Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

98 vielfältig Reisen in der Eisenbahnangelegenheit nach Wien unternimmt, noch gar nicht viel zu spüren. Am 3. August erhielt der Herr Bürgermeister Dr. Jakob Kompaß vom k. k. Handelsministerium die Bewilligung zu den Vorarbeiten für die Eisenbahn von Bruck an der Mur über Steyr zur Westbahn bei Haag auf die Dauer eines Jah- res, und überdies erhielt die Stadtgemeinde schon früher auf ihr Ansuchen die Bewilligung zu den Vorarbeiten für eine Flügelbahn von Steyr nach St. Va- lentin oder Haag, was wohl alles noch keinen praktischen Wert hätte. Allein am 25. erschien in der „Wiener Zeitung“ eine Denkschrift des k. k. Handels- ministeriums, worin die Bahn Bruck — Haag unter die wichtigsten, jedenfalls in kürzester Zeit zu erbauenden Bahnen aufgenommen ist, und hierauf hat sich das englische Bankhaus Pickering zur sogleichen Vornahme der Trassie- rungsarbeiten bereit erklärt, und damit trat die Angelegenheit erst in das wirklich praktische Stadium. Die neue und große Werndl'sche Gewehrfabrik in Steyr und Letten hat nun wegen Mangel an Absatz ihre Arbeiten gänzlich eingestellt, wodurch wie- der mehrere hundert Arbeiter brotlos geworden sind, während andererseits die kleineren Stahlwarenerzeuger ohnehin schon längst ihrer gänzlichen Ver- armung entgegengehen. Am 24. August reisten endlich die den ganzen Sommer hier gewesenen For- tifikationsoffiziere ab u. blieb nur noch ein Generalstabsmajor hier. Die prakti- schen Folgen dieser Arbeiten hängen von der höchsten Entschließung ab. Am 25. August wurde der ebenfalls von dem gewesenen Braumeister Mich. Haratzmüller gespendete und von dem Bildhauer Westreicher in Linz um 1100 Gulden verfertigte vorderste Altar im rechten Seitenschiff der Stadt- pfarrkirche aufgestellt und hierauf am 28. September bei Gelegenheit der Fir- mung vom Bischof eingeweiht. Am 27. August schloss die Stadtgemeindevorstehung mit dem Bevoll- mächtigten der Ludw. Aug. Riedinger'schen Fabrik in Augsburg den Vertrag zur Einführung der Gasbeleuchtung ab. Es wurden 130 öffentliche Flammen, worunter 20 Laternen auf freistehenden Kandelabern und jährlich 200.000 Brennständen à 1 ½ kr. bedungen. Die Stadt muss 1 Joch Grund zur Erbauung des Gasometers unentgeltlich der Fabrik ins Eigentum übergeben, auch die bei der Röhrenlegung etwa notwendigen Felsensprengungen selbst besor- gen, alle übrigen Bau- und Einrichtungskosten aber trägt die Fabrik. Die Dauer des Beleuchtungsvertrages ist auf 30 Jahre bestimmt, und soll die

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