Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

119 Schiffkorn'schen Ramingbachbrücke eine neue eiserne Gitterbrücke bereits hergestellt ist, wieder die erste Lokomotive nach Steyr, und am 31. kamen auch per Bahn der Herr Generaldirektor G. Aichinger mit mehreren Verwaltungsrä- ten der Bahn hier an und fuhren nach 2 Stunden wieder nach Wien retour. Die aus allen Ländern zusammengeströmten Werndl'schen Arbeiter, de- ren Zahl in Steyr allein bereits 1600 beträgt, machen in ihren Übermut viele Wirtshausspektakel und sonstige Raufexzesse, weshalb bereits die städtische Polizeiwache von 5 auf 7 Bewaffnete vermehrt werden musste, und am 8. August hat gar ein solcher Arbeiter seine Geliebte, eine Bürgerstochter, durch Schüsse tödlich und sich selbst leicht verwundet und am 10. wurde der Poli- zeiwachmann Jakob Braunschmid am Tag auf der Gasse ermordet. Der am 3. Mai vom hiesigen Baumeister Anton Pichler begonnene Bau des neuen Kirchturmes in St. Ulrich ist durch italienische Maurer bereits vollendet und wird auch vom hiesigen Glockengießer (Peteler) eine neue Glocke dazu verfertigt. Am 10. August nachmittags um halb 6 Uhr kamen endlich die Ministerial- und Statthaltereikommission, welche die neue Eisenbahnbrücke mit 3 Loko- motiven und mehreren Waggons belastet und die ganze Bahnstrecke tech- nisch und polizeilich untersucht und als anstandslos befahrbar erklärt hatte, auf dem hiesigen Bahnhof an, auf welchem sich bereits 26 eigentümliche Waggons befinden und am nächsten Tage fuhr ein Teil der Kommissionsmit- glieder wieder zurück, wobei aber gar kein festlicher Empfang stattgefunden hat. Allein am Maria Himmelfahrtstag den 15. wurde erst der regelmäßige dreimalige Personen- und Frachtenverkehr eröffnet, von der Stadtkommune das Stationsgebäude mit Fahnen und Wappen verziert und der erste um 7 Uhr früh angelangte Train mit Böllerschüssen und Bürgerkorpsmusik empfan- gen und um halb 12 Uhr mittags der erste nach St. Valentin mit 20 Waggons abgegangene Zug auch von dieser Musik begleitet, wo außer dem Herrn Bür- germeister viele Honoratioren mitfuhren. An den zwei Feiertagen 15. und 16., sind auf dem hiesigen Bahnhof über 400 Personen-Fahrkarten ausgegeben worden. Die sämtlichen Bahnhofgebäude erweisen sich jetzt schon als viel zu klein, indem nicht einmal der doch unentbehrliche Kassier darin wohnen kann und außer dem Heizhaus für 2 Maschinen sonst gar kein Wagenschuppen vorhan- den ist.

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