Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

100 sie wurden aber, wie vorauszusehen war, mit ihrer Beschwerde abgewiesen, wodurch aber die ganze Sache doch so verzögert wurde, dass es in diesem Jahr nicht mehr zu einer wirklichen Baukommission kam. Am1. Oktober begann die imvorigen Jahre von der Stadtkommunemit einem Kostenaufwand von 8000 fl. ins Leben gerufene k. k. selbständigeUnterrealschule ihren zweiten Jahrgang und hat sich die Schülerzahl gegen das Vorjahr von 86 auf 99 Schüler vermehrt, worunter 49 von auswärts domizilierenden Eltern. Am 12. war eine gemeinderätliche Sitzung wegen der vom Linzer Bischof beantragten Hierherkunft von Jesuiten, welche die dem Religionsfond eigen- tümliche, bisher als Filialkirche von ein paar Defizienten-Priestern benützte, und da das diesfällige Kirchenvermögen nur 5400 fl. beträgt, größtenteils vom Publikumhergehaltene, auch von dem bürgerlichenWeißwarenhändler Franz Stadler, Hausbesitzer Nr. 35 am Stadtplatz mit bedeutenden Kosten im Innern und Äußern sehr hübsch restaurierte Dominikanerkirche eigentümlich über- nehmen sollten. Der Bürgermeister Dr. Jakob Kompaß war unbedingt dafür, der Gemeinderat aber nicht; doch kam man schließlich zur Einsicht, dass man die Sache, wenn sie höchsten Orts bereits beschlossen sei, nicht zu verhin- dern vermöge und dass die Stadt auch kaum Eigentumsansprüche an diese Kirche rechtlich wirklich durchzusetzen vermöchte. Da das k. k. Gendarmerie-Posten- und Sektionskommando hier, für wel- ches das städtische Neutor-Gebäude Nr. 59 seit dem Jahre 1850 als Kaserne gemietet war, auf Ende Oktober ausgezogen und in das ehemalige Kapuziner- kloster gezogen war, so wurde dann das Neutorgebäude mit gemeinde- rätli- chem Beschlusse vom 4. November einer, von Josef Werndl und Moritz Klam- mer neu zu errichtenden Waren- Export-Gesellschaft um jährlich 425 fl. ver- mietet, welche aber leider gar nicht zustande kam. Um in der Eisenbahn-Angelegenheit endlich auch praktische Schritte zu tun, hat das hiesige, aus dem Bürgermeister, mehreren Gemeinderäten und Industriellen gebildete Eisenbahnkomitee am 21. November beschlossen, durch den Ingenieur Kitzler eine generelle Vertrassierung der ganzen Bahnli- nie gegen Bezahlung von 1000 fl. aus der Stadtkasse vornehmen zu lassen, womit auch sogleich begonnen worden ist. Am 11. Dezember fand in Klagenfurt eine von hier aus angeregte Ver- sammlung von hiesigen, innerösterreichischen u. Triester- Eisenbahn-Komi- teemitgliedern statt, wobei unser Bürgermeister Dr. Jakob Kompaß und unser Gemeindesekretär Georg Aichinger intervenierten. Es wurde dabei eine

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