Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

123 in Losenstein. Am 7. August wurden wirklich die sämtlichen Werndl'schen Fabriken samt Wohngebäuden und leider auch Schwimmschule um 5 ½ Millionen Gulden, aber nicht an die Fürstenbank, sondern an die Wiener-Vereinsbank verkauft. Josef Werndl bleibt Fabriksdirektor. Jetzt werden auch die Schuhbodengasse und die Schlossergasse neu ka- nalisiert und gepflastert. Am 5. September großes Fest sämtlicher Waffenfabriksarbeiter, über 2000, nebst großer Volksmenge aus der Stadt und Umgebung auf den beim Bahnhofbaue übriggebliebenen Ennsleiten-Feldern, wo unzählige Tische, Bänke, Tribünen und Baracken aufgeschlagen waren, Militär-, Bürgerkorps- und andere Musikbanden spielten, von Herrn Werndl und Anderen Reden ge- halten wurden, abends Feuerwerk stattfand etc. Ein hier noch nie gesehenes großartiges Fest. Am 6. wurde die von dem Alpenverein auf dem höchsten Punkte des Dam- berges errichtete 11° hohe Aussichtswarte eröffnet. Ebenfalls ein sehr zahl- reich besuchtes schönes Fest. Beide Feste bei schönster Witterung. Am 7. Oktober wurde der Betrieb auf der Eisenbahn von Steyr bis Küpfern (¾ Stunden von Weyer) eröffnet und war die Personenfrequenz schon vom Beginn eine ungeahnt lebhafte, während der Frachtenverkehr wegen Mangel an Brücken in Losenstein und Küpfern noch sehr mager ist. Es geht auch vor- derhand täglich nur ein Zug dahin. Im September und Oktober wurde die Enge durchaus mit neuen Granit- würfeln gepflastert und die in der Enge ausgenommenen alten Würfeln wur- den dann zur Pflasterung der Langen-Gasse in Ennsdorf (jetzt Haratzmüller- straße) verwendet. Am 14. November früh war ein furchtbarer Orkan und wurde durch das herabgestürzte Dach des Engelhofes außer Ennsdorf ein 8-jähriges Mädchen erschlagen. Die am Jahresschluss stattgefundene allgemeine Volkszählung hat in Steyr eine anwesende Gesamt-Bevölkerung von 13.617 Personen und seit der letz- ten Zählung von 1857 eine Vermehrung von 2882 Personen ergeben.

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