Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

109 eingeschlafen gewesene Eisenbahn-Angelegenheit wieder neues Leben, in- dem von dem Zentralkomitee in Wien dieser Bahnbau durch die Eisenindust- riegegenden Kärntens, Steiermarks und Oberösterreichs als ein wahrer Not- standsbau Allerhöchsten Orts dringend geschildert worden ist, und wirklich auch am 18. Oktober die kaiserliche Konzession erhielt. Der im März begonnene Bau der Gasfabrik kam nach dem Frieden wieder in gehörigen Gang und sind die neuen Gebäude am Kohlenanger äußerlich bereits vollendet. Am 14. November kam dann die endgültig bestimmende Eisenbahnbege- hungskommission bestehend aus: dem k. k. Handelsministerial-Eisenbahn-In- spektor Kalik, einem Hauptmann des k. k. Generalstabes, dem k. k. ober-ös- terr. Statthaltereirat von Moor, dem k. k. Baurat Knobloch, dem hiesigen k. k. Bezirksamtsadjunkten Allwirth, dem k. k. Bezirksing. Mooshammer, dann dem Oberingenieur Kazda als Abgeordneten des Eisenbahnzentralkomitees und dem Herrn Schwarz als Bevollmächtigten der Bauunternehmung — aus St. Valentin im Stadtbezirk an, wo sich dann noch unser Herr Bürgermeister der Kommission zugesellte. Schon beim sogenannten Kupferschmiedgarten in Ennsdorf kam es mit dem Besitzer Michael Haratzmüller, einem kinderlo- sen Kapitalisten, zu einer heftigen Debatte, welche damit endete, dass ihm der Bauunternehmer Schwarz die ganze Gartenrealität nebst zwei Gebäuden und Feld, welche der erstere erst vor wenigen Jahren um 11.000 fl. gekauft hatte, um 22.000 fl. abkaufte. Außer diesem hat sich auch der Lebzelter und vormalige Bürgermeister Anton Haller als Besitzer des Gartens und der Felder auf der Ennsleiten sehr feindselig gegen den Eisenbahnbau benommen. Am 16. September kam aber demungeachtet die für Steyr so wichtige Bahnfrage zu einer günstigen Entscheidung. Am 15. November kam das 1. Bataillon des k. k. 11. Infanterieregiments Kronprinz von Sachsen als ständige Garnison nach Steyr, wurde anfänglich einquartiert und bezog später die von der Stadtgemeinde gemieteten Sche- malzimmer. Am 6. Dezember hat die Stadtkommune für den milden Versorgungsfond das Lazaretthaus Nr. 197 um 6795 fl. erkauft. Da das Eisenbahnzentralkomitee es verstanden hatte, den Eisenbahnbau von St. Valentin bis Steyr und von St. Michael in Steiermark bis Villach als ei- nen höchst dringenden Notstandsbau höchsten Ort darzustellen und dazu so- gar einen Staatsvorschuss von 5,000.000 fl. zu erhalten, so musste derselbe

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