Die Österreichische Eisenstraße

Radwerke übernahmen , als auch Eisenhändler (z. 8. aus Leoben) , die zum Verkauf stehende Radwerke erwar– ben. Während der Gegenreformation mußten zahlrei– che protestantische Radmeister ihre Betriebe verkau– fen und das Land verlassen . Die Bergarbeiter waren zuerst - etwa im 12. Jahrhun– dert - im Nebenberuf Bauern - oder hauptberufliche Bauern waren im Nebenberuf Bergleute. Die Bearbei– tung einer Erzgrube war mit dem Besitz einer bäuerli– chen Hube verbunden. 79 Es gab also eine Besitzeinheit von Grube am Erzberg, Hof, Weide und Wald. Auch später sind in dem System parallele Strukturen am Berg und in der Landwirtschaft zu finden : Landesfürst als Berg- bzw. Grundherr untertaner „Facharbeiter" als Gruben- bzw. Hofbewirtschafter Hilfsdienste leistender als Knappe bzw. Knecht Bruckmüller8° stellt fest , daß überall dort, wo die Be– deutung von Bergbau und Verarbeitung der Berg– produkte im Spätmittelalter an Bedeut ung gewonnen hat, die Ausbreitung eines ländlichen Früh-Proletariats zu verzeichnen war. Die von Landwirtschaft geprägte Gesellschaft veränderte sich , große Scharen von be– sitzlosen Leuten entstanden , d ie für den Bergbau , die Verarbeitung und den Transport der Produkte, für die Waldwirtschaft und für die Erzeugung von Holzkohle zur Verfügung standen. Die Trennung von Berg- und Hüttenleuten und damit eine Intensivierung des arbeitsteiligen Prinzips wurde mit der Anwendung der Wasserkraft in den größeren Schmelzbetrieben notwendig. Im Bergbau arbeiteten die Häuer als Fachkräfte mit ungelernten Gehilfen, ebenso war in den Blähhäusern die Trennung von hochqualifi– zierten Fachkräften und angelernten Knechten festzu– stellen . Die Facharbeiter waren persönlich freie , oft im Gedinge arbeitende Leute, die, ähnlich wie die bäuer– lichen Knechte, auf Frist, oft ist das ein Jahr gewesen , aufgedungen wurden . 81 Die Aufgliederung der Berufe nahm im laufe des Spätmittelalters zu. ,,Der erste Mann am Berg war der Hutmann , mit ihm wurden die Arbeits– verträge geschlossen . Es folgten die Stollenhäuer und d ie Erzhäuer, schließlich die Truhenläufer und die Sackzieher. Der erste Mann beim Schmelzofen war der Bläher, er sortierte das Erz und war für Schmelze und Eisengüte verantwortlich . Der Möller füllte den Ofen , MENSCHEN AN DEREISENSTRASSE Drosger und Gradler zerkleinerten und rösteten das Erz und verkleideten und schlossen den Ofen. Für die Kohlenübernahme war der Kohlenfrächter zuständig , zuunterst in der scharf ausgeprägten Hierarchie waren die Wäscher, unter denen sich fallweise auch Frauen befanden." 82 Sozialer Aufstieg war am Berg kaum mög– lich , besser war die Situation in den Radwerken . Die Bergordnungen des 16. und 17. Jahrhunderts re– gelten unter anderem auch die Preise für Erz und - um stabile Preise gewährleisten zu können - über das Sy– stem der Verproviantierung auch die Lebenskosten der Arbeiter. Wenn auch dadurch das Existenzminimum für die Arbeitskräfte im Bergbau und in der Verhüttung ge– sichert war, gab es doch bet rächtliche Unterschiede in der Lohnhöhe zwischen den versch iedenen Berufs– gruppen. Die Arbeitszeit am Berg war in Innerberg schon um 1540 mit 8 Stunden täglich festgelegt, in den übrigen Berei– chen war sie jedoch wesentl ich länger. Berg- und Hüttenleute in Festtagstracht. Die besondere Bedeutung des Eisenwesens in Kriegs– zeiten führte dazu , daß die Bergknappen und später alle im Montanwesen Beschäftigten vom Militärdienst befreit waren . Anfänge der Versorgung von Alten und Kranken in Form von Bruderladen reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Im 18. Jahrhundert entwickel– te sich daraus eine spezifische Form der Sozialversi– cherung. Da die von den Mitgliedern - also von den Arbeitskräften - selbst durch Einzahlungen finanzierten Bruderladen das Ziel der Versorgung alter, kranker und invalider Bergleute und Arbeiter nicht aus eigener Kraft erreichen konnten, trugen die Gewerken mit verschie– denen Sozialleistungen zur Versorgung bei . Dazu ge– hörte Krankengeld, Finanzierung von Ärzten und Apo– theken und Beistellung von Wohnraum. Ende des 18. Jahrhunderts kam die Verpflichtung zur Zahlung von Renten an die Arbeitsunfähigen und an die Witwen und Waisen dazu. Damit war die soziale Absicherung im 35

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