Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

112 unserer Stadt ernannt. Am 1. April erfolgte auf den Seidl- und Hallerfeldern auf der Ennsleiten der erste Spatenstich zur Bahnhofplanierung und Aufdammung, jedoch gehen die ganzen Bahnbauten sowohl wegen des fortwährenden Regens, als auch we- gen der extremen Ökonomie der Bauunternehmung, sehr langsam, denn es arbeiteten am Bahnhofe nur 100 Menschen, und überdies steht, infolge ge- waltiger Agitationen der Welser und Linzer, welche die Bahn von Rottenmann über Spital und Kirchdorf nach Wels und von Linz nach Budweis bauen möch- ten, nur noch in Frage: ob die Ennslinie Steyr, Hieflau, Rottenmann auch wirk- lich ausgeführt werden wird? — Jedenfalls werden vorderhand die Bahnhof- bauten hier nur in bedürftigstem Maßstabe provisor. ausgeführt; über die vom größten Objekt, nämlich den Bahnbau an der Loderleiten und die große Brücke über das Ramingbachtal fehlt sogar noch die Ministerialentscheidung. Am 13. April kam das Telegramm aus Wien, dass das von dem Josef Werndl'schen Maschinisten Karl Holub erfundene Hinterladungsgewehr von der k. k. Prüfungskommission unter vielen vorgelegenen in- und ausländischen Systemen nach jahrelangen Proben und Schwankungen endlich einstimmig als das einfachste und dauerhafteste anerkannt und dessen Anschaffung für die k. k. Armee beschlossen worden ist: jedoch konnte bis zum Monatsschluss über die ziemlich hoch gespannten Preise noch keine Einigung erzielt werden. Am 23. April wurde von Arbeitern aus der Riedinger'schen Fabrik in Augs- burg mit der Einsetzung der Gasröhren in den Privathäusern begonnen. Der Armaturfabrikant Josef Werndl vergrößert das ihm eigentümliche vor- mals Müllner'sche Hammerwerk um mehr als das Doppelte, bei welchem von unserem Baumeister Anton Pichler geführten Bau viele Italiener arbeiten. Am 13. Mai begannen die Arbeiter der L. A. Riedinger'schen Gasfabrik hier am Schul- und Spitalberge mit der Legung der Gasröhren und mit der Anbrin- gung der Laternenstützen. Am 13. Mai begann auch der Baumeister Pichler mit dem Bau des Bahn- hofstationsgebäudes. Übrigens arbeiten an der Bahnhofplanierung, sowie an der Brunnenversetzung und Straßenumlegung in der Feldgasse bei 250 Arbei- ter, und da es auch bei der Eisenindustrie wieder bedeutend Arbeit gibt, so herrscht jetzt hier ein sehr reges Leben. Am 19. Mai erkaufte die Sparkassa, welche seit ihrem Beginne 1857 im Rathaus im 1. Stock vorwärts ohne Zinszahlung amtierte, das den Karl Steibl'schen Kindern gehörige Gasthaus Nr. 39 um 28.000 fl.

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