Die Österreichische Eisenstraße

Anfänge der Arbeiterbewegung in der Eisenstraßen-Region Die Revolut ion des Jahres 1848 war eine bürgerliche Bewegung . Arbeiter waren daran nur unwesentlich be– teiligt. Nutznießer der Revolution waren vor allem die Bauern, die durch die mit dem Namen von Hans Kudlich verbundene Bauernbefreiung Ihre Abhängigkeit von den Herrschaften verloren , allerdings damit nicht unbedingt eine dauerhafte Verbesserung ihrer sozialen Lage er– reichten . In weiterer Folge steht mit dem Jahr 1848 auch die Reform der Verwaltung insbesondere in den Ge– meinden in Zusammenhang. Erst in den folgenden Jahrzehnten begannen sich die Industriearbeiter zu organisieren und erste Bemühun– gen um eine Verbesserung ihrer sozialen Situation zu realisieren . Doch die ersten Aktivitäten waren eher spontan und daher auch völlig erfolglos . Für 1867 ist in Steyr ein Arbeiterkrawall bei der Hammermühle nachgewiesen, der unter Einsatz von Gendarmerie und Militär nieder– geschlagen wird . Die Zuwanderung zahlreicher Arbeits– kräfte aus allen Teilen der Monarchie zu den rasch wach– senden Werken Josef Werndls führte zu zahlreichen Spannungen , die sich in Raufereien entluden . 1874 gab es einen größeren Arbeiteraufruhr in Steyr, der unter Einsatz von 280 Pionieren aus Linz und des Bürgerkorps beendet wurde. Einige Arbeiter wurden zu Freiheitsstra– fen verurteilt . 1881 fand erstmals im Casino eine „Sozialistenversammlung " statt. Arbeiterunruhen , wie die von 1889, fü r deren Unterdrückung wieder Militär angefordert wurde, waren eine wichtige Begründung für den Bau der Jägerkaserne in Steyr. Während in anderen Städten der erste Mai, der seit 1890 terdrückung der Bestrebungen der Arbeiter wurde, ge– stattete die Steyrer Waffenfabrik ihren Arbeitern , frei zu nehmen und den Tag zu feiern . Die Überlegung dah in– ter war wohl, daß d ie Erhaltung des Friedens dem Un– ternehmen durchaus nützlich sei - bei einem Verbot des Feierns wäre es unausweichlich zu heftigen Konflikten gekommen. Die ersten Organisationen der Arbeiterschaft zielten auf eine Verbesserung der Bildungssituation der Arbeiter. In Steyr wurde 1869 ein Arbeiter-Bildungsverein gegrün– det, aus dem im Jahr 1876 der „Allgemeine Arbeiter– Verein für Steyr und Umgebung" wurde. Etwa zur glei– chen Zeit entstand auch ein katholischer Arbeiterverein. 1889 kam es in Steyr zur Gründung eines Arbeiter– konsumvereins, 1896 folgte als erste gewerkschaftliche Organisation die Ortsgruppe Steyr des Verbandes der Eisen- und Metallarbeiter Österreichs. Die Forderungen der Arbeiterschaft in dieser Zeit be– trafen vor allem die Arbeitszeit (Forderung nach dem Achtstundentag) und die politische Mitwirkung (Forde– rung nach einem allgemeinen , gleichen und direkten Wah lrecht) . Viele der Forderungen wurden erst nach Ende des Ersten Weltkrieges endgültig erfüllt. Ab der Einführung eines allgemeinen Wahlrechts 1919 (ab 1908 waren nur die Männer wahlberechtigt gewesen) gibt es in der Stadt Steyr eine sozialdemokratische Mehrheit im Gemeinderat, die erst durch die austrofaschistische Diktatur und den Nationalsozialismus gebrochen wird. Steyr war eines der oberösterreichischen Zentren der Februarkämpfe 1934. als internationaler Feiertag der Arbeiter propagiert wur- Die Arbeitersiedlung auf der Ennsleite in Steyr wurde in den de, Anlaß zu heftigen Konflikten und gewaltsamer Un- 7 920er Jahren errichtet. 43

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