrang viel zu klein ist, so wurden, anstatt einer so- liden Vergrößerung, wieder nur provisorisch, die ohnehin nur provisorischen Seitenanbaue durch Rieglwandzubauten vergrößert. Am 6. August stürzte durch einen Wolkenbruch eine mehrere Klafter lange Strecke des Eisenbahndammes oberhalb der Pfarrerleiten zu Ramingdorf in die Enns hinab, deren Wiederaufbau ein paar Wochen Arbeit erforderte. Wegen des schlechten Wetters und auch wegen der starken Viktualienaus- fuhr nach Deutschland und Frankreich steigt die Teuerung sehr empfindlich. Anstatt dass die Stadtgemeinde die Gründe auf der Ennsleiten, welche

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