100 Ferdinand Wiesinger, Ordnungen in Wien wegen Anbringung von Stempelzeichen auf diesem Geschirr sind entstanden als eine Maßregel im Wettkampf gegen die anderen Erzeugungsstätten, die sämtlich ihren Graphit aus den großen Lagern an der Donau bei Passau, wie auch noch außerdem aus Böhmen und Mähren bezogen. Es wurde bisher zu wenig beachtet, den Unterschied zwischen Graphittonware und bloß graphitierter Ware festzuhalten. Bei der Graphittonware ist der Ton mehr oder weniger stark mit Graphit vermengt. (Bei Schmelztiegeln bis zu Vg der Menge.) Bei der graphitierten Ware ist die aus unvermischtem Ton erzeugte Ware nach dem Fertig brande außen mit Graphit bloß eingerieben worden. Auch dieser Unterschied ist ein zeitweisendes Kennzeichen. Diese graphitierte Ware tritt erst mit Beginn des 17. Jahrhunderts ein. Von besonderer Bedeutung für das ganze Donaugebiet ist die Erzeugungsstätte Obernzell oder wie es auch hieb Hafnerzell nächst Passau. Walcher^O hat Ausführliches darüber erhoben. Unter Bischof Ulrich II. kam der Ort 1216 an das Hochstift Passau. Im Jahre 1367 zerstörten Passauer Bürger den Markt Obernzell. Nach mündlicher Überlieferung reicht die Tonerzeugung dieses Ortes in jene Zeit zurück, was im Hinblick auf die schon ins 13. Jahrhundert zurückreichenden, hier gefundenen Gefäße glaub lich erscheint. Der Ort war eine Haupterzeugungsstelle für das Graphittongeschirr und führte als Ortsmarke das Tatzenkreuz. Walcher") meint, daß diese Marke mit dem Wappen der Grafen Ortenburg zusammenhängt. Die Ortenburger standen mit dem Hoch stift Passau in enger Verbindung und saßen dort wiederholt als Dompröpste. Graf Czelin II., gestorben 1444, mehrte die Einkünfte der vom Grafen Repoto IV. von Ortenburg im Jahre 1288 erbauten Ölbergkapelle im Kreuzgang des Domes durch Renten aus den Gelderträgnissen im Bezirke Griesbach, wo sich der Hafenort Obernzell befand. In dem reichen, von Julius Theuer hinterlassenen Material zu seinen Wappenstudien findet sich auch das Wappen der bayrischen Ortenburger verzeichnet, es zeigt aber keineswegs das Tatzenkreuz, so daß also diese Marke nicht als Wappenfigur anzu sehen ist. Die Hafnerordnung dort vom Jahre 1530 hat zum ersten mal Walcher veröffentlicht. Die Erzeugnisse von Hafnerzell waren weit herum bekannt und geschätzt, und gingen in großen Plätten donauabwärts noch über Wien nach Budapest abwärts. Die Hafner ordnung von Salzburg vom Jahre 1578 besagt, daß „Häfen", die fälschlich mit „dem Zellermark" bezeichnet und doch keine „Zellerhäfen" sind, weder durch Fremde, noch durch einheimische Meister verkauft werden dürfen und daß damit niemand „geferlicherweiß" betrogen werden darf"). Schon im 17. Jahrhundert begann dort auch die Erzeugung von Schmelztiegeln. Es waren dies Töpfe aus
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