Die Österreichische Eisenstraße
Sensen geschlagen wurde, sondern auch Familien– zeichen war. Die Gewerkenfamilie Zeitlinger, Micheldorf. Die im 18. Jahrhundert zu Wohlstand gekommenen Gewerkenfamilien hatten durch Abstammung oder Ein– heiraten noch Verbindungen zum Bauernstand, sie be– trieben meist auch selbst Landwirtschaft, um eine weit– gehende Autarkie des Unternehmens zu erreichen . Ei– nige der erhaltenen Ensembles (wie etwa in Micheldorf oder Leonstein) zeigen heute noch diese Elemente des Zusammengehörens von Produktionsbereich, Wohnen und landwirtschaftl ichem Betrieb. Viele Elemente des Lebens der „schwarzen Grafen" lehnte sich an Verhaltensweisen des Adels an, wenn etwa viele der Gewerken eine Vorliebe für das Halten exotischer Tiere entwickelten, die Jagd pflegten oder kleine Parks anlegten. Schloßartige Herrenhäuser wa– ren die Regel. Einige der Sensenschmiedfamilien , wie etwa die Zeitlinger, Weinmeister oder Pießlinger, bewahr– ten ihre wirtschaftl iche und kulturelle Bedeutung über viele Generationen hinweg. Die Händler Handel durfte lange Zeit nur von den Stadtbürgern be– trieben werden. Zahlreiche Regelungen schützten die privilegierten Händler vor Konkurrenz. Dazu gehörten das Stapel- und Niederlagsrecht, die Bannmeile, der Straßenzwang. Ins Land kommende fremde Händler durften nur in den Städten kaufen und verkaufen , der Handel mußte mit Vermittlung der heimischen Bürger betrieben werden. Auf dem Land produzierte Güter, die über den Eigenbedarf hinausgingen, mußten auf den städtischen Märkten angeboten werden - nur auf den 38 MENSCHEN AN DER EISENSTRASSE Jahrmärkten oder Kirchtagen war kurzfristig der Han– del auch auf dem Land erlaubt. Aufgrund all dieser Rechte und Privilegien und wegen der sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Macht waren die Eisenhändler über einen langen Zeitraum die eigentlichen Beherrscher des Eisenwesens. Sie liefer– ten das Kapital zur Umstellung von kleinen Hammer– werken zu großen Betrieben mit Anwendung der Was– serkraft. Sie beherrschten auch die gesamte Weiterver– arbeitung durch das System des „Verlags". Durch das laufende Vorstrecken von Geld und Rohstoffen blieben die Schmiede in einer ständigen Abhängigkeit. Die finanzkräftigen Steyrer Händler beherrschten beispiels– weise durch ihr Verlags- und Ausfuhrmonopo l die Er– zeugung von Messern und Klingen in Steyr und Wels. Der Reichtum der großen Eisenhändler drückt sich in der Architektur der Bürgerhäuser in den Handelszentren -vor allem Steyr und Leoben - aus. Nur einige der größ– ten Produzenten - zum Beispiel unter den Sensen– schmieden - konnten dem Gleichwertiges entgegen– halten. Die Bedeutung etwa von Steyr wird von der Tat– sache unterstrichen , daß es um 1600 mit etwa 9.000 Einwohnern nicht nur die größte Stadt Oberöster– reichs , sondern die dritt- oder viertgrößte Stadt im heu– tigen Bundesgebiet war. 89 Die Bauern Die Bauern der Region waren in vielfältiger Weise in das System des Eisenwesens eingebunden. An erster Stel– le stand dabei ihre Funktion im Rahmen des sogenann– ten Verproviantierungssystems, wobei sie zeitweise in starke Abhängigkeiten gerieten. Mit der Verpflichtung , ihre über den Eigenbedarf hinausgehende Produktion ans Eisenwesen zu liefern, hatten sie zwar eine gesi– cherte Abnahme ihrer Erzeugnisse, standen aber einem Monopol gegenüber, das die Preisgestaltung diktierte. Es gab aber auch verschiedene Nebentätigkeiten für die Bauern . Besonders wichtig war für sie vor allem in den Waldgebieten die Köhlerei und das Kohlenfuhrwerk, die für manche nicht nur Nebenerwerb sondern Exi– stenzgrundlage wurden. 90 Die „Faßlkohler" arbeiteten im Auftrag der lnnerberger Hauptgewerkschaft in de– ren Eigen- oder Widmungswäldern . Durch den Bau der Meiler an den Länden bei den Holzrechen an der Enns verloren viele dieser Bauern ihre Arbeit. Auch bei der Köhlerei waren die Bauern, die in den herr– schaftlichen Wäldern Holzverlässe zugewiesen erhiel– ten, verpflichtet, ihre Produkte ausschließlich an einen
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