Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

116 1868 Am 6. Jänner ist der Vorstadtpfarrer Alois Himmelreich, welcher seit 1833 Pfarrer und zuletzt durch mehrere Jahre ganz blind war, in einem Alter von 81 Jahren gestorben. Es gibt viele Krankheiten, darunter eine förmliche Blatternepidemie, wel- che viele Erwachsene, selbst alte Leute befällt. Am 10. Februar ist der hiesige Stadtpfarrer, Dechant, Schuldistrikts-Aufse- her und Ehrendomherr Alois Zweythurn, welcher sein Amt seit November 1855 mit anspruchsloser christlicher Liebe und ohne alle Politik versah, auf einer Erholungsreise in seinen Geburtsort Natternbach im Innkreis am Schlag gestorben, im Alter von 58 Jahren. Der Verschönerungsverein, welcher sich hier im Jänner konstituiert hatte, jetzt bereits 300 Mitglieder zählt und darunter die ersten Persönlichkeiten der Stadt, wie den Kreisgerichtspräsidenten, Bürgermeister und Gemeinde- räte in seinem Ausschuss hat, beginnt jetzt bereits seine Tätigkeit mit Verbes- serung der Wege nach Garsten, Verschönerung des Stadtpfarrplatzes usw. zu entwickeln. Am 9. und 10. März fand hier vom k. k. Statthaltereirate von Moor, Kreisin- genieur, Bezirksvorsteher, Bürgermeister und Bauunternehmer Schwarz die Kommission wegen einer feuersicheren Eindeckung der an der Bahn grenzen- den Häuser, und die Eröffnung dieser Bahnstrecke wird wohl anfangs Mai er- folgen. Der Bauunternehmer Schwarz hat anstatt der feuersicheren Einde- ckung des kleinen Schönfellner'schen Häusels Nr. 250 nächst der Bahn in der Schönau dasselbe zur gänzlichen Abbrechung um 1200 fl. erkauft. Am 18. März fand im Rathaussaal von der Stadtgemeinde, als Patron der Vorstadtpfarrkirche in Anwesenheit eines sehr zahlreichen Publikums die Wahl des Vorstadtpfarrers statt, welche höchst kritisch und zweifelhaft war. Von den 5 Kompetenten: Realschulkatechet Schwamminger, Benefiziat und Mädchenschulkatechet Mayer hier, dann 2 auswärtige Kooperatoren, Steyrer Kinder und endlich der jüngste Vorstadtkooperator Dürnberger, 34 Jahre alt, wovon der erste vom Bischof besonders, der letzte aber gar nicht empfohlen war, aber von der Pfarrgemeinde stürmisch verlangt wurde, erhielt endlich auch der letztere fast sämtliche Stimmen. Da über die Fortsetzung des Bahnbaues nach Weyer bereits die Bauverträge mit den bisherigen Unternehmern Klein u. Schwarz abgeschlossen und

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