Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oberösterreich von Ferdinand Wiesinger. % vV ,
Inhalt. Se!te Einleitung I. Die Schwarzhafner: A. Grundlagen für die zeitliche Einreihung der Hafnerware 1. Die Schwarzhafner und die Weißhafner 2. Die zunftmäßige Hafnerei 3. Fundort: Johanniterspital in Enns 4. Wiener Zeitangaben .... 5. Fundort: Wels, Kaiser Josef-Platz 6. Fundort: Rauhripp in Enns . 7. Das Entstehen des Meisterzeichens 8. Töpfereibetriebe an der Donau . 9. Eisentonware im Mühlviertel . 10. Fingerspitzeneindrücke. Fingernagelkerben 11. Schnittzeichen als Töpfermarken . 12. Segenszeichen, eingeschnitten oder erhaben gepreßt 13. Die Meisterzeichen und ihre zeitliche Reihung . 14. Die Meisterzeichen des 15. und 16. Jahrhunderts 15. Die Meisterzeichen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts 16. Die Meisterzeichen der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts 17. Die Hafner Oberösterreichs von 1500—1700 . B. Die Gefäßformen 1. Der Topf mit Rundwulstrand .... 2. Der gehenkelte Topf mit Rundwulstrand . 3. Der gehenkelte Topf mit Steilrand; Der Zuber 4. Der Topf mit Kantenwulstrand, geschmaucht 5. Der Topf mit Kantenwulstrand, hell gebrannt, 6. Der Kugeltopf 7. Der Essigkrug 8. Der Bändertopf 9. Der Scheibenhaiskrug; Der Plutzer . 10. Der Henkelkrug 11. Der Überhängkrug 12. Der Becher 13. Die Schüssel 14. Enghalsiges Vorratsgefäß, doppelhenkelig; Der 15. Die Gießkanne 16. Der Tintenkrug 17. Glasierte Ware 18. Teller, Topfdeckel, Lichtteller . 19. Figurales 20. Verzierungsmuster 21. Der Ofenkachel gerillt Stantner 90 90 92 94 94 95 96 98 99 101 102 103 104 107 110 115 117 118 124 125 128 128 130 131 132 133 134 135 137 139 139 142 144 145 146 146 147 148 149 149 '"m
II. Die Weißhafner: A. Betriebsorte und Zeitnachweis 1. Oberleim 2. Haag am Hausruck 3. Heipfau 4. Zeitnachweis , Seite 157 1. Der bauchige Topf mit Kantenwulstrand und Rädchenver zierung 2. Der bauchige Topf mit Rundwulstrand 3. Der bauchige Topf mit Kantenwulstrand und gerillter Wand 4. Schüssel mit waagrecht eingeschnürter Wand .... 5. Der Wölbtopf mit gelochtem Boden 6. Die Ringflasche 7. Der Essigkrug ' 8. Der Stantner 9. Der Topfdeckei 10. Geschmauchte Ware 157 159 160 162 B. Die Gefäßformen 163 163 168 169 170 170 171 171 171 172 172 III. Überblick: Ein Wort zur zeitlichen Einreihung der spätmitteialterlichen Ware 172 Seitenangabe zu den Tafelbildern, Bildtafeln I—XIII .... 174 \ LaCvÄ^ r
Einleitung. Der Titel der nachfolgenden Arbeit drückt die Begrenzung des Stoffes aus. Er spricht von. den Schwarzhafnern und von der gleich zeitigen Weißhafnerei. Die Schwarzhafner erzeugen das aus dem mit Graphit vermischten Ton hergestellte, im Brennofen, bei schwe lendem Feuer und gedrosseltem Luftabzug schwarz geschmauchte Geschirr, das Eisentongeschirr. Die Weißhafner sind ihre Zeitge nossen, die das Geschirr aus unvermischtem Ton herstellen und im Brennofen bei gutem Luftabzug in der Naturfarbe des Tones hell rötlich oder hellgelblich fertig brennen. Geschmauchtes Geschirr gibt es seit der ursprünglichen häus lichen Geschirrbereitung in der vorgeschichtlichen Zeit. In der LaTene-Zeit entsteht das Geschirr mit dem zugemischten Graphit. Diese Graphittonware verschwindet wie mit einem Schlag in rö mischer Zeit. Erst das vorschreitende Mittelalter beginnt wieder den Ton mit Graphit zu vermengen. Man kennt die Zeit noch nicht, zu der die Zumengung des Graphits begonnen hat. Reinecke^) gibt nun einen überraschend frühen Zeitpunkt hiefür an, indem er mit teilt, daß ein in Karolingische Zeit einzureihendes, aus Graphitton hergestelltes Becken bei Pleinting in Baiern nächst Vilshofen süd lich an der Donau, also in unserer nächsten Nähe, gefunden wurde. Das ist noch Hausbetrieb. Von den Schwarzhafnern aber sprechen wir sobald diese Tonerzeugung in den Städten und geschlossenen Orten zunftmäßig betrieben wird. Wir müssen für den Beginn das 13. Jahrhundert annehmen. Mit dem 17. Jahrhundert endet die Schwarzhafnerei, so daß unser Stoff sich vom 13. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts erstreckt. Obgleich man aus dieser spätmittelalterlichen und frühen Neu zeit nur mehr selten solche Bodenfunde aus Ton als zeitbe stimmende Merkmale nötig hat, erscheint es doch wünschenswert, nicht bloß für einen einzelnen festzulegenden Fall, sondern über haupt, die Form, die Zeitstellung solcher Stücke und ihre Zuweisung zu einer bestimmten Erzeugungsstätte zu sichern. Der Titel der Ar beit will aber nicht bloß den Zeitraum angeben, auf den sie sich be zieht, sondern auch zum Ausdruck bringen, daß es sich nur um ein fache, häusliche Gebrauchsware handelt und daß die Behandlung der gerade in Oberösterreich so reich entfalteten künstlerischen Tonwarenerzeugung hier nicht in Betracht kommt. Auf diesem GeReinecke P., Karolinglsche Keramik aus dem östlichen Bayern, Germania, Anzeiger der römisch-germanischen Kommission des deutschen archäologischen In stituts (1936), S. 198 f.
Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oberösterreich. 89 biete hat ja gerade A. Walcher R. v. Molthein durch seine hier wie derholt angeführten grundlegenden Arbeiten sich in anerkannter Weise um unser Land verdient gemacht und der Direktor des Landesmuseums Dr. Hermann Ubell hat ebenfalls eine Reihe wert voller Arbeiten auf dem Gebiete der künstlerischen Tonware ge schaffen. Hier handelt es sich aber um die Feststellung und sorg fältige zeitliche Sicherung der einzelnen Formen der Gebrauchs ware und um ihre Zuteilung zu einzelnen Erzeugungsstätten im Lande. Bei dieser sorgsamen Erhebung der Umstände für die drei Seiten der Arbeit, Form, Zeit und Erzeugungsstätte der Gebrauchs ware ergab sich durch das Auffinden überraschender Formen der Meisterzeichen, Verzierungen und sonstiger Segenszeichen auf der Ware ein in dieser Spätzeit noch vorhandenes unbewußtes Weiter leben von Formen aus germanischer Zeit. Es schob sich also, an fänglich unbeachtet als eine vierte Seite ein ergreifender Blick in unser Volkstum ein. Man wird erkennen, daß das Land Oberöster reich in der Erzeugung der Tonware nicht bloß auf künstlerischem Gebiet, sondern auch in wirtschaftlicher Beziehung auf eine be deutende Anerkennung Anspruch hat. Es war eine mehrjährige Arbeit nötig, um die Grundlagen für diese Zusammenfassung im Lande einzuholen. Aber ich habe freundliche Hilfe überall gefunden und wiederhole hier meine Dan kesworte an die Herren: Dr. Hermann Ubell und Dr. Franz Stroh im Landesmuseum, Primararzt Dr. Josef Schicker und Direktor Hans Kohlberger im Museum Enns, Dr. Gustav Brachmann und Jo hann Kolda im Museum Freistadt, Museumsverwalter Heinrich Kainz in Steyr, Dr. Eduard Kriechbaum und Hugo v. Preen im Museum Braunau, Direktor Fritz Holzinger im Museum Schärding. Auch außerhalb der einheimischen Museen an die Herren: Dr. Paul Reinecke, München, Dr. E. Beninger, Wien, Oberbaurat Ing. Martin Hell und Dr. Max Silber, Salzburg. Eine besondere Mitwirkung haben dieser Arbeit angedeihen lassen Studienrat Gymnasialprofessor i. R. Karl Wolf durch die Durchführung des zeichnerischen Teiles der Arbeit, besonders auch durch die an Ort und Stelle vorgenommene zeichnerische Aufnahme der Gefäße in Enns und durch die Umzeichnung der ebenfalls in dankenswerter Weise durch Fachlehrer Hüttl hergestellten Zeich nungen der Gefäße in Schärding, endlich Rechtsanwaltsgattin Frau Frieda Schmotzer durch die Lichtbildaufnahmen der Gefäße im städtischen Museum Wels. Allen ergebenen Dank!
1. Die Schwarzhafner. A. Grundlagen für die zeitliche Einreihnng der Hafnerware. 1. Die Schwarzhafner und die Weißhafner. Für die nachkarolingischen Topfformen haben wir eine reiche sorgfältig in Zeiträume eingeteilte Fundmenge aus Niederösterreich, wie sie Beninger darlegt^). Die dort (Abb. 65) dargestellten Gefäße aus Zellerndorf reihen sich in die erste Flälfte des 10. Jahrhunderts. Sie zeigen in dem slavischen Gebiet, dem der Fundort angehört, ausgesprochen westlichen Einfluß und der große urnenförmige Topf 1 der Abbildung 65 ist vollständig gleich in der Form den 252 Urnen, wie sie ganz und in Bruchstücken im Städtischen Mu seum zu Wels aus römischer Zeit vorhanden sind. Der Mundsaum der Töpfe aus römischer Zeit ist jedoch noch steiler, krausenartig abgesetzt. Tafel XIII 4. In der römischen Sammlung des Museums in Wels gehört diese Urne zu einer großen Gruppe scharf und kantig gegliedeter Gefäße, für die ich nordischen Einfluß annehme®). Dieser Topf 1 ist aber auch in seiner provinzialrömischen Form vollständig gleich den Töpfen aus Oberleim, die hier im Teil II behandelt werden. Tafel Xlll 5. Sie sind zum Unterschied von den römerzeit lichen Erzeugnissen nicht schwarz geschmaucht, .sondern hell ge brannt und mit Bändern von rechteckigen Eindrücken verziert. Die in das 15. Jahrhundert zu verlegenden Töpfe stammen wegen ihres Zusammenhanges mit den provinzialrömischen Formen also noch aus dem Kulturkreis der römischen Zeit, werden nicht in einer Töpferei in der Stadt, sondern in Verbindung mit einem Tonlager auf dem Lande von Bauern in hellgebranntem Ton erzeugt. Nach der hellen Farbe der Ware heißen diese Hafner die Weißhafner. Noch aus vorrömischer Zeit stammt die Ausschmückung des Bodens mit Balken-Kreuzen, Tafel I, 4—7, wie sie auch die Gefäße aus Zellern dorf (S. 105) aufzeigen. Dazu im Gegensatze stehen die im ange führten Werke behandelten Gefäße von Köttlach. Diese Fundgruppe ist nach der überzeugenden Darstellung Beningers in das 11. Jahr hundert als Ergebnis einer slavischen, von den Deutschen beein- ") Beninger E., Die Germanenzeit in Niederösterreich (1934). ") Wiesinger F., Jahresbericht des Städt. Museums Wels (1935), S. 168. i
Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oberösterreich. 91 flußten Kultur einzureihen. Die Topfformen dort (Abb. 68) sind keineswegs von provinzialrömischen Formen abgeleitet, sind auch in ihrer Grundform keineswegs slavisch, sondern handgeformte Nachahmungen der derben merowingischen Erzeugnisse. Mit dem Topf Nr. 5 der Abbildung 68 ist nun der aus Weis stam mende Topf Tafel X 1 formmäßig ähnlich. In beiden Fällen ist der Ton grob, mit Steinchen und Ouarzkörnern versetzt und dunkel grau bis schwarz geschmaucht, bei dem Welser Topf auch mit Graphit vermengt. Dieser letztere Topf stammt aus dem 13. Jahr hundert und ist Erzeugnis einer zunftmäßigen bürgerlichen Hafnerei in der Stadt. Nach dieser dunkelgrau bis schwarz geschmauchten Eisentonware heißen diese Hafner die Schwarzhafner. Das ist die Grundlage für die Abgrenzung der Töpfereibetriebe im Lande. Die Hafnereien bestehen also einerseits bei einzelnen Gruppen von Bauernhäusern, bei denen sich ein Tonlager befindet, wie bei den im II. Teil zu besprechenden Erzeugungsorten. Sie gehen weit in die Vergangenheit zurück, denn sie wirken noch in den alten provinzrömischen Formen. Das sind die Bauern, die Weißhafner. Die zweite Gruppe entsteht erst später etwa im 13. Jahrhundert als zunftmäßiger Betrieb in der Stadt und beginnt mit der dunkel geschmauchten, graphitierten Ware, der derben germanischen Bauernkeramik. Das sind die Stadtbürger, die Schwarzhafner. Die Weißhafner sind auf die ländlichen Abnehmer eingestellt, die Schwarzhafner versorgen das städtische Gebiet. Die Eisenton ware wird aus Oberösterreich, Hafnerzell und der Mauthausener Gegend auch auf der Donau abwärts bis nach Ungarn verfrachtet. Gleichzeitig nimmt aber das Land auch Ware aus Wien und Tulln. Die schwarze Eisentonware, die sich ja fortschreitend auch ver feinert, gilt bis zum Ende des 16. Jahrhunderts als das vornehmere Erzeugnis. In der Wiener Handwerksordnung vom Jahre 1431 wird unterschieden zwischen „gemain hevenwerch" und „eysernen Hevenwerch". Merian nennt das Hafnerzeller Eisengeschirr „schön Geschirr". Noch im Jahre 1589 heißt es in der Ordnung des Hafner handwerks zu Wels"'), daß kein Meister kein Hefen mit „March" nicht merken soll, allein es sei Eisentachen. Die „schlechten" Hefen aber sollen mit „zwei Griff" und nicht anders bezeichnet werden. Das Wort „schlecht" in der alten Bedeutung „schlicht" bezeichnet also die helltonige Ware als die einfache Ware und schreibt hiefür ein besonderes Merkzeichen („zwei Griffe") ? vor. Als im 17. Jahr hundert die Eisentonware aufhört, verliert sich mit dem Worte Schwarzhafner auch das Wort Weißhafner, taucht jedoch im 18. Jahrhundert wieder auf für die Erzeuger der mit weißer ') Walcher A. R. v. Molthein, Bunte Hafner-Keramik der Renaissance in Ober österreich und Salzburg (1906), S. 91. . 'm
92 Ferdinand Wiesinger, Schmelzfarbe glasierten, sogenannten Gmundner Ware, die sich bis in die Achtzigerjahre des 19. Jahrhunderts hält. Die alt bestehenden ländlichen Töpfereien erkennen wir aus den Ortsnamen schon vom 12. Jahrhundert an. Menghin®) weist für Niederösterreich aus dem Göttweiger Salbuch um 1156 einen Ort Havenaren und für 1210 bei St. Pölten ein Havenaerbach nach. Wir kennen in Oberösterreich die bäuerlichen Töpfereien in Oberleim (Lehm) und Niederleim bei Timelkam, in Ungenach und Ottnang und müssen solche Töpfereien auch nach den Ortsnamen vermuten im Orte Hafenberg, Bezirk Mattighofen, zwischen dem Hausruck und dem Weilhartsfort ge legen und in Hafenedt im Gerichtsbezirk Raab. Dazu fügt sich der hier im II. Teil angeführte Ort Piesing bei Haag am Hausruck und im Jahre 1170 ein als besonders ausgedehnter, ebenfalls den Hausruck aufschließender Töpferort Frankenburg, früher Zwiswalden ge nannt, der später auch wie die anderen Bauerntöpfereien zunftmäßig einbezogen wurde und im Jahre 1587 von 24 Hafnern besiedelt war®). So sind also für den Aufschluß des Hausruckgebietes 9 länd liche Töpferorte bekannt. Dazu kommen noch nach den Ortsnamen als Hafnersiedlungen anzusprechen: Hafendorf bei Ohlsdorf, Bezirk Gmunden und Hafeneck bei Hartkirchen, Bezirk Eferding. 2. Die zunftmäßige Hafnerei. Mit der lebhaften Entwicklung des Landes unter dem Herzogsgeschlechte der Babenberger, mit der Schöpfung von Märkten und dem Entstehen von Städten wurde in letzteren auch der Handwerks betrieb lebendig. Es ist also das 13. Jahrhundert, das uns nach einer langen fundarmen Zeit die ersten Boten einer zunftmäßigen Betäti gung der Hafner bringt. Wir kennen noch keine Namen der Hafner aus dieser Zeit. Wir kennen aber eine Reihe von Formen ihrer Er zeugnisse, besonders den soeben oben S. 91 angeführten, zuerst auf tretenden dickwandigen, fast gleichweiten, plumpen Topf aus Graphitton mit dickem Rundwulstrand. Tafel X 1, Fundort Wels. In der Sprache dieser Zeit hat er den auf das oberdeutsche Gebiet be schränkten Namen: der haven, Mz. die häven. Nach ihm heißen die Erzeuger der Tonware die Hafner. In der Mundart heißt der Topf heute auch das Hefen. Für die zeitliche Einreihung dieser alten Form des Topfes, wie sie die Abbildung zeigt, aber auch für den Namen und die Gebrauchsweise des Topfes haben wir einen prächtigen Nachweis durch zwei Urkunden im oberösterreichischen Landes- °) Menghin O., Spätmittelalterliche Keramik, Führer durch die Schausamm lungen des Niederösterreichischen Landesmuseums (1925). ") Walcher, Bunte Hafnerkeramik, S. 30.
Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oberösterreich. 93 arcliiv, die eine Nr. 26 des Stiftsarchivs Gleink vom 7. Juni 1274, die andere Nr. 70 des Stiftsarchivs Garsten vom 16. Mai 1282'^). Beide tragen als Siegel das erkennbar redende Wappen des Sieglers mit der Darstellung des schweren Topfes dieser Zeit, sogar schon in schlankerer Form als dies die eben angeführte Abbildung des Welser Fundstückes darstellt. Tafel VII 18 zeigt das Wappenbild des Siegels der Urkunde vom Jahre 1274. In der Umschrift steht der Namen des Sieglers: Marchward Pruihaven (Gleink) und Marquard 2. Preuhaven (Garsten). Dieser Eigenname bedeutet also einen Häven. Nach Kluges etymologischem Wörterbuch der deutschen Sprache hängt das hier zum Häven gefügte Bestimmungswort: brauen, ahd. briuwan in seiner Wurzel auch mit dem Worte brodeln und dem Worte Brot zusammen, so daß für die gemeinsame Wurzel eine allgemeinere Bedeutung „durch Glut, durch Feuer bereiten" anzu nehmen ist. Dazu fügen sich die im Gesamtwörterbuch der deutschen Sprache von Kaltschmidt, Nördlingen, 1865 (wertvoll durch den oberdeutschen Wortschatz) zum Worte: brauen angeführten Be deutungen: „brühen, brodeln, sieden, schmollen, Bierkochen, ko chend mischen." Man darf also den Preuhaven genannten Topf keineswegs einzig mit Bierbrauen verbinden, sondern muß ihm allgemein die Bedeutung Brodeltopf oder Kochtopf beilegen. Die Form reicht noch in das 16. Jahrhundert, wie später bei der Dar stellung ihrer Entwicklung gezeigt wird. Die von Walcher®) für diese Topfart gebrauchte Bezeichnung Urne ist für den Kochtopf nicht anwendbar. Urne ist, wie er selbst S. 390 angibt, in späterer Zeit der Name für ein Weinmaß, das sich als Tongefäß von großem Umfang darstellte. Bei dieser alten Form trifft man, wie bei dem oben erwähnten Welser Fundstück eigenartige Verzierungen. Man sieht sie nur auf den Wulsträndern von Graphitgefäßen. Mit einem derben vierkantigen Holzstift sind dort auf dem dicken Wulstrande Einstiche gemacht. Tafel I 8 und 9. Aus den oberösterreichischen Museen kenne ich keine Beispiele. Menghin®) erwähnt solche Stich reihen. Aus dem Stadtgebiete Wels stammen 6 solche Stücke, jedes mit nur 3 Einstichen. (Museum Wels Inv.-Nr. 17.234, 20.300, 20.301, 20.386, 21.825 und 25.104.) Drei Stücke davon kamen allein aus dem Garten des Hauses Neugasse 5, dessen Besitzer stets sorgfältig die Tongefäß-Funde aus seinem Garten für das Museum sammelt. Mu seum Wels Inv.-Nr. 26.060 stammt aus Bachmanning, Tafel I 9, wo Oberlehrer Oberleitner aus den Äckern dort schon zahlreiche wich- ') 0. ö. Urkundenbuch III, S. 406, Nr. 443, und S. 547, Nr. 595. Landesarchivrat Dr. Erich Trinks stellte Gipsabgüsse der beiden Siegel zur Verfügung, wofür auch hier bestens gedankt wird. Walcher A. R. v. Molthein, Beiträge zur Geschichte mittelalterlicher Gefäß keramik, Kunst und Kunsthandwerk (1910), S. 95. °) Menghin, Spätmittelalterliche Keramik.
94 Ferdinand Wiesinger, / tige Fundstücke dem Museum zukommen ließ. Die Schmauchung der angeführten Bruchstücke reicht vom frühen Hellgrau zum späteren Schwarz, so daß man hier eine längere in das 14. Jahr hundert reichende Entwicklungsreihe annehmen muß. 3. Fundort: Johanniterspital in Enns. In diesen Zusammenhang fügt sich eine Gruppe von Topffunden aus dem Museum in Enns, die in die erste Hälfte des 14. Jahrhun derts einzureihen ist. Sie wurde im Jahre 1894 beim Räumen und Er weitern der Senkgrube im Hofe des Johanniterspitales aus dem Boden gehoben, nahe dem als Kapelle des Johanniterspitales be nützten und mit gotischen Wandmalereien geschmückten Torturme, dem sogenannten Erauentore. Es hat den Namen davon, weil die Straße durch das Tor zur Frauenkirche auf dem Anger im Römer lager führte, die im Jahre 1936 ausgegraben wurde. Die Erbauung dieses Johanniterhospizes wird in die Zeit von 1326—1338 verlegt. Zu dem Eunde gehören die Inv.-Nummern des Museums Enns: 1 bis 32, 34, 318, 323, 341 und 342. Es sind dies vollständig erhaltene und einige nur schwach beschädigte Gefäße aus hart gebranntem Gra phitton, Hpkelkrüge,-Tafel I Tafel III 5, Hefen,iTafel III 1, Tafel IV 1,1 Schüssel, glasiert. I 8, 9, 10, 12,1 sogenannte Plutzer, ■ Henkeltopf, Tafel III 3,1 Essigtöpfe, 'afel VII 21,1 und Ofenkacheln, Tafel VII 27. Neben diesen Gefäßen gab es auch eine große Menge Scherben. Die vielen ganz erhaltenen Gefäße, insbesondere auch die gleichzeitige Auffindung einer Schüssel mit Kirschkernen haben mit Recht veranlaßt, diesen Bodenfund als Bauopfer anzusehen. Das muß dazu führen, diesen gesamten Fund als das Material, das zur eben angeführten Bauzeit vorhanden war, zu bezeichnen. Aber auch dann, wenn das Material nur als Ablagerung einer Töpferwerkstätte angesehen werden sollte, könnte bei der Gleichheit der Formen und der Technik keineswegs auf einen längeren Zeitraum für die Ent stehung der Ablagerung geschlossen werden. So liegen nun mit diesem Fund mit aller Sicherheit Erzeugnisse aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts vor. Die besonderen Merkzeichen auf dem Rundwulstrande oder dem Henkel dieser Töpfe ebenso auf einigen Gefäßen in Schärding werden hier im Zusammenhange mit anderen, gleichartigen Merkzeichen, S. 102—107, besprochen. 4. Wiener Zeitangaben. Zu diesen in das frühe 14. Jahrhundert weisenden Funden aus Enns kommt eine Reihe sich anschließender Zeitangaben Walchers^"). ") Walcher, Mittelalterliche Keramik, S. 386.
Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oberösterreich. 95 Im Jahre 1315 wird das Hafnerhandwerk bereits in der öster reichischen Reimchronik erwähnt: „die da dränt aus Tahen Heven und Chrug." Wir fügen hinzu, daß das gotische Wort „thaho (Ton erde) heute noch in der Mundart als „Tacherd" (tach-erde) ge braucht wird. Im Althochdeutschen findet sich das Wort Tegel, in der Ilzstadt in Passau liegt ein Tegelberg. Für den Ton ist dann auch das Wort Lehm oder Leimen in Gebrauch. Oberleim und Niederleim bei Timelkam. Wir folgen aber weiter Walcher: Im Jahre 1333 wird die Hafneransiedlung in Wien erwähnt: „in vico, ubi itur inter figulos." Auch lutifiguli werden die Hafner genannt von lutum = Lehm. Vom Jahre 1333 angefangen tauchen auch schon die Namen von Hafnern in Wien auf und Walcher führt 9 solche Wiener Hafner aus dem 14. Jahrhundert an. 1375 wird der Hafner Liephardus de Lincza genannt. 1383 wird in Wien Ulrich der Hafner in der Chumphlukchen erwähnt. Mit dem Worte Kumpf ist die Bezeichnung eines Topfes, also eines Gegenstückes zu „haven" wiedergegeben. Nachdem oben angeführten Wörterbuch von Kaltschmidt bedeutet Kumpf den Kumpen, das tiefe Gefäß, die tiefe Schüssel, die Suppenschüssel, während die Lücke das Loch, die leere Stelle, ein eingezäuntes Feld bedeutet. Man wird deshalb hier an eine Örtlichkeit außerhalb des verbauten Stadtgebietes denken müssen. Das gleiche Beispiel bietet Freistadt, das heute noch mit der Ortsbezeichnung Hafnerzeile die früher außerhalb der Stadt gelegene Hafneransiedlung im Gedächt nis erhält. 5. Fundort: Wels, Kaiser Josef-Platz. Reiche Spuren einer Töpferei aus dem 14. Jahrhundert fanden sich in Wels im Jahre 1929 bei der Aushebung des Grundes für die Tankanlage des Kaufmannes Fitz am oberen Ende des Kaiser JosefPlatzes. Das war ebenfalls eine Töpferanlage außerhalb der Stadt mauer. Ferner gab es in Wels neben der ebengenannten Töpferei am oberen Ende des Kaiser Josef-Platzes „in der Vorstadt" genannt, eine solche außerhalb der Stadtmauer „am Kalchofen", die sich bei einer Erdaushebung im Hofe des Hauses Fischergasse 1 durch Ab fallmaterial kundgab und sodann 3 Hafner innerhalb der Stadtmauer in der Pfarrgasse, früher Hafnergasse genannt, in den heutigen Häu sern Nr. 8, 9, und 14. Die Funde aus den heute noch bestehenden Hafnereien Pfarrgasse 9 und 14 werden später besprochen werden. Für die Hafnerei in der Vorstadt werden Peter Vinkh (1489) und Hans Vinkh (1515—1552), für die Hafnerei am Kalchofen Andree Finkh (1576—1583) und Wolf Finkh (1568—1602) aus späterer Zeit genannt, wie man sieht, eine Familiengruppe für eine Zeit von 113 Jahren, so daß sie möglicherweise die Hafnerei in der Vorstadt
96 Ferdinand Wiesinger, schon im 14. Jahrhundert inne gehabt hat. Diese Zeitzuweisung er gibt sich deutlich aus den Funden. Vor allem ist anzuführen, daß die gesamte Tonware kein Graphittonerzeugnis ist. Sie besteht aus einem bildsamen Ton mit vielen feinen Kalkkörnern, wie er hier schon in der römischen Zeit allgemein verarbeitet wurde. Die Ge fäße sind dünnwandig und so hart gebrannt, daß der Ton gesintert (glasig geschmolzen) ist. Infolge des scharfen Brandes gab es an der Fundstelle zahlreiche mißratene Bruchstücke mit blasig aufge triebenen Wänden. Für die Zeitbestimmung sind die nachfolgenden Formen maßgebend, die hier nur allgemein angeführt sind und in der Reihe der Gefäßformen besprochen werden sollen. Ein ballonförmiger großer Krug (ein Essigtopf) mit Traghenkel und oberer Auslaufdüse, Tafel II 7, von derselben Art wie der in Enns beim Johanniterspital aufgefundene Tafel IV 1. Diesem ähnlich ist der aus hellgebranntem Ton bestehende, rädchenverzierte Topf aus dem Hausruck, Tafel II 9, der aber in das 15. Jahrhundert einzureihen ist, während die Welser Hafnerei noch in das 14. Jahrhundert zu ver legen ist. Dazu zahlreiche bauchige Töpfe mit abgerundetem Kanten wulst und Rillenbändern, Tafel XI 10. Endlich noch viele Bruch stücke, Wand- und Bodenstücke von dickwandigen bauchigen Ge fäßen mit abgerundetem Kantenwulst, die nicht so scharf gebrannt sind, wie die oben erwähnten Stücke. Dazu kommen noch Topf deckel und kleine Teller. Aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Töpferei, aus dem Boden des Hauses Kaiser Josef-Platz Nr. 30, stammt ein gerillter Kugeltopf, Tafel XI 8, ebenfalls nicht aus Graphitton und auch in die obige Zeit zu verweisen. 6. Fundort: Rauhripp in Enns. Eine zweite Fundgruppe in Enns stammt aus der Gegend der sogenannten „Rauhripp", in den alten Steuerlisten auch: „unter den Hafnern" genannt. Die Gegend liegt unterhalb der Stiege, die von der Linzerstraße auf dem Schmiedberg abwärts absteigt. Der Fund trat im Jahre 1931 zu Tage bei Verbesserung der Biegung der Bun desstraße unterhalb des Schmiedberges, wobei die Mauer des großen Gartens der Borromäerinnen einwärts gerückt werden mußte. Dort saßen in mittelalterlicher Zeit zahlreiche Hafner. In dem Vermögensverzeichnisse der Stadt Enns aus den Jahren zwischen 1393 und 1416 sind dort nach und nach 10 Hafner erwähnt. Nach der Angabe Primars Dr. Schicker soll es noch vor 80—100 Jahren vier Hafner in Enns gegeben haben. Die Funde an dieser Stelle lassen deutlich erkennen, daß dort eine Hafner-Abfallgrube oder wie die Sache mit dem technischen Ausdrucke lautet, ein Scherben-
Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oberösterreich. 97 häufen vorhanden war. Es fand sich dort mißratene Ware und Bruch, Topfränder und einige ganze Gefäße, sämtlich Graphitton. So die Beispiele Tafel III 2, 4 und 11 und drei sogenannte Plutzer wie Tafel III 5. Es sind noch Formen des 14. Jahrhunderts der der gleichen Zeit, wie die vom Johanniterspital. Aber mit aller Deut lichkeit gibt sich dort ein Übergang kund, da neben den alten Marken Tafel III 1 (auf dem Rand) und 3 (auf dem Henkel) der Rundwulsttopf mit dem österreichischen Bindenschild auftritt, Tafel III 2. Dieser Topf in der Form und Technik noch in das 13. Jahr hundert zurückreichend zeigt das Meisterzeichen, das in Wien erst im 15. Jahrhundert erwähnt wird. Im Jahre 1431 beschließt nämlich der Rat der Stadt Wien: Sämtliche Hafner haben ihre Erzeugnisse aus Eisenton mit dem Schild Österreichs und ihrer Werkstattmarke zu versehen. Der Abdruck des Bindenschildes auf dem Topfrande in Enns stellt jedoch noch kein so scharfes, mit kantigem Stempel hergestelltes Wappen dar, wie die Wiener Töpfermarken"), die außerdem den Schild nie allein, sondern nur in Verbindung mit dem Kreuz darstellen. Auch die dann zu erwähnenden Töpfermarken auf dem Hafnerzeller Geschirr zeigen oberhalb des Kreuzes, also nur nebenbei, den Streifen des Bindenschildes. Ich schließe also: Auch oberösterreichische Töpfer gebrauchen ursprünglich den Binden schild allein ohne Zusatzzeichen, so daß also der Ennser Topf kein Erzeugnis aus Wien, sondern ein vor die Wiener Markentöpfe zu rückreichendes, der Stadt Enns eigenes Erzeugnis aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts darstellt. Für den Gebrauch des österreichi schen Bindenschildes in Überösterreich ergibt sich sogar ein ge nauer Zeitraum"). Das Herzogtum Österreich sowie das Land ob der Enns und damit auch die herzoglichen Städte Wels, Linz und Ereistadt hatten seit dem letzten Babenberger Friedrich II., der 1230 die Regierung antrat, den rot-weiß-roten Bindenschild als Wappen. Steyr und Enns hatten als Teile des steirischen Herzogtums den steyrischen Panther als Wappenfigur. Seit Abtrennung der Herrschaft Steyr mit Enns vom steirischen Herzogtum und deren Anfügung zum Lande ob der Enns, d. i. seit 1254, waren diese beiden Städte ebenfalls zum Ge biete des Bindenschildwappens gehörig. Dieses Herrschaftszeichen verblieb dem Lande bis das neue, das gegenwärtig noch im Ge brauch stehende Landeswappen, eingeführt wurde, was frühestens unter dem Habsburger Albrecht III. (t 1395) geschah. Wenn Ennser Geschirr, wie dies anzunehmen ist, mit dem Bindenschild gestempelt wurde, so kann das erst in der Zeit nach 1254 geschehen sein. Mit dem Aufkommen des neuen Landes- ") Walcher, Mittelalterliche Keramik, S. 390. ") Lohninger J., Oberösterreichs Werdegang (1917). Jahrbuch des Oberösterreichisehen Musealvereiues. 87. Band. 7
98 Ferdinand Wiesinger, Wappens braucht aber für die Städte der Gebrauch des Binden schildes nicht verschwunden zu sein sowie ihn auch heute noch einige Städte Oberösterreichs im Wappen führen, gerade auch Enns, das im oberen Teil des Schildes sogar noch die alte Wappenfigur, den steyrischen Panther in der oberen Körperhälfte mitführt. Das mit dem Bindenschildzeichen versehene Hafen aus Enns Tafel III 2 muß nach seiner derben Ausführung noch in das frühe 14. Jahr hundert eingereiht werden. Aber allgemein reichen die Fundstücke aus dem Scherbenlager der Rauhripp auch noch in das 15. Jahr hundert hinein. Das Vermögensverzeichnis der Stadt Enns von 1393—1416 er wähnt in der Gegend von Rauhripp aber noch eine besondere Gruppe von Leuten, die „Hafenchewffel", vier an der Zahl. Das schon oben erwähnte, längst nicht mehr in Gebrauch befindliche Wörter buch (Kaltschmidt, Gesamt-Wörterbuch der deutschen Sprache aus allen ihren Mundarten, Nördlingen 1865) bietet immer, gerade für den süddeutschen Ausdruck wertvolle Auskunft, wo sogar Kluge versagt. Es gibt an: „Der Kaufl, die Käufl, süddeutsch die Kauf händler, Verkäufer. Sie heißen heute in der Mundart noch: die Vürkäufler." Wir ersehen also, daß kaufen, wie dies auch Kluge angibt, ursprünglich Handel treiben heißt und erkennen in den nächst den Hafnern angesiedelten Hafenkewffeln die Zwischenhändler, die die Ware dem Töpfer abnehmen und weiter handeln. Zwischenhändler werden schon in der Ennser Marktordnung vom Jahre 1330 (ge druckt bei F. Kurz, Österreichs Handel in älteren Zeiten, S. 387 f.) erwähnt. Das gleiche Wort wird auch noch in der Fischerordnung vom Attersee „etwas vor 1512" gebraucht^®). Die Herrschaft Kammer setzt sechs „geschworene Vischkewffl" ein und alle Fischer sollen nur diesen sechs Vischkewffeln verkaufen. Fremde Vischkewffl können nur mit Vorwissen des Pflegers von Kammer zum Kauf zu gelassen werden. Bei der besonderen Vorsorge mit der die Städte in das Wirtschaftsleben eingriffen, erscheint es nicht ausge schlossen, daß auch die Hafenkewffl Bestellte der Stadt waren. 7. Das Entstehen des Meisterzeichens. Bald mit dem 15. Jahrhundert entsteht also auf dem Schwarz hafnergeschirr das Töpferzeichen. Es wird in Wien 1431 ausdrück lich nur für die Ware aus Eisenton vorgeschrieben und 1527 wird besonders noch das Verbot erlassen, die Marke auch auf anderem Geschirr anzubringen. „Es soll hinfuran kein Meister den schilt ") Mück A., Die Geschichte des Marktes Unterach, Jahrbuch des Städtischen Museums und des Musealvereines Wels (1936).
Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oberösterreich. 99 Österreich und sein March stechen oder schneiden auf ander Hafenwerch dann allein auf eissendachtein^^)." Obwohl diese Nachricht sagt, daß die Hafner ihre Erzeugnisse aus Eisenton mit dem Schild Österreich und mit ihrerWerkstattmarke zu versehen haben, sehen wir, wie schon oben be merkt wurde, die Binde des Bindenschildes nicht in Wien, nicht in Tulln, nicht in Hafnerzell (Abb. 46—49, 50—51, 55), hier Tafel V 1 bis 15 als das Hauptstück der Marke. Nur nebenbei wird es hinzu gefügt. Das Hauptstück ist an diesen Orten das Kreuz, das italische, griechische, das Antoniuskreuz und das Tatzenkreuz. Wir ent nehmen aber auch aus der Vorschrift, daß der Meister den Schild Österreichs und sein Zeichen stechen oder schneiden soll. Es wird also von einem Zeichen geschrieben, das der Meister neben dem Wappen mit dem Bindenschild stechen oder schneiden soll. Wir haben oben die gestochenen oder geschnittenen Zeichen ange führt, die gestochenen nie mit einer Töpfermarke, sondern nur allein auf dem Topfrand gefunden, geschnittene kommen in der alten Zeit auch nur allein ohne Marke vor. Tafel I 11, II 1 und la. Bloß das Schnittzeichen Tafel I 10 kommt bei den Funden in Wels neben der Töpfermarke mit dem Zwingensteinerwappen, Tafel V 46, vor. Es muß also gesagt werden, daß unter den Marken eines Ortes ein zufällig vorhandenes Schnittzeichen wohl einen selbständigen Töpfereibetrieb bedeuten kann, daß aber das ursprünglich vorge schriebene Einstechen oder Einschneiden einer Marke neben der Stadtmarke alsbald außer Gebrauch gekommen ist. Wohl aber könnten die verschiedenen Formen der Stadtmarken (Wien, Walcher") auf Seite 390, zeigt 20 verschiedene Marken) auf die ein zelnen Töpfer hinweisen. Auch dieser Brauch hat sich nicht ge halten. Bei den zahlreichen Bodenfunden, die in Wels bei den Hafnerhäusern Pfarrgasse Nr. 9 und 14 gemacht wurden, ergaben sich im Hause Nr. 9 die Töpferstempel, Tafel V 17 und 18, und im Hause Nr. 14 die Töpferstempel, Tafel V 38 und 39, als die Marken des Hauses. Es zeigt sich demnach mit Sicherheit, daß noch im Laufe des 15. Jahrhunderts die Töpfermarke nicht mehr wie ur sprünglich Österreich, dann auch nicht mehr die Stadt, sondern das Töpferhaus oder dann überhaupt als Meisterzeichen den einzelnen Töpfer bedeutete. 8. Töpfereibetriebe an der Donau. Das 15. und 16. Jahrhundert kennzeichnet sich durch das Ent stehen großer Töpfereibetriebe an der Donau zur Erzeugung des Eisentongeschirres oder Graphittongeschirres. Die erwähnten Ver- ") Walcher, Mittelalterliche Keramik, S. 390—400.
100 Ferdinand Wiesinger, Ordnungen in Wien wegen Anbringung von Stempelzeichen auf diesem Geschirr sind entstanden als eine Maßregel im Wettkampf gegen die anderen Erzeugungsstätten, die sämtlich ihren Graphit aus den großen Lagern an der Donau bei Passau, wie auch noch außerdem aus Böhmen und Mähren bezogen. Es wurde bisher zu wenig beachtet, den Unterschied zwischen Graphittonware und bloß graphitierter Ware festzuhalten. Bei der Graphittonware ist der Ton mehr oder weniger stark mit Graphit vermengt. (Bei Schmelztiegeln bis zu Vg der Menge.) Bei der graphitierten Ware ist die aus unvermischtem Ton erzeugte Ware nach dem Fertig brande außen mit Graphit bloß eingerieben worden. Auch dieser Unterschied ist ein zeitweisendes Kennzeichen. Diese graphitierte Ware tritt erst mit Beginn des 17. Jahrhunderts ein. Von besonderer Bedeutung für das ganze Donaugebiet ist die Erzeugungsstätte Obernzell oder wie es auch hieb Hafnerzell nächst Passau. Walcher^O hat Ausführliches darüber erhoben. Unter Bischof Ulrich II. kam der Ort 1216 an das Hochstift Passau. Im Jahre 1367 zerstörten Passauer Bürger den Markt Obernzell. Nach mündlicher Überlieferung reicht die Tonerzeugung dieses Ortes in jene Zeit zurück, was im Hinblick auf die schon ins 13. Jahrhundert zurückreichenden, hier gefundenen Gefäße glaub lich erscheint. Der Ort war eine Haupterzeugungsstelle für das Graphittongeschirr und führte als Ortsmarke das Tatzenkreuz. Walcher") meint, daß diese Marke mit dem Wappen der Grafen Ortenburg zusammenhängt. Die Ortenburger standen mit dem Hoch stift Passau in enger Verbindung und saßen dort wiederholt als Dompröpste. Graf Czelin II., gestorben 1444, mehrte die Einkünfte der vom Grafen Repoto IV. von Ortenburg im Jahre 1288 erbauten Ölbergkapelle im Kreuzgang des Domes durch Renten aus den Gelderträgnissen im Bezirke Griesbach, wo sich der Hafenort Obernzell befand. In dem reichen, von Julius Theuer hinterlassenen Material zu seinen Wappenstudien findet sich auch das Wappen der bayrischen Ortenburger verzeichnet, es zeigt aber keineswegs das Tatzenkreuz, so daß also diese Marke nicht als Wappenfigur anzu sehen ist. Die Hafnerordnung dort vom Jahre 1530 hat zum ersten mal Walcher veröffentlicht. Die Erzeugnisse von Hafnerzell waren weit herum bekannt und geschätzt, und gingen in großen Plätten donauabwärts noch über Wien nach Budapest abwärts. Die Hafner ordnung von Salzburg vom Jahre 1578 besagt, daß „Häfen", die fälschlich mit „dem Zellermark" bezeichnet und doch keine „Zellerhäfen" sind, weder durch Fremde, noch durch einheimische Meister verkauft werden dürfen und daß damit niemand „geferlicherweiß" betrogen werden darf"). Schon im 17. Jahrhundert begann dort auch die Erzeugung von Schmelztiegeln. Es waren dies Töpfe aus
Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oherösterreich. 101 stark mit Graphit vermengtem Ton mit schmalem Fuß und weit aus gezogenem Rand, der in drei gerade Kanten gedrückt wurde. Es ist dies eine ähnliche Formungsart wie beim Ofenkachel. Hier wird der Topfrand in 4 gerade Kanten gedrückt oder wie man sagte: geviert. (Unten IB: Ofenkachel.) Walcher führt dann noch aus, daß eine Reihe von Töpfernamen besonders der Schmelztiegelerzeugung (Kapeier, Kaufmann, Mathes und Guglmeier) aus ältester Zeit noch in das 19. Jahrhundert reichen. 9. Eisentonware im Mühiviertel. Ebenso beginnt im Mühlviertel offenbar im Zusammenhange mit Obernzell die Erzeugung der Graphittonware im 15. Jahrhundert. Auch hier hat Walcher") die Grundlagen für eine Darstellung ge schaffen, auf die ich mich hier beziehe. Das Tiroler Geschlecht der Zwingenstein ist mit Georg von Zwingenstein vom späten 14. Jahr hundert bis zum Jahre 1407 im Besitze des Schlosses Hagenberg in der Pfarre Wartberg bei Prägarten gewesen, aber bereits mit dem genannten Georg ausgestorben. Das Wappen der Familie zeigt zwei übereinander gereihte Sparren. Nach Siebmachers Wappenbuch (Bd. IV, Abt. 5: Adel Oberösterreichs, bearb. v. Starkenfels-Kienbauer), S. 705, ist die Farbe der Sparren weiß, des Feldes rot. Der Zusammenhang der Familie mit den Graphitton-Töpfen ergibt sich dadurch, daß der dicke Wulstrand eines Graphittongefäßes mit dem Eindrucke dieses Wappens im Schutte der Burgruine Prandegg an der schwarzen Aist aufgefunden wurde. Das Stück befand sich nach Walcher aufbewahrt auf dem Schlosse Hagenberg. Es muß also an genommen werden, daß auf einer Besitzung dieser Familie eine Töp ferei betrieben wurde, die sich dieses Wappens bediente. Walcher möchte den Betrieb dieser Töpferei mit dem Ableben des Georg v. Zwingenstein abschließen. Jedoch dürfte die Hafner ei keineswegs von der Familie selbst, sondern von einem Pächter betrieben worden sein, der auch nach dem Ableben des Georg von Zwingenstein die ge wohnte Erzeugermarke der Herrschaft weiterführte. Bei der Nach forschung, wo dieser Betrieb gesucht werden muß, denkt Walcher im Hillblick auf das Zubringen des notwendigen Graphites an Örtlichkei ten an der Donau. Er bemerkt, daß sich im 16. und 17. Jahrhundert in Mauthausen vier bis fünf Hafnerwerkstätten befanden und ergänzt diesen Töpferbezirk durch das von Lehrer Georg Grüll in Münzbach zusammengestellte Material zu einem großen Hafnergebiet, das ne ben Mauthausen als Stapelplatz auch Perg, Schwertberg, Ried, Kar lingsberg, Pergkirchen und Lehenbrunn umfaßt. Ried war Besitz Walcher A. R. v. Molthein, Zur Geschichte der älteren Tonwarenerzeugung im Mühlviertel, Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Mühiviertels (1925).
Ferdinand "Wiesinger, der Ehegattin Ursula von Zwingenstein und dürfte wie Walcher be greiflich darstellt, der Sitz der Töpferei mit dem Wappen der Zwin genstein als Töpfermarke gewesen sein. Ich habe Gelegenheit ge habt, im Zusammenhang mit anderen keramischen Fragen über das Zwingensteiner Geschirr mit Dr. Brachmann in Freistadt und der eifrigen Sammlerin Frau Rosa List in Altenfelden Erhebungen zu pflegen. Es ist auffallend, daß trotz der reichen Eisentonkeramik im Museum Freistadt und auch sonst im Norden des Mühlviertels sich Zwingensteiner-Erzeugnisse nicht befinden. Das in Prandegg gefundene Stück ist, wie Frau List angeben konnte, im Schloß Ha genberg nicht mehr vorhanden. Bei meiner Nachschau nach mittel alterlicher Keramik habe ich auch sonst nirgends diese Zwingen steiner-Marke gefunden, nur, aber da in größerer Anzahl, in Wels. Aus dem Fundorte Wels liegen 7 Randstücke und aus Bachmanning 1 Randstück von Eisentonware mit diesem Stempel vor. Nur aus diesem Gebiet ist mir überhaupt diese Marke, Taf. V 46, bekannt. Ein ganzes Gefäß, jetzt aus den Bruchstücken zusammengesetzt, Taf. X 2, fand sich bei den Erdaushebungen des Baues des Preßver eines, Bismarckstraße, 1935. Zwei Randbruchstücke fanden sich auffallender Weise bei den schon oben erwähnten Erdaushebungen im Hafnerhause Pfarrgasse 9. Es ist ferner auffallend, daß sich auf allen 7 Stücken neben dem Abdruck des Zwingensteiner-Wappens ein eingeschnittenes Zeichen, zwei gekreuzte Schnitte, Tafel I 10, befindet. Das kann nur zu dem Schlüsse führen, daß auf dem Hafner hause Wels, Pfarrgasse 9, Eisentongeschirr mit der ZwingensteinerMarke, also zu Beginn des 15. Jahrhunderts, hergestellt wurde, das vom Hafner zugleich auch mit einer ihn bezeichnenden Marke ver sehen wurde. Eine Besonderheit ist die Zwingensteiner-Marke auch insoferne, als sie unter den von mir in Oberösterreich festgestellten Töpfermarken auf Eisentongeschirr außer dem österreichischen Bindenschild nur neben den wappenartigen Schnittmarken, Taf. V 45 und 47, eine wappenmäßige Darstellung ist. 10. Fingerspitzeneindrücke, Fingernagelkerben. Im Zusammenhang mit den hier im Absatz 2, Seite 93, erwähn ten Einstichen in den Topfrand und den im Absatz 11, S. 103, erwähn ten Schnittmarken muß auch anderer ähnlicher Merkzeichen auf den Gefäßen gedacht werden. Vor allem haben die hier im Absatz 3, S: 94, angeführten Gefäße aus dem Boden des Johanniterspitales in Enns Merkzeichen, die an die oben angeführten Zeichen erinnern. Die schweren Töpfe mit Rundwulst zeigen auf dem Wulst Finger spitzen-Eindrücke, zwei gegenüberliegende, Tafel II 8 und 12 und
Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oberösterreich. 103 III 1, während die Henkelkrüge und Plutzer am oberen Ansatz des Henkels gestreckte Fingernagelkerben aufweisen, Tafel II 10, 10a, 11 und Tafel III 5. Fingernagelkerben zeigen sich auch auf einigen Bruchhenkeln aus Wels, im Museum in Wels. Fingerspitzentupfen kommen vor auf Graphittontöpfen, Tafel IV 6—10, in Schärding. Man sieht, daß sich dort diese Tupfen auch in Gruppen zu drei Ab drücken, und dann in späterer Zeit zu langen auf Tonwülsten ab gedruckten, als Verzierung gedachten Eindrücken vereinigen. Ob mit dem Fingerspitzeneindruck oder der Fingernagelkerbe ein Töpferkennzeichen oder ein Kennzeichen für den Entstehungsort gegeben werden soll, läßt sich noch nicht sicher beurteilen, so lange nicht eine größere Anzahl von Funden vorliegt. Als einen Anhalts punkt könnte man versucht sein, die hier S. 98 angeführte Wiener Verordnung vom Jahre 1431 heranzuziehen, die neben dem Schild Österreichs auch das gestochene oder geschnittene „March" des Meisters erwähnt. So könnte also doch mit Vorsicht gesagt werden, daß die in das 13. Jahrhundert zurückgehenden schlichten Einstiche und Schnitte in den Topfrand und dann im Zusammenhang damit wohl ebenso die im 14. Jahrhundert festgestellten Fingertupfen und Fingernagelkerben des Geschirres im Sinne der genannten Wiener Verordnung als „march" der Meister angesehen werden dürfen. 11. Schnittzeichen als Töpfermarken. Im Zusammenhange mit dieser Verordnung stehen aber einige Schnittzeichen auf Eisentonware, die unabweisbar als Töpfermarken des 15. Jahrhunderts anzusprechen sind. Das ist vor allem die in Steyr vorhandene Marke, Tafel II 1 b, darstellend das lateinische T als das Kennzeichen der Töpfer von Tulln und daneben den Buch staben S, der auf den Namen des Meisters hindeutet. Aus Walcher") ist als das Tullner Hafnerzeichen das Kreuz in der Form des An toniuskreuzes zu entnehmen. Daß die Tullner Ware auch nach Oberösterreich gelangte, erkennt man daraus, daß von den durch Walcher mitgeteilten Marken die hier, Tafel V 14—16, wiedergege benen Formen: 14 zweimal in Freistadt, 15 ebenfalls in Steyr und 16 in Linz vorkommen. Auch die Marke Tafel V 45 stellt ein wappen artig geschnittenes Zeichen dar, das sich auf einem Randbruchstück im Landesmuseum befindet. Dazu kommen noch die in auffallender Zahl in Wels gefundenen Schnittmarken, Tafel I 10, die zum Teil aus dem Hafnerhause Pfarrgasse 9 stammen, neben dem aus einem Stempel abgedruckten Zwingensteiner-Wappen eingeschnitten und hier bereits S. 102 erwähnt sind.
/• 104 Ferdinand Wiesinger, Ein größeres Bruchstück eines gleichen Rundwulstrand-Topfes wie von sämtlichen hier eben erwähnten Töpfen zeigt die hier Ta fel I 11 angeführte Schnittmarke. Der Topf hat einen Randdurch messer von 15 cm. Es gibt hier keinen Zweifel, daß dies Töpfer marken sind. Neben diesen auf eine Hafnerwerkstätte hinweisenden Schnittmustern kommen häufig Schnittreihen an den Gefäßhenkeln vor, die sich als Verzierungen darstellen und das 14. und 15. Jahr hundert einnehmen, Tafel III 9 zeigt eine solche Schnittreihe auf dem Henkel eines Graphittonkruges aus Enns, der in die frühe Zeit des Johanniterspitales (Anfang des 14. Jahrh.) einzureihen ist. Die Ab bildungen Tafel IIS und 4 zeigen Beispiele dieser Verzierungen auf derben Henkeln von Graphittongefäßen aus Wels, wo sich fünf solche Muster fanden und eines solchen Gefäßes aus Bachmanning. Sie reihen natürlich in das 15., möglicherweise noch in das 16. Jahr hundert. Der große Essigtopf, Tafel 117, kein Graphittongefäß, sondern aus ungemischter Hafnererde, der hier S. 96 mit den Fundstücken der Töpferei am oberen Ende des Kaiser Josef-Platzes in Wels er wähnt ist, zeigt dieses Muster auf dem Topfhenkel. Er ist in das 14. Jahrhundert zu verweisen. Die Abbildungen, Tafel II 5 und 6, zeigen diese Verzierungen auf Henkeln von ungeschmaucht, hell gelblich rotgebrannten Gefäßen aus Hausruckton, die hier im II. Teil dieser Arbeit behandelt werden und, wie dort dargelegt wird, in das 15. Jahrhundert zu verlegen sind. Der nicht geschmauchte Topf aus unvermischter Hafnererde in der Form des alten „haven", Tafel X3, zeigt dieses Muster auf dem runden Wulstrand, Tafel II 2, das auch bei anderen in Wels gefundenen tongrundigen Wulstrücken wieder kehrt. 12. Segenszeichen, eingeschnitten oder erhaben gepreßt. Dazu gehört vor allem eine dritte Gruppe dieser Schnittmarken. Sie will nicht bloß verzieren, sondern am Gefäß ein Glückszeichen, einen Segenswunsch bedeuten. Dies ist vor allem zu erkennen auf dem prächtigen fast ganz erhaltenen Topf im Landesmuseum (luv. Nr. 553) ohne Fundangabe. Er trägt am Halse ein eingeschnittenes Hakenkreuz. Der Topf gehört zu den bauchigen Gefäßen mit Kanten wulst, Tafel XI 4a, und zeigt unterhalb der Schulter und beim Ein ziehen der Bauchwand auf einem flachen Rillenband je ein vier faches Wellenband. Der Schnitt ist abgebildet Tafel I 2. Auf dem Boden außen zeigt sich auch ein erhaben aufgepreßtes Balkenkreuz, das hier sofort unten erwähnt werden wird. Ein Randbruchstück eines Graphittongefäßes im Museum zu Enns ohne Inventarnummer zeigt ein Hakenkreuz in flotten Schnitten angebracht, Tafel II la. Ein
Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oberösterreich. 105 Randbruchstück; Fundort Wels, eines Graphittongefäßes, zur Hälfte erhalten, mit Rundwulstrand zeigt auf dem breiter ausgezupften Rand ein rechtwinkeliges Schnittgebilde, Tafel II 1 (ein halbes Hakenkreuz) von der gleichen Art wie die beiden Stücke aus Linz und Enns. Dieser Aufgabe, der Anbringung eines Segenszeichens, dienen aber auch aus vertieften Tonformen auf den weichen Ton aufgedrückte erhabene Darstellungen, wie besonders Kreuze. An der Wand des hier S. 131 besprochenen, in das 14. Jahrhundert zu verweisenden Topfes aus dem Landesmuseum, Tafel XI 4b, finden sich an der Schulter im Kreise abgeformt gotische Schriftzeichen durch Hakenkreuze unterbrochen, Tafel 13. Dieses Hakenkreuz mit den etwas abgerundeten Winkeln hat ein tausend Jahre älteres Vor bild in Steyr, Tafel I 1 und Tafel XI 3a, wo es auf einem Topfe an gebracht ist, der aus dem römischen Gräberfeld in Ernsthofen bei Steyr im Jahre 1919 gehoben wurde^®). Der in seiner Form den bauchigen Töpfen mit Kantenwulst, Tafel XI 4a, ähnliche Topf ist hier Tafel XI 3b abgebildet. Zugleich mit dem Topf wurde auch eine Armbrustfibel mit drei Knöpfen gefunden, durch die der Fund in das 4. Jahrhundert n. Chr. zu verweisen ist. Erhabene Abdrücke des Speichenkreuzes treffen wir außen ein gepreßt in den Topfboden mehrfach. Bei den Ausgrabungen") des römischen Morzg (Marciacum) bei Salzburg fand sich im Gräber feld neben spätrömischen Resten auch ein später, vielleicht erst in das 10. Jahrhundert einzureihender Topf aus dunkelgrauem Ton, der stark mit Sand vermischt ist. Auf dem Boden außen trägt er auf gedrückt ein Balkenkreuz und in den Kreuzfeldern je eine kantig umrissene Erhebung. Die sorgfältige Zeichnung des Ing. M. Hell er innert sogar an das Wiener Töpferzeichen, Tafel V 4, ohne Binden schild. Beninger^®) zeigt solche Gefäßböden aus Zellerndorf in Nie derösterreich aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts und aus Köttlach, aus dem 11. Jahrhundert. Vollständig übereinstimmend mit den Kreuzen aus Köttlach sind solche Kreuzabdrücke in Ober österreich aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Tafel I 4, aufgedrückt auf den Boden des hier eben wegen seines am Halse eingeschnitte nen Hakenkreuzes, S. 104 erwähnten Topfes, Inv.-Nr.553 des Landes museums, der hier S-. 131 noch besprochen und in das 14. Jahrhundert eingereiht werden soll. Tafel I 5 findet sich auf der Unterseite eines Topfdeckels in Braunau. Der Deckel hat zum Anfassen einen halb kreisförmigen, nach aufwärts stehenden Ringgriff. Die Kreuze, ") Pillewizer E., Ein römisches Gräberfeld in Ernsthofen bei Steyr, Mitteilun gen des Staatsdenkmalamtes (1919), 81, Fig. 82. ") Hell M., Das römische Morzg bei Salzburg, Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (1934), Abb. 5, 3. Beninger, Niederösterreich, Abb. 65 und 68.
106 Ferdinand Wiesinger, Tafel 16 und 7, finden sich auf den Böden außen von zwei Töpfen der alten Hausrucktöpferei in Piesing am Hausruck, die in das 15. Jahrhundert einzureihen sind und hier im II. Teil behandelt werden. Von besonderer Bedeutung ist die Kreuzesform, Tafel I 7. Ein emsiger Forscher, Josef Kern in Leitmeritz^®), befaßt sich schon seit langer Zeit mit Bodenzeichen, die auf dem Innen- oder Außen boden von Tongefäßen eingeritzt sind. Er findet das hier erhaben vorhandene Kreuz in derselben Dreiteilung der vier Zweigenden eingeritzt auf dem Innen-Boden einer jungsteinzeitlichen Schüssel und ebenso auf dem Innenboden eines Topfes aus slavischer Zeit in Leitmeritz. (Kern III, S. 16 und 21.) Er nennt dieses Kreuz das Krötenfußkreuz, da dieser dreigeteilte Zweig auf steinzeitlichen Ge fäßen sich deutlich zur Bildung der Hinterbeine und Vorderbeine eines skelettartigen Gebildes einer Kröte erweitert. (Kern I, S. 1 und 3.) Ing. Hell in Salzburg hat ähnliche Bodenzeichen in der Form dreizehiger Füße, eingeritzt im Boden auf spätkeltischen Gefäßen ge funden®®), die Oskar Paret Hahnenfüße nennt®0. Der Zusammen hang mit der Kröte ist durch den Abweg zu den slavischen Gleich stücken nicht ausgeschlossen und würde sich dann dem Volks glauben anschließen, in welchem der Frosch und die Kröte als Schutzhelfer eine wichtige Rolle spielen. Der Prähistoriker Martin Lienau konnte auf eine Krötendarstellung ebenfalls aus der frühesten Eisenzeit Italiens hinweisen, die sich auf einem Topfscherben im Quirinal in Rom befindet und wobei sich das Hakenkreuz neben Krötenfiguren darstellt. (Abb. Kern Sudeta VII, S. 11.) Es wäre sicher dankbar, einem solchen vom Neolithicum bis in die Zeit des 15. Jahrhunderts n. Chr. reichenden Überblick sorgfältig nach zugehen. In diesem Zusammenhang sei auch auf ein ähnliches der artiges Zeichen auf dem Außenboden eines Gefäßes hingewiesen, das mit Gräberfunden PittionP®) behandelt hat. Es ist dies ebenfalls eine kreuzartige Form, augenscheinlich mit Hakenenden. Auf die Gefäße, die Pittioni in das 9. bis 10. Jahrhundert n. Chr. einreiht, wird noch Seite 125 Bedacht genommen. ") Kern J., I Ein Tierbild auf einem Gefäßscherben der Spiralmäanderkeramik Böhmens, Mannus IX 1/2; II Jungsteinzeitliche Plastik und Graphik Nordwestböh mens, Sudeta VII; III Das Krötenfuß-Kreuz, Sudeta XI. ^°) Hell M., I Bodenzeichen auf Gefäßen der Spätlatenezeit, Wiener Praehist. Zeitschr. IX (1922), S. 109 f.; II Bodenzeichen auf keltischen Gefäßen aus Hallstatt, Germania (1934) S. 189 f.; III Keltische Töpferzeichen, Forschungen und Fortschritte (1935); IV Alte und neue Funde aus Hallstatt, Anthrop. Ges. Wien 1936. ") Paret 0., Der Graphit im vorgeschichtlichen Europa, Sudeta V, S. 52. ") Pittioni R., Das Gräberfeld von Bernhardstal, Praehist. Zeitschrift XXVI, 1935 S. 165—189, Tafel VI, Abb. 6 und 6a.
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