Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oberösterreich

92 Ferdinand Wiesinger, Schmelzfarbe glasierten, sogenannten Gmundner Ware, die sich bis in die Achtzigerjahre des 19. Jahrhunderts hält. Die alt bestehenden ländlichen Töpfereien erkennen wir aus den Ortsnamen schon vom 12. Jahrhundert an. Menghin®) weist für Niederösterreich aus dem Göttweiger Salbuch um 1156 einen Ort Havenaren und für 1210 bei St. Pölten ein Havenaerbach nach. Wir kennen in Oberösterreich die bäuerlichen Töpfereien in Oberleim (Lehm) und Niederleim bei Timelkam, in Ungenach und Ottnang und müssen solche Töpfereien auch nach den Ortsnamen vermuten im Orte Hafenberg, Bezirk Mattighofen, zwischen dem Hausruck und dem Weilhartsfort ge legen und in Hafenedt im Gerichtsbezirk Raab. Dazu fügt sich der hier im II. Teil angeführte Ort Piesing bei Haag am Hausruck und im Jahre 1170 ein als besonders ausgedehnter, ebenfalls den Hausruck aufschließender Töpferort Frankenburg, früher Zwiswalden ge nannt, der später auch wie die anderen Bauerntöpfereien zunftmäßig einbezogen wurde und im Jahre 1587 von 24 Hafnern besiedelt war®). So sind also für den Aufschluß des Hausruckgebietes 9 länd liche Töpferorte bekannt. Dazu kommen noch nach den Ortsnamen als Hafnersiedlungen anzusprechen: Hafendorf bei Ohlsdorf, Bezirk Gmunden und Hafeneck bei Hartkirchen, Bezirk Eferding. 2. Die zunftmäßige Hafnerei. Mit der lebhaften Entwicklung des Landes unter dem Herzogsgeschlechte der Babenberger, mit der Schöpfung von Märkten und dem Entstehen von Städten wurde in letzteren auch der Handwerks betrieb lebendig. Es ist also das 13. Jahrhundert, das uns nach einer langen fundarmen Zeit die ersten Boten einer zunftmäßigen Betäti gung der Hafner bringt. Wir kennen noch keine Namen der Hafner aus dieser Zeit. Wir kennen aber eine Reihe von Formen ihrer Er zeugnisse, besonders den soeben oben S. 91 angeführten, zuerst auf tretenden dickwandigen, fast gleichweiten, plumpen Topf aus Graphitton mit dickem Rundwulstrand. Tafel X 1, Fundort Wels. In der Sprache dieser Zeit hat er den auf das oberdeutsche Gebiet be schränkten Namen: der haven, Mz. die häven. Nach ihm heißen die Erzeuger der Tonware die Hafner. In der Mundart heißt der Topf heute auch das Hefen. Für die zeitliche Einreihung dieser alten Form des Topfes, wie sie die Abbildung zeigt, aber auch für den Namen und die Gebrauchsweise des Topfes haben wir einen prächtigen Nachweis durch zwei Urkunden im oberösterreichischen Landes- °) Menghin O., Spätmittelalterliche Keramik, Führer durch die Schausamm lungen des Niederösterreichischen Landesmuseums (1925). ") Walcher, Bunte Hafnerkeramik, S. 30.

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