Die Österreichische Eisenstraße
Die Region Es gibt keine einheitliche Definition der Region, die wir als Eisenstraßen-Region oder Eisenwurzen bezeichnen . Wie Bachinger 1 anmerkt, wurde der Begriff der Eisen– wurzen im laufe der Geschichte für unterschied liche Gebiete verwendet. Ursprünglich bezeichnet e er d ie ,,Wurzel des Eisens", den steirischen Erzberg , und wur– de später auf die Gebiete der Eisenverarbeitung aus– gedehnt. Die Region war nie eine verwaltungstechnische Einheit, es war auch kein gesch lossenes Kammergut wie das Salzkammergut, verfügte aber über viele Gemeinsam– keiten , die es erlauben, von einer einheitlichen Region zu sprechen. Wesentlicher als gemeinsame Behörden war das gemeinsame Wirtschaften , die gemeinsame Kultur, waren die engen Verflechtungen im Leben der Menschen . Ein wichtiges Kennzeichen der Region war die Welt– offenheit . Die Produkte wie etwa die Sensen und Mes– ser wurden buchstäblich in die ganze Welt exportiert. Handelsbeziehungen bewirkten auch geistigen Aus– tausch . Die Menschen übernahmen hereinströmende Ideen und brachten Wissen und Kenntnisse aus dem Land in die Welt. Globalisierung ist keine Erfindung des 20. Jahrhunderts - das Eisenwesen unserer Region leb– te seit vielen Jahrhunderten von globalen Warenströmen und von vielfältigen internationalen Kontakten . Die „Eisenwurzen" Der Zeit entsprechend , etwas romantisierend im Stil, aber doch treffend im Inhalt, defi niert Pfeffer 1949 den ,,Wirtschaftsbezirk des lnnerberger Eisens", der in Ober– und Niederösterreich Eisenwurzen genannt werde: ,,Hier standen durch fast ein Jahrtausend alle Kräfte der Land– schaft, der Mensch und das Tier, Wald, Wasser und Ak– ker im Dienst des Eisens. Die Eisenschmelzwerke in Inn– erberg, die Eisenhämmer an der Enns und ihren Seiten– bächen , in denen das Rauheisen ausgehämmert wurde, die zahlreichen, der vielfältigen Weiterverarbeitung des Eisens und Stahls dienenden Werke, die Holzwirtschaft mit ihren Trittgewässern, Rechenbauten und Kohlstätten, das Proviantwesen , der gesamte Verkehr zu Wasser und zu Land verschmolzen hier zu einem einzigen großen Wirtschaftsbetrieb, dessen Bereich vom Erzberg bis an die Donau ausgriff - ein Gegenstück zu jener anderen geschlossenen Wirtschaftslandschaft Oberösterreichs an der Traunlinie, dem Salzkammergut. " 2 Nach Ruhri 3 bil– deten die drei Wirtschaftskomponenten Urproduktion, Weiterbearbeitung und -verarbeitung des Eisens und Eisenhandel die „von der Nordseite des Steirischen Erz– berges ausstrahlende, weitgehend vom Eisen geprägte Gewerbelandschaft, zusammengefaßt unter dem Begriff des ,lnnerberger Eisenreviers' oder auch der ,öster– reichischen Eisenwurzen"'. Die „Eisenstraße" im engsten Sinn , auch heute noch Eisen-Bundesstraße, bezeichnete den Weg von Inner– berg/E isenerz durch das Tal des Erzbaches nach Hieflau , wo das Eisen auf den Wasserweg der Enns um– geladen wurde. 4 Die österreichische Eisenstraße Im Folgenden wird unter der „Region der österreichi– schen Eisenstraße" jenes Gebiet verstanden , das über viele Jahrhunderte in seiner wirtschaftlichen , sozialen , ku lturellen und naturräumlichen Entwicklung vom Ei– sen bestimmt wurde , das hauptsächlich am Steirischen Erzberg abgebaut wurde . Es wurde in dieser Region verhüttet, zu Endprodukten verarbeitet und entweder hier verbraucht oder in großer Menge nach außen ver– handelt. Zu der Region gehören jedoch auch jene Gebiete, die die nöt igen Ressourcen für d iese Prozesse zur Verfü– gung stel lten, etwa das Holz (für Holzkohle) , und vor allem auch die erforderlichen Lebensmittel für die Ar– beitskräfte. Braudel spricht in einem solchen Fall von einem System verstreuter Manufakturen . Dabei sind Werkst ätten oder Betriebe über einen relativ großen Raum verteilt, jedoch miteinander verbunden . Solche ·verstreute Manufakturen, die sich bereits im Mittelalter herausgebildet haben, finden sich zwar vorerst haupt– sächl ich im Bereich der Textilerzeugung, jedoch sehr früh auch bei den Schmieden . Dabei sind der Bergbau , das Eisenhüttenwesen , die Schmieden und der Handel eng miteinander verknüpft. 5 5
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