Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882
113 Das Silberagio stand Ende Mai 23 %. Der Armaturfabrikant Herr Werndl hat auch die sogenannte Doktormühle Nr. 188 in der Badgasse und sein Ver- wandter der Maschinenfabrikant Rupert Rathner die Heindlmühle daselbst, Nr. 177, erkauft, welche beide in Fabriksgebäude umgestaltet werden. Sehr heftig und gefährlich sind in diesem Jahr die Gewitter. Am 3. und 4. Juni mit wolkenbruchartigen Regengüssen, walnussgroßen Schloßen, welche in Steyr ein paar tausend Fenstertafeln zertrümmerten und in einem ¾ Stun- den breiten und 4 Stunden langen Strich von Aschach bis Haag und Weistrach unzählige Baumfrüchte und Futterkräuter, besonders aber sämtliche Kornfel- der total verwüstete. Am 7. und 14. wieder starke Gewitter mit Schloßen. Bei der Eisenbahn waren am 14. Juli die Hauptmauern des Stationsgebäu- des vollendet, sowie auch die 2 Anbauten und wurde mit der Überbrückung des Ramingbaches begonnen. Zu Ende Juli wurde auch der Bau des Waren- magazins angefangen. Die Legung der Gasröhren in allen Gassen, welche seit 13. Mai mit vielen Arbeitern und großer Energie betrieben worden ist, wurde am Schluss des Julis beendet, hat daher 11 Wochen gedauert, wonach die Aufstellung der Kandelaber und Laternen begann. Am 12. Juli abends 6 Uhr ist im Hause des Seidenfärbers Johann Corra Nr. 50 im unteren Ort Feuer aus unbekannter Ursache ausgebrochen, und sind bei völliger Windstille nebst diesem auch noch die nächsten Häuser Nr. 47, 48, 49, 51, also im Ganzen 5 Häuser abgebrannt. Die neue Turnerfeuerwehr hat mit ihrer ausländischen Spritze sehr wirksam gearbeitet. Am Sonntag den 11. August feierte der neu entstandene Veteranenverein in der Stadtpfarrkirche sein Fahnenweihefest und abends ein Volksfest in Crammers Garten mit großem Gedränge, wobei die Musikbanden des hiesi- gen und des Sierninger Bürgerkorps spielten. Am 19. August begannen die Proben mit den Gasflammen und auch die Röhrenlegung zum Strafhaus nach Garsten. Am 21. abends und am 22. den ganzen Tag weitere Proben mit den Kandelabern am Stadtplatz. Am 23. kam der Gasfabriksinhaber Ludw. A. Riedinger aus Augsburg mit seinen zwei Söhnen zur Beleuchtungseröffnung hierher, welche auch am 24. August abends in der ganzen Stadt stattfand und sehr gelungen ausfiel; dann Festessen im Gasthaus „Zum Schiff“ mit 50 Gedecken. Zur öffentlichen Stadtbeleuchtung brennen (mit Ausnahme im äußeren Aichet) gegenwärtig 135 Gasflammen, dagegen werden die Werndl'schen
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