Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oberösterreich. 153 bereits im Zusammenhange mit den Töpfer stempeln oben S. 113 erwähnten Funden aus der Grube des Hafnerhauses Wels, Pfarr gasse 9, zeigten sich neben dem oben S. 150 erwähnten Schtisselkachel eine Reihe von Bruchstücken, zum Teil im Ofenbrand miß raten, der vorliegenden Kachel- und Verzierungsform, Tafel VII 23, sämtlich scharf gebrannte Eisentonware, E. mit den Inv.-Nummern 20.329—20.334. Die gleichen Erzeugnisse fanden sich bei einer Gasrohrlegung an der Kaiser Wilhelm-Straße, Inv.-Nr. 17.923—17.925. Sämtliche Bruchstücke zeigen an der Rückwand die scharf eingerissene Spi rale. Die Vorderseiten (in Bruchstücken) zeigen sämtlich die hier Tafel VII 23, dargestellte Form und als Reliefverzierung den nach rechts schreitenden Panther, das alte steirische Wahrzeichen. Der Durchmesser der Vorderseite des Kachels ist ähnlich wie bei dem schüsselartigen Kachel; 21cm, die Höhe 9 cm. Der Zeit nach ist diese noch einfache Modellierung früher als die obenerwähnten kostbaren Schöpfungen eines Hans Finkh, also noch in das 15. Jahr hundert einzureihen. e) Der Rübenkachel. Ein Zufall will es, daß die hier unter b) für den Kachel gebrauchte Bezeichnung Rübe (der Ofen heißt der Rübenofen) wegen einer als Verzierung auf dem Kachel angebrachten Rübe noch einmal in dem Worte Rübenkachel auf taucht. Eine ursprünglich im Lande Salzburg erzeugte, aber dann allgemein weit verbreitete Kachel-Verzierungsform zeigt an seiner Schmuckfläche einen nach links springenden Hirsch, der seinen Mund gierig einer Rübe nähert. Die Abbildung Tafel XIII 2 zeigt das im Museum Wels befindliche, aus Oberwang bei Mondsee stammende Stück, Inv.-Nr. 17.148. Der vorliegende Kachel ist keine Eisenton ware, sondern aus schwarz geschmauchtem Töpferton (Schm.) her gestellt. Diese Ofenkacheln aus Salzburg und vermutlich auch der vorliegende, aus dem Einflußgebiet von Salzburg stammende Kachel hängen zusammen mit der Person des Erzbischofs von Salzburg, Leonhard von Keutschach, der im Wappen eine Rübe führte, die auch auf seinen Geldprägungen angebracht war. Er starb im Jahre 1519 nach einer 23jährigen Regierung, so daß dieser Zeitraum für das Entstehen dieses Kachelmusters maßgebend ist. Die Form hat sich noch lange Zeit gehalten, so daß also allgemein der Anfang des 16. Jahrhunderts für diesen Kachel anzunehmen ist. Ähnliche Hirsch kacheln gibt es im Museum Braunau, Inv.-Nr. 827, 829 und 830. Die ser Kachel hat noch immer die tiefe, nach dem Ofeninnern sich ein engende und offene Rundwand. Erst später werden anstatt dieser Rundwand an der Rückseite des Kachels an den Rändern des Qua drates die schmalen Bänder, die wir heute an den Kacheln sehen, rechtwinkelig angeschlagen.
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