136 Ferdinand Wiesinger, Flaschenmund in dieser kegeiförmigen Gestalt ausbildete und aus der antiken Flasche, die nur zum Ausschenken diente, durch An fügung des glatten Zapfens ein Trinkgefäß bildete. Der Flenkel legt sich an den dicken Umfassungsrand des Kegels an. Wohl aber hat dieser Trinktopf noch den ringförmigen Fuß um den Bodenrand. Der kegelförmige oder zapfenförmige Rand, der die helleni stische Flasche zu einem Trinkgefäß umwandelt und schon bei der gallischen Sigillata auftritt, geht auf nordischen Einfluß zurück. Ein solcher Plutzer kommt schon in der Steinzeitkeramik von Nord deutschland vor. Hoernes-Behn, Kultur der Urzeit, I., Steinzeit. (Sammlung Göschen.) (Abb. 25.) Für die Merowingische und Karo lingische Zeit führt Koenen keine Beispiele an. Beim Wieder auftauchen der Form im späten Mittelalter tritt die Kegelform der Mündung zurück, aber sie setzt anstatt des Kegels eine Scheibe an, die nicht bloß zur starken Befestigung des Henkels, sondern beim Trinken zum Abschluß des Mundes dient, damit keine Flüssigkeit verloren geht. Der Plutzer hat nun auch einen ebenen Boden ohne Ringfuß und verengert sich unten nicht immer flaschenförmig. Er wird allgemein erzeugt aus Eisenton. Beispiele dieser Krugform gibt es häufig im Lande. a) Für das Zurückreichen in das 14. Jahrhundert ist das Stück aus Enns bezeichnend, das bei dem alten Johanniterhospiz ausge hoben wurde (S. 94). Inv.-Nr. B 14, E., Tafel III 5, Höhe 21cm, Boden-Durchmesser 9.5 cm. Der Henkel trägt die Fingernagelkerbe, Tafel II 10. b) Drei gleiche Plutzer stammen aus der etwas späteren, in das Ende des 14. oder in den Anfang des 15. Jahrhunderts zurück reichenden Töpferabfallgrube bei den Borromäerinnen in Enns. c) Im Museum Braunau stehen zwei Scheibenhaiskrüge, Inv.- Nr. 728 und 730. d) Aus Wels sind bloß Halsbruchstücke, Inv.-Nr. 20.312, 20.395, 20.396 und 20.397 bekannt, wovon ein Stück (20.395) noch einen Henkelansatz mit der eben erwähnten Fingernagelkerbe trägt. Der Gebrauch dieser Töpfe als Mostkrüge bei der Feldarbeit dauert bei unserer Landbevölkerung weiter an. Die Plutzer erhalten dann zu Ende des 17. Jahrhunderts eine grüne oder braune Bleiglasur. e) Bei den Siebenbürger Sachsen sind diese Krüge heute noch im Gebrauch. Die Textabbildung 2 aus dem im Jahre 1934 im Ver lage: Grenze und Ausland, Berlin, erschienenen Werke von Hans Retzlaff: Bildnis eines deutschen Bauernvolkes, Die Siebenbürger Sachsen, möge dies bezeugen. Wie sehr unser Österreich mit diesem Krug verwachsen ist, zeigt ja auch der Umstand, daß, wie hier S. 108 angeführt, die
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