96 Ferdinand Wiesinger, schon im 14. Jahrhundert inne gehabt hat. Diese Zeitzuweisung er gibt sich deutlich aus den Funden. Vor allem ist anzuführen, daß die gesamte Tonware kein Graphittonerzeugnis ist. Sie besteht aus einem bildsamen Ton mit vielen feinen Kalkkörnern, wie er hier schon in der römischen Zeit allgemein verarbeitet wurde. Die Ge fäße sind dünnwandig und so hart gebrannt, daß der Ton gesintert (glasig geschmolzen) ist. Infolge des scharfen Brandes gab es an der Fundstelle zahlreiche mißratene Bruchstücke mit blasig aufge triebenen Wänden. Für die Zeitbestimmung sind die nachfolgenden Formen maßgebend, die hier nur allgemein angeführt sind und in der Reihe der Gefäßformen besprochen werden sollen. Ein ballonförmiger großer Krug (ein Essigtopf) mit Traghenkel und oberer Auslaufdüse, Tafel II 7, von derselben Art wie der in Enns beim Johanniterspital aufgefundene Tafel IV 1. Diesem ähnlich ist der aus hellgebranntem Ton bestehende, rädchenverzierte Topf aus dem Hausruck, Tafel II 9, der aber in das 15. Jahrhundert einzureihen ist, während die Welser Hafnerei noch in das 14. Jahrhundert zu ver legen ist. Dazu zahlreiche bauchige Töpfe mit abgerundetem Kanten wulst und Rillenbändern, Tafel XI 10. Endlich noch viele Bruch stücke, Wand- und Bodenstücke von dickwandigen bauchigen Ge fäßen mit abgerundetem Kantenwulst, die nicht so scharf gebrannt sind, wie die oben erwähnten Stücke. Dazu kommen noch Topf deckel und kleine Teller. Aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Töpferei, aus dem Boden des Hauses Kaiser Josef-Platz Nr. 30, stammt ein gerillter Kugeltopf, Tafel XI 8, ebenfalls nicht aus Graphitton und auch in die obige Zeit zu verweisen. 6. Fundort: Rauhripp in Enns. Eine zweite Fundgruppe in Enns stammt aus der Gegend der sogenannten „Rauhripp", in den alten Steuerlisten auch: „unter den Hafnern" genannt. Die Gegend liegt unterhalb der Stiege, die von der Linzerstraße auf dem Schmiedberg abwärts absteigt. Der Fund trat im Jahre 1931 zu Tage bei Verbesserung der Biegung der Bun desstraße unterhalb des Schmiedberges, wobei die Mauer des großen Gartens der Borromäerinnen einwärts gerückt werden mußte. Dort saßen in mittelalterlicher Zeit zahlreiche Hafner. In dem Vermögensverzeichnisse der Stadt Enns aus den Jahren zwischen 1393 und 1416 sind dort nach und nach 10 Hafner erwähnt. Nach der Angabe Primars Dr. Schicker soll es noch vor 80—100 Jahren vier Hafner in Enns gegeben haben. Die Funde an dieser Stelle lassen deutlich erkennen, daß dort eine Hafner-Abfallgrube oder wie die Sache mit dem technischen Ausdrucke lautet, ein Scherben-
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