Die Österreichische Eisenstraße

Menschen an der Eisenstraße Das Eisenwesen bestimmte über lange Zeit die wirt– schaftliche Entwicklung der gesamten Region und da– mit auch die Arbeitsplatzsituation . Viele Menschen wa– ren unmittelbar in den Bereichen des Erzabbaus, der Verhüttung und der Produktion von Eisenwaren be– schäftigt. Andere arbeiteten in der Land- und Forstwirt– schaft und in den vielen Versorgungs- und Zuliefer– berufen sowie beim Transport und waren daher mittel– bar vom Eisenwesen abhängig . Es ist schwierig, Ge– samtzah len der vom Eisenwesen lebenden Menschen zu ermitteln , angeführt sei beispielhaft, daß allein bei der lnnerberger Hauptgewerkschaft im Jahr 1678, ei– nem für das 17. Jahrhundert typischen Jahr, 2.714 Men– schen arbeiteten. 73 Im Jahr 1777 gab die Eisenindustrie der Steiermark etwa 65.000 Menschen Arbeit. Aufgliederung der Berufe Im 13. Jahrhundert gab es im steirischen Eisenwesen bereits eine berufliche Differenzierung mit Meistern, Schmieden und ihren Gehilfen , Eisenschmelzern und Verarbeitern . 74 Vielfach waren jedoch bis um 1250 die Bergleute am Erzberg auch jene, die den Schmelz– prozeß , also die Verhüttung , durchführten. Mit der Ein– führung der Wasserkraft zum Betrieb der Gebläse bei den Stucköfen und der Hämmer erfolgte die endgültige Trennung von Bergleuten einerseits und Eisenver– arbeitern andererseits. Die Fortschritte in den Arbeits– techniken und damit die Verfeinerung der Arbeitsteilung brachten eine weitere Aufgliederung der Berufe. Mit der Spezialisierung 75 war eine Erhöhung der Qualität der Produkte verbunden , sie machte aber auch einen Aus– bau der Verwaltung erforderlich . Betreiber des Bergbaues blieben die Radmeister, die auf diese Weise den Rohstoff für ihre Schmelzhütten selbst erzeugten. Doch stand das gesamte System unter straffer Kontrolle durch den Landesfürsten , als dessen Vertreter der Amtmann das Bergwesen , die Blähhäuser, Hammerwerke, Köhlereien und Rechen beaufsichtigte . Er war auch der zuständige Richter für alle Vorfälle an den Arbeitsstätten. Mit der Gründung der lnnerberger Hauptgewerkschaft wurde ein neues oberstes Organ geschaffen, der Kammergraf. Dessen Kompetenzen wurden immer mehr erweitert, sodaß er schließlich fak- 34 tisch zum Leiter der Hauptgewerkschaft wurde. Unter Maria Theresia wurde schließlich das Oberkammer– grafenamt geschaffen, das unter Josef II. 1783 aufge– hoben wurde. Die Organisation der Berufslaufbahn wich über lange Zeit von den in den Handwerkszünften üblichen Rege– lungen ab, die Arbeit an den schweren Hämmern, bei der Holz-, Kohlen- und Rechenarbeit stellte für viele eine Aufstiegsmöglichkeit aus dem bäuerlichen Dienst dar oder bedeutete Arbeitsmöglichkeiten für unehelich Ge– borene, denen der Zugang zu den Zünften verschlos– sen war. Berg-und Hüttenleute Der Abbau der Erze erfolgte bis ins 18. Jahrhundert rein händisch und zwar meist unter Verwendung von Eisen und Schlägel , die zum Symbol des gesamten Berg– wesens wurden . Die Entlohnung der Knappen erfolgte im Gedinge (Leistungslohn) oder nach der Zeit (Schicht). Knappen wurden zu Weihnachten aufgenommen, die Gedingarbeit war auf ein Jahr festgelegt.7 6 Bei der Verarbeitung des Erzes in den Stuckhütten wa– ren Bläher beschäftigt, die das Eisen sortierten und für die Schmelze verantwortlich waren . Dazu kamen die Gradler, Schlackensammler, Erzpocher und Hilfskräfte. Die Vernetzung der Berufe zeigt ein Beispiel aus Kärn– ten: ,, In der Mitte des 17. Jahrhunderts waren im Gmündner Bergbau 60 Holzknechte, 60 Köhler, 2 Bläh– meister, 6 Knechte, 9 Schaufler, 4 Hammerarbeiter, und 18 Knappen am Berg beschäftigt. 39 Mann, die als Berg– oder Hüttenarbeiter anzusprechen waren, standen 120 Holzknechte und Köhler gegenüber. Ein Arbeiter in der Grube gab rund acht anderen Arbeitern Verdienst– möglichkeit und schuf, wenn man eine Familie mit 3 Per– sonen berechnet, 24 Menschen Unterhalt. Nicht einge– rechnet sind die Fuhrleute, Wagner, Schmiede, Wirte und Bauern , die alle vom Eisenhandel Nutzen zogen ." 77 Die ersten Radmeister gingen wohl aus dem Bergbau hervor, wie ja überhaupt über einen langen Zeitraum der Betrieb des Bergbaus und die Verhüttung eng zu– sammengehörten. Im 16. Jahrhundert gingen viele Rad– werke in die Hände von Verlegern über. 78 Dazu gehör– ten sowohl Hammermeister, die die von ihnen verlegten

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