Die Österreichische Eisenstraße

REFORMATION UND GEGENREFORMATION AN DER OÖ. EISENSTRASSE Jahr 1625 wurde von der Reformationskommission ein katholischer Magistrat eingesetzt. Darüber hin– aus wurden die Aufträge der Obrigkeit zur Ausübung der katholischen Religion nicht eingehalten . Nach einer Verschärfung der Aktivitäten der Kommission , die zum Beispiel auch eine Verbrennung aller in den Häusern gefundenen protestantischen Bücher be– inhaltete, setzte ab 1626 eine Welle der Emigration ein. Die Katholisierungsmaßnahmen wurden jedoch durch das Ausbrechen der Bauernunruhen unterbro– chen. Steyr wurde kampflos dem Bauernheer über– geben, Wolfgang Madlseder übernahm die Führung der Stadtgeschäfte. In der Folge konnten die Prote– stanten wieder Gottesdienst abhalten , ein Prediger kam nach Steyr. Nach der Niederschlagung des Bau– ernaufstandes wurde Madlseder, der zeitweise mit den Bauern zusammengearbeitet hatte, verhaftet und schließlich im März 1627 in Linz hingerichtet. Sein Kopf wurde , auf einer Stange aufgespießt, in Steyr öffentlich präsentiert. Der Kopf wurde erst nach mehr als einem Jahr und nach zahlreichen Eingaben der Witwe abgenommen. Ab 1627 kam es w ieder zu ei– ner großen Welle der Emigration protestantischer Bürger der Stadt. Unterstützt wurde die Rekatholisierung durch eine Ordensniederlassung der Jesuiten in Steyr, d ie sich vor allem um das Schul– wesen kümmerte . Für den Bau des Collegiums und der später errichteten Michaelerkirche mußten elf Bürgerhäuser abgerissen werden , die im Zentrum der traditionell protestantischen Messereransiedlung im Steyrdorf standen. Wenn auch damit die Gegenre– formation in Steyr abgeschlossen erschien, wurden doch immer wieder Maßnahmen erlassen, da sich die Bevölkerung offensichtlich nicht vollständig „be– kehren " ließ . Vor allem in den „niedrigeren" Bevöl– kerungsschichten, deren Arbeitskraft benötigt wur– de, blieb der Protestantismus verbreitet. Unter den ersten Emigranten befanden sich einige der reichsten Bürger der Stadt, vor allem Händler, aber auch ein ige Handwerker. 1627 mußten beispielsweise zahl– reiche Messerer emigrieren. Einige Emigranten kehrten im laufe der Zeit jedoch „bekehrt" wieder nach Steyr zurück. Zwischen 1626 und 1628 verließen zumindest 237 Bürger die Stadt - überwiegend aus religiösen Gründen. Fast alle verfügten über Hausbesitz und ge– hörten den reichsten Gruppierungen der Stadt an. Sie mußten vor dem Abzug eine Nachsteuer entrichten, die bis zu 50 Prozent des Vermögens ausmachte. Ziele der Emigranten lagen im Deutschen Reich , in Ungarn , Niederösterreich sowie in Alpengegenden (wo sie kryptoprotestantische Gemeinden bildeten , die zum Teil bis zum Toleranzpatent Josefs II. bestanden). Im Jahr 42 1641 gab es in Steyr 724 Häuser, davon standen 218 leer und verfielen . Am stärksten betroffen war davon der Stadtteil Steyrdorf. Die Stadt war für lange Zeit rui– niert, erst Ende des 18. und vor allem im 19. Jahrhun– dert verbesserte sich die wirtschaftliche Situation wie– der. Die ausgewanderten Handwerker übten auch in der neuen Heimat ihre Gewerbe aus und verstärkten auf diese Weise die Konkurrenz für die oberösterreichischen Betriebe.

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