Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oberösterreich

154 Ferdinand Wiesinger, f) Der Eckkachel. Als aus dem runden Zimmerofen mit gewölbter Kuppel der vierseitige Ofen entstand, erhielt auch dieser, sowie der runde Kachel bei seiner viereckigen Umgestaltung der gevierte Kachel genannt wurde, den Namen gevierter Ofen. So heißt er noch in der Hafnerordnung vom 4. Februar 1639 für das Land gericht Wartenburg. Die Eckkanten der vierseitigen Öfen werden gebildet von den Eckkacheln, die aus einem ganzen und einem recht winkelig darangefügten halben Kachel bestehen. Hat die untere Kachelreihe des Ofens in der Ecke an der Vorderseite den ganzen Kachel, so steht in der darüber befindlichen Kachelreihe an der Ecke der Vorderseite der halbe Kachel des darüber befindlichen Eckkachels usw. Nach dieser Anordnung baut sich der Ofen auf mit dem Erfolg für die Standfestigkeit, daß die aufrechten Kachelfugen in jeder Reihe abwechseln. An den Ecken läuft regelmäßig eine eigene Verzierung, ein geflochtener, gedrehter oder geschuppter Stab auf wärts. Beispiele zeigen die Ofenbilder Walchers®®), Fig. 107, 108 (Ofen im Schloß Würting) und 115 (Ofen im Schloß Achleiten). Unter den Kachelstücken aus dem Erdboden des Hafnerhauses in Wels, Pfarrgasse 9, und zu der hier unter d) behandelten Kachelform ge hörig fand sich wohl ein halbierter Kachel, aber kein Eckkachel. Die gab es ursprünglich noch nicht. Überraschend ist aber (Inventar-Nr. 20.332) das neben den Kacheltrümmern gefundene, hier abgebildete Stück, Tafel XIII 3, eines bloßen schmalen Eck schlipses, der zwischen den Kacheln an den Ecken eingefügt und aufwärts geführt wird. So wird also ursprünglich die Ecke gebildet. Dieser Schlips ist an der Vorderseite 3.5 cm breit, diese verläuft nach rückwärts auf die einfache Wandstärke. Er bildet zwei mit der Hand zusammengedrehte Tonstäbe, indem zwei Tonstäbchen ineinandergewunden werden. Es ist also einfache Handarbeit anstatt der späte ren künstlerischen Modellierung von Flecht stäben an den Eckkacheln. Dieses auffallende, immerhin umständliche Verflechten von zwei Tonstäbchen zeigt nun an den Ecken des ferti gen Ofens hohe Flechtstäbe. Es erinnert'an Holzflechtwerk. Bei diesem Gedankengang kam mir zufällig die Zeitschrift: Volk und Scholle des Landschaftsbundes RheinfrankenNassau-Hessen mit dem oben S. 115 angeführten Aufsatze von Heinrich Winter®®) zur Hand, der über die Eckständer kf |'.|- Abb. 4. Eckständer eines Fach werkhauses aus dem Gebiete um Darmstadt. ") Winter, Fachwerkhäuser.

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